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Geldwäscherei mit Derivaten von Wolfgang Hafner und Gian Trepp

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Im Rückblick lassen sich folgende mögliche Faktoren als ausschlaggebend für<br />

Undurchführbarkeit der Expertinnenbefragung eruieren:<br />

- Ungenügende Aufarbeitung des theoretischen Hintergr<strong>und</strong>es für Expertinneninterviews<br />

- Konjunkturell schlechte Situierung der Umfrage <strong>und</strong> zu kurzer Zeithorizont<br />

- Auch Änderungen im Vorgehen bei der Befragung, d. h. der Versuch, mehr eine Diskussion<br />

<strong>und</strong> weniger eine Befragung durchzuführen, brachte keine wesentlich anderen Ergebnisse<br />

2.1 Mangelnde Aufarbeitung des theoretischen Hintergr<strong>und</strong>es für Experteninterviews<br />

2.1.1 Der positivistische Ansatz: verwischte Interessenkonflikte<br />

Bis heute fehlen umfassende, strukturelle Analysen des Befragtenverhaltens bei<br />

Experteninterviews. „ExpertInneninterviews - vielfach erprobt, wenig bedacht" ist<br />

bezeichnenderweise der einzige ausführliche Aufsatz zu dem Thema <strong>von</strong> Meuser <strong>und</strong> Nagel<br />

betitelt. 33 Insbesondere gibt es kaum wissenschaftliche Abhandlungen, in denen die Relativität<br />

<strong>und</strong> Aussagekraft <strong>von</strong> Untersuchungen bezüglich möglicher bewusster oder unbewusster<br />

Manipulationsabsichten der Befragten reflektiert wird. Warum dies der Fall ist, kann nur<br />

vermutet werden. Es scheint, als ob Befragende in einer wissenschaftlichen Untersuchung bei<br />

Expertenbefragungen<br />

<strong>von</strong> der nicht klar definierten Annahme ausgehen, wer Experte sei, müsse gewissen<br />

Objektivitäts- <strong>und</strong> Transparenzansprüchen folgen. Experten gelten demnach in einem<br />

spezifischen Kontext als Autoritäten. Experten wird in diesem Zusammenhang der Status des<br />

Wissenschaftlers eingeräumt.<br />

Grenzen <strong>und</strong> Interessenkonflikte zwischen dem befragenden Wissenschaftler <strong>und</strong> dem<br />

befragten Experten drohen so verwischt zu werden. Implizit bestätigt der Soziologe Karl-<br />

Heinz Hillmann diese relativ unkritische Haltung der befragenden Wissenschafter gegenüber<br />

den befragten Experten, wenn er im „Wörterbuch für Soziologie“ den Begriff „Experte“<br />

folgendermassen umschreibt: „(Experten sind) diejenigen Angehörigen qualifizierter<br />

Berufsausbildung <strong>und</strong> -erfahrung, bei denen sich theoretisches Wissen <strong>und</strong> praktische<br />

Erfahrung über einen speziellen fachlichen oder organisatorischen Teilbereich einer gesamten<br />

Kultur - mehr oder weniger unersetzbar - abger<strong>und</strong>et vertiefen.“ 34<br />

Experten werden unter diesen Prämissen - es seien hier beispielhaft nur die Stichworte<br />

„qualifiziert“ <strong>und</strong> „unersetzbar“ erwähnt - überhöht <strong>und</strong> unangreifbar dargestellt.<br />

Entsprechend der Rolle, die die Wissenschaftler den befragten Experten zubilligen, müssen<br />

sich bei den Experteninterviews die Befragenden dem Befragten ohne „vorgefasste Theorie<br />

(nähern), die vor der eigentlichen Forschung das Relevante in Konzepten <strong>und</strong> Hypothesen<br />

vorschreibt“. 35 So soll es dem Untersuchungsgegenstand möglich werden, „<strong>von</strong> sich aus in<br />

Erscheinung zu treten“. Das heisst, die Wissenschaftler sollten sich primär zum Sprachrohr<br />

der Experten machen.<br />

2.1.2 Gründe für das Scheitern <strong>von</strong> Experteninterviews aus positivistischer Sicht<br />

Entsprechend der den Experten zugeordneten Rolle als „objektiver“ <strong>und</strong> „qualifizierter“<br />

Auskunftgeber, reduzieren sich die Möglichkeiten des Scheiterns <strong>von</strong> Experteninterviews auf<br />

entsprechende Kontaktnetze aufzubauen, was wiederum auf eine gewisse - in diesem Fall erfolgreiche - Zufälligkeit bei<br />

Arbeiten dieser Art verweist.<br />

33 Michael Meuser <strong>und</strong> Ulrike Nagel: „ExpertInneninterviews - vielfach erprobt, wenig bedacht“, in: Detlef Garz,<br />

Klaus Kraimer (Hrsg.): „Qualitativ-empirische Sozialforschung“, Opladen, 1991<br />

34 Karl-Heinz Hillmann: „Wörterbuch der Soziologie“, Stuttgart 1994 unter den Stichworten „Befragung“ <strong>und</strong><br />

„Befragter“<br />

35 Christel Hopf: Qualitative Interviews in der Sozialforschung - ein Überblick; in: „Handbuch qualitative<br />

Sozialforschung“, herausgegeben <strong>von</strong> Uwe Flick et alius, München, 1991, S. 177ff

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