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Geldwäscherei mit Derivaten von Wolfgang Hafner und Gian Trepp

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Morgenthau im Fall BCCI eine Strafuntersuchung. Die prominentesten Angeklagten waren Robert<br />

Altman <strong>und</strong> Clark Clifford, denen unter anderem Beihilfe bei der illegalen Übernahme <strong>von</strong><br />

American Bankshares durch die BCCI vorgeworfen wurde. Die Klage gegen Clifford wurde wegen<br />

Herzbeschwerden <strong>und</strong> hohen Alters fallen gelassen, während Altman später freigesprochen<br />

wurde. 79<br />

Im Gefolge des ganzen Aufsehens um die <strong>Geldwäscherei</strong>affäre <strong>von</strong> Tampa stürzte die BCCI in<br />

eine Finanzkrise. Das Vertrauen der Geldwäscher muss weggeschmolzen sein wie der Schnee an<br />

der Sonne. Das Geschäft der drei einstmals hoch profitablen Florida-Filialen (Tampa, Miami, Boca<br />

Raton) brach zusammen. In Panama, Grand Cayman, Aruba, den Bahamas <strong>und</strong> den Bermudas sah<br />

es nicht viel besser aus. Die BCCI-Jahresrechnung 1989 wies erstmals einen Verlust <strong>von</strong> 498<br />

Millionen Dollar aus. Gleichzeitig entzog der CIA nach dem Rückzug der Sowjetunion aus<br />

Afghanistan <strong>und</strong> dem Fall der Mauer in Berlin der BCCI seine schützende Hand.<br />

In dieser dramatischen Situation flog Bankpräsident Swaleh Naqvi zu seinem grossen Mentor <strong>und</strong><br />

Vorgänger Abedi, der sich als schwer herzkranker Mann in Karachi pflegen liess. Naqvi überredete<br />

Abedi zu einen letzten Bittgang nach Abu Dhabi. Nach einer dramatischen Sitzung im<br />

Scheichspalast liess sich Abedis alter Wohltäter al-Zayed nochmals erweichen. Mit den Worten:<br />

pflege du nur deine Ges<strong>und</strong>heit, ich schaue nach der Bank“, schoss al-Zayed nochmals gut zwei<br />

Milliarden Dollar frisches Kapital ein. Doch er stellte Bedingungen. Swaleh Naqvi wurde<br />

kaltgestellt <strong>und</strong> <strong>von</strong> al-Zayeds persänlichem Finanzberater Zafar Iqbal als neuer starker Mann der<br />

BCCI abgeläst. Die BCCI-Zentrale <strong>mit</strong>samt dem Geschäftsarchiv <strong>und</strong> der laufenden Buchhaltung<br />

musste <strong>von</strong> London nach Abu Dhabi verlegt werden. Mit diesem Antikrisenprogramm al-Zayeds<br />

waren auch die Bank of England, das College of Regulators <strong>und</strong> die externe Revisorin Price<br />

Waterhouse einverstanden.<br />

Wenig später bestellte der neue starke Mann Zafar Iqbal bei Price Waterhouse einen<br />

Untersuchungsbericht über den tatsächlichen finanziellen Zustand der Bank nach al-Zayeds<br />

Milliardenspritze. Darauf erstellte Price Waterhouse den so genannten Sandstorm-Bericht, der<br />

Iqbal am 17. Juni 1991 abgeliefert wurde. Darin kommt Price Waterhouse zu verheerenden<br />

Bef<strong>und</strong>en. Der Sandstorm Bericht qualifizierte die BCCI-Jahresrechnung seit 1976 als<br />

systematischen Betrug. Die ganze BCCI-Buchhaltung widerspiegle nicht die effektiv<br />

abgewickelten Geschäfte, sondern sei ein fiktives Zahlengebilde <strong>mit</strong> nur geringfügigem<br />

Realitätsbezug sowohl bei den Aufwand- <strong>und</strong> Ertragsposten als auch bei den Aktiven <strong>und</strong><br />

Passiven. Der Kerry-Bericht, der den Sandstorm-Bericht auszugsweise zitiert, kritisiert Price<br />

Waterhouse weil die Revisorin die gefälschten Bilanzen der BCCI Cayman <strong>und</strong> ab 1987 die<br />

Rechnung der Gesamtbank bis 1989 stets anstandslos testiert hatte. Worauf Price Waterhouse diese<br />

Kritik <strong>mit</strong> dem Hinweis zurückwies, sie sei <strong>von</strong> der BCCI <strong>von</strong> Anfang an belogen worden.<br />

Auch die BCCI-Liquidatorin Touche Ross (heute Deloitte & Touche) hat Price Waterhouse<br />

deswegen kritisiert, die betrügerischen Manipulationen der BCCI-Buchhalter während Jahren<br />

übersehen zu haben, <strong>und</strong> gerichtliche Klage eingereicht. Ebenso klagte Touche Ross gegen Ernst &<br />

Whinney, die bis 1987 die BCCI (SA) in Luxemburg revidiert hatten, bevor Price Waterhouse<br />

1987 Alleinrevisor geworden war. In einer aussergerichtlichen Einigung leisteten die beiden<br />

Angeklagten schliesslich Schadenersatz für ihr Fehlverhalten: Die drei nationalen Filialen Price<br />

Waterhouse UK, Price Waterhouse Luxemburg <strong>und</strong> Price Waterhouse Grand Cayman zahlten<br />

insgesamt 95 Millionen Dollar, Ernst & Young kam <strong>mit</strong> 30 Millionen Dollar weg. 80<br />

79 Der Freispruch erfolgte durch eine New Yorker Jury nach einem Aufsehen erregenden Prozess im August 1993.<br />

(WSJEurope 16. 8. 93) Die Jury glaubte Altmans Beteuerungen, er <strong>und</strong> Clifford seien <strong>von</strong> Abedi belogen worden.<br />

Im Februar 1998 zahlten Clifford <strong>und</strong> Altman in einer Zivilklage wegen ihres Verhaltens im Falle BCCI/First<br />

American Bankshares 5 Millionen Dollar Schadenersatz.<br />

80 „Lloyds list“, 23. 9. 98

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