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Geldwäscherei mit Derivaten von Wolfgang Hafner und Gian Trepp

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5,5 Milliarden Dollar kurzfristig angelegtes Geld. Besonders initiativ war Ali Akbar in der<br />

Terminspekulation, obwohl er an seinem früheren Arbeitsplatz in Oman keinerlei Erfahrungen <strong>mit</strong><br />

Optionen, Futures <strong>und</strong> Swaps hatte sammeln kännen. Zu Beginn der Achtzigerjahre erlebte das<br />

Finanztermingeschäft in London seinen europäischen Take-off. Die anfänglich auf Rohstoffe,<br />

Devisen <strong>und</strong> Aktien beschränkte Palette der Basiswerte erweiterte sich auf Zinsen, Indices <strong>und</strong><br />

vieles andere mehr. Während gleichzeitig die Fortschritte in der Informations- <strong>und</strong><br />

Computertechnologie, die Erkenntnise der Finanzmarkttheorie (Black-Scholes Formel zur<br />

Optionspreisberechnung) sowie die Eräffnung neuer Derivatbärsen (z. B. Liffe in London), eine<br />

exponentielle Ausdehnung des Handelsvolumens erlaubten. Die damals brandneuen<br />

Zinsterminkontrakte hatten es Ali Akbar besonders angetan, Ende 1985 führte er offene<br />

Zinsterminpositionen <strong>mit</strong> einem Nominalwert <strong>von</strong> elf Milliarden Dollar in seinen Büchern.<br />

3.2.1.1 Die erste Capcom<br />

Im Sommer 1984 gründete Ali Akbar in seinem Domizil in London die Capital Commodity<br />

Dealers Ltd. Darauf verkaufte er die Gesellschaft an die bereits erwähnten saudischen BCCI-<br />

Aktionäre Kamal Adham <strong>und</strong> Abdoul Raouf Khalil, welche deren Kapital aufstockten <strong>und</strong> sie in<br />

Capcom Financial Services (Capcom UK) umfirmierten. Ali Akbar handelte auch für private<br />

Derivatgesellschaften <strong>von</strong> Khalil <strong>und</strong> Adham.<br />

Neuer Capcom-Revisor wurde Arthur Andersen. In den Capcom-Verwaltungsrat traten drei US-<br />

Amerikaner ein, Bob Magness, Larry Romrell <strong>und</strong> Robert Powell. Die Mittel zum Kauf ihrer<br />

Minderheitsanteile bekamen Magnell <strong>und</strong> Romrell als nach aussen nicht sichtbare, nicht<br />

rückzahlbare Kredite <strong>von</strong> Ali Akbar. Das Geld floss über zwei verdeckte Akbar-Gesellschaften in<br />

Panama: die <strong>von</strong> Rechtsanwalt Franz Pucher in Vaduz administrierte Peniel Investments Inc. <strong>und</strong><br />

die <strong>von</strong> Rechtsanwältin Cecile Ringenberg in Genf administrierte Paten Holdings.<br />

Gleichzeitig gründete die englische Capcom eine Filiale in Chicago, die Capcom Futures. Chef der<br />

US-amerikanischen Capcom-Filiale war Mohammed Saghir, ein alter Fre<strong>und</strong> <strong>von</strong> Ali Akbar aus<br />

der BCCI-Filiale in Oman.<br />

Als die Capcom am 17. September 1984 in London <strong>mit</strong> <strong>Derivaten</strong> zu handeln begann, gab es gegen<br />

aussen keine direkt sichtbare Verbindung zu Ali Akbar <strong>und</strong> der BCCI. Die Capcom erschien als<br />

eine unabhängige saudisch-US-amerikanische Finanzgesellschaft, deren saudische Aktionäre<br />

gleichzeitig Minderheitsaktionäre der BCCI waren.<br />

3.2.1.2 Der Capital F<strong>und</strong><br />

Gleichzeitig <strong>mit</strong> der Capcom US hatte die englische Capcom (Capcom UK) auch den Capital<br />

F<strong>und</strong> lanciert, einen so genannten Openend Investment Fonds. Das dem Publikum - zumindest<br />

theoretisch - im freien Verkauf angebotene Anlagevehikel sollte in Aktien, Obligationen, Metallen,<br />

Rohstoffen <strong>und</strong> Optionen investieren. Verwaltungsrat war der US-Amerikaner Kerry Fox, ein<br />

langjähriger Geschäftspartner der Capcom-Verwaltungsräte Magness, Romrell <strong>und</strong> Powell. Die<br />

Administration des Fondes war auf Grand Cayman angesiedelt, als Broker agierte die Capcom. Ein<br />

Investitionsberater des Fondes <strong>mit</strong> Sitz in der Stadt Muttra (Oman) verschaffte dem Fonds auch<br />

eine islamische Legiti<strong>mit</strong>ät.<br />

Wie die Investigateure der Kerry-Kommission später er<strong>mit</strong>telten, hat Ali Akbar 81 Prozent des<br />

Fondskapitals selbst gezeichnet. Diese Mittel flossen über sein vom liechtensteinischen Anwalt<br />

Franz Pucher administriertes geheimes Netzwerk <strong>von</strong> Panamagesellschaften. Der Rest kam vom<br />

saudischen Capcom-Aktionär Adham. Faktisch war dieser Fonds kein Vehikel für<br />

Anlagemäglichkeiten suchende K<strong>und</strong>schaft, sondern eine <strong>von</strong> der Capcom im Derivathandel nach<br />

Belieben einzusetzende Gegenpartei.<br />

Im ersten Geschäftsjahr schrieb der Fonds einen Reingewinn <strong>von</strong> 2,278708 Millionen <strong>und</strong>

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