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Geldwäscherei mit Derivaten von Wolfgang Hafner und Gian Trepp

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veranlasst hatte, gab später bei der Kerry-Kommission zu Protokoll, die Er<strong>mit</strong>tler hätten bei<br />

Capcom US keine <strong>Geldwäscherei</strong> festgestellt. Die einzelnen Missachtungen der<br />

Handelsvorschriften des Commoditiy Exchange Act durch die Capcom US hätten keine<br />

erkennbaren Muster feststellen lassen, die <strong>Geldwäscherei</strong> nahe legten. Zum grossen Erstaunen <strong>von</strong><br />

Senator Kerry hatte Gramm auch erklärt, die CFTC habe noch nie eine Untersuchung wegen<br />

<strong>Geldwäscherei</strong> gemacht, obwohl das US-Antigeldwaschgesetz damals bereits über fünf Jahre in<br />

Kraft war.<br />

Genau gleich wie die Richter <strong>von</strong> Old Bailey haben auch CFTC <strong>und</strong> CME den entscheidenden Trick<br />

Ali Akbars, das schmutzige Geld als Verlust in einem Derivatgeschäft verschwinden zu lassen,<br />

nicht gesehen oder nicht sehen wollen. Anders als <strong>von</strong> britischen Juristen, hätte man jedoch <strong>von</strong> der<br />

US-Derivatüberwachung erwarten kännen, dass sie den Zusammenhang zwischen <strong>Geldwäscherei</strong>,<br />

der systematischen Missachtung <strong>von</strong> Bärsenhandelsregeln <strong>und</strong> der da<strong>mit</strong> mäglichen Zuweisung <strong>von</strong><br />

Verlusten an die einzelnen Kontrakte benennt.<br />

Zum besseren Verständnis des Verhaltens <strong>von</strong> CFTC <strong>und</strong> CME hilft ein Blick auf den damaligen<br />

politischen Kontext des US-Derivatgeschäftes. Nach dem Bärsencrash vom Oktober 1987 war die<br />

Derivatindustrie in ein Image-Krise geraten. Eine Koalition <strong>von</strong> populistischen Politikern <strong>und</strong><br />

kritischen Akademikern hatte diesen Crash den <strong>Derivaten</strong> anlasten wollen. Das computerisierte<br />

Hedging (auch Programmhandel genannt) hatte den durch Kursverfall ausgelästen Verkaufsdruck<br />

erst zum unkontrollierten Kursabsturz angeheizt. Eine Crash-Analyse des konservativen Wall-<br />

Street-Bankers <strong>und</strong> Derivatskeptikers Nicolas Brady zuhanden des damaligen US-Präsidenten<br />

Ronald Reagan klagte die Derivate ebenfalls an. Brady, der Anfang 1989 zum US-Finanzminister<br />

avanciert war, regte nach dem Mini-Crash vom Oktober 1989 neue <strong>und</strong> einschneidende<br />

Kontrollmassnahmen für die Derivatmärkte vor. (Die Überwachung des Aktientermingeschäftes<br />

sollte vom zahmen CFTC zur schärferen Securities and Exchange Commission (SEC) übergehen.)<br />

In dieser Situation empfahl es sich für die Derivatbranche nicht, den Fall Capcom an die grosse<br />

Glocke zu hängen. Eine auf der Auswertung des Falles Capcom basierende Warnung des CFTC<br />

vor der <strong>Geldwäscherei</strong> <strong>mit</strong> <strong>Derivaten</strong> hätte der Derivatindustrie einen weiteren schweren Schlag<br />

versetzt. (Siehe dazu Miller, Merton: On Derivatives, New York 1997)<br />

3.3.3 Das Ende der BCCI<br />

Die hier geschilderte Schliessung der Derivathändlerin Capcom wurde <strong>von</strong> der Öffentlichkeit<br />

kaum wahrgenommen. Im Zentrum der Aufmerksamkeit stand die BCCI selbst. Nach der Anklage<br />

vom Oktober 1988 beauftragte die Zentrale in London die US-Anwälte Clark Clifford <strong>und</strong> Robert<br />

Altman <strong>mit</strong> der Verteidigung. Die beiden Anwälte, die der BCCI wie erwähnt auch als<br />

Strohmänner im Verwaltungsrat der gehaltenen US-BCCI-Filiale American Bankshares gedient<br />

hatten, stellten für das Verfahren in Tampa unverzüglich ein hochkarätiges Verteidigerteam<br />

zusammen. Gegen die schlechte Presse, unter der die BCCI weltweit zu leiden hatte, wurde die<br />

PR-Agentur Hill & Knowlton engagiert. Im Januar 1990 handelten die BCCI-Anwälte <strong>mit</strong> den<br />

Staatsanwälten in Tampa ein freiwilliges Schuldeingeständnis aus. Die oberste BCCI-<br />

Geschäftsleitung unter Swaleh Naqvi erklärte, <strong>von</strong> Awan, Bilgrami <strong>und</strong> anderen betrogen <strong>und</strong><br />

belogen worden zu sein. Die BCCI versprach, ein strenges Anti-Geldwasch-Kontrollsystem<br />

einzuführen, <strong>und</strong> zahlte Bussen <strong>und</strong> Entschädigungen in dreistelliger Dollarmillionenhähe.<br />

Nach dem freiwilligen Schuldeingeständnis legte die BCCI-Untersuchungskommission <strong>von</strong><br />

Senator Kerry ihre Arbeit vorerst auf Eis. Chef-Investigator Jack Blum verliess die Kerry-<br />

Kommission, sein Wissen über die Kriminalität der BCCI bot er dem US-Justizministerium an.<br />

Dieses zeigte sich jedoch an seinen Informationen nicht interessiert. Darauf wandte sich Blum an<br />

Robert Morgenthau, der als Staatsanwalt für das südliche Manhattan zuständig war. Der damals<br />

bereits 71-jährige Morgenthau war seit 1975 für die Strafverfolgung im New Yorker Finanzdistrikt<br />

zuständig <strong>und</strong> hatte sich, unterstützt <strong>von</strong> seinem Stellvertreter John Moscow, durch ein<br />

ungewähnlich scharfes Durchgreifen gegen die Finanzkriminalität profiliert. Darauf eräffnete

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