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Geldwäscherei mit Derivaten von Wolfgang Hafner und Gian Trepp

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1991; „Dirty Money: BCCI - The Inside Story of the World‘s Sleaziest Bank“ <strong>von</strong> Mark Potts,<br />

Nicholas Kochan <strong>und</strong> Robert Whittington, Washington D. C. 1992.<br />

An dieser Stelle geht es nicht um die umfassende Darstellung <strong>von</strong> Aufstieg <strong>und</strong> Fall der BCCI,<br />

sondern lediglich um die Erärterung jener Elemente der „Cause CŽlb re“, welche die<br />

Entwicklung einer neuen Geldwaschmethode illustrieren <strong>und</strong> zum Verständnis der BCCI-<br />

<strong>Geldwäscherei</strong> <strong>mit</strong> <strong>Derivaten</strong> nätig sind. Als Hauptquelle diente der Kerry-Bericht des US-<br />

Senates 71 Das gegen 800-seitige Dokument basiert auf den vierjährigen intensiven Er<strong>mit</strong>tlungen<br />

des überparteilich zusammengesetzten Subko<strong>mit</strong>ees des US-Sentates. Kerrys Rechercheure, allen<br />

voran der New Yorker Rechtsanwalt Jack Blum, verarbeiteten neben Tausenden <strong>von</strong> internen<br />

BCCI-Dokumenten auch die weiter oben zitierten Berichte der verschiedenen<br />

Revisionsgesellschaften <strong>und</strong> befragten in zahlreichen Hearings Dutzende <strong>von</strong> BCCI-Kadern <strong>und</strong><br />

Brancheninsidern als Zeugen. Ergänzend zum Kerry-Bericht wurden die zwei Bücher „False<br />

Profits“ <strong>von</strong> Peter Truell <strong>und</strong> Larry Gurwin, New York 1992 <strong>und</strong> „A Full Service Bank“ <strong>von</strong><br />

James Ring Adams <strong>und</strong> Douglas Frantz, New York 1992 beigezogen. Ebenso die <strong>von</strong> der<br />

englische Wirtschaftszeitung „Financial Times“ drei Monate nach der Schliessung publizierte<br />

siebenteilige BCCI-Serie, die <strong>von</strong> elf Mitarbeitern an den Orten des Geschehens aufwendig<br />

recherchiert worden war. Tatsachenbehauptungen, die nicht aus diesen vier Quellen stammen, sind<br />

separat nachgewiesen.<br />

3.1 Die Wurzeln der BCCI<br />

Die BCCI wurde im Jahre 1972 gegründet. Treibende Kraft war der pakistanische Bankier Agha<br />

Hassan Abedi (1922-1995). Nach der Machtübernahme des Sozialisten <strong>und</strong> Bankenverstaatlichers<br />

Zulfikar Ali Bhutto 1972 in Pakistan wurde Abedi als Präsident der United Bank zeitweilig unter<br />

Hausarrest gestellt, worauf er Pakistan verliess <strong>und</strong> eine neue Bank, die BCCI, gründete.<br />

Den grässten Teil des Startkapitals der BCCI beschaffte sich Abedi bei einem alten K<strong>und</strong>en aus der<br />

Union-Bank-Zeit: Scheich al-Zayed bin Sultan al-Nayan <strong>von</strong> Abu Dhabi. Al-Zayed war der vom<br />

Habenichts zum Multimilliardär aufgestiegene Herrscher des <strong>von</strong> England ein Jahr zuvor 1971 in<br />

die Unabhängigkeit entlassenen Stadtstaates am Persischen Golf <strong>und</strong> gleichzeitig Vorsitzender der<br />

Vereinigten Arabischen Emirate. Nachdem Scheich al-Nayan bereits in den sechziger Jahren auf<br />

Anraten der Bank of England begonnen hatte, einen Teil seines Ölreichtums im Ausland zu<br />

investieren, wollte er nach der Entlassung in die Unabhängigkeit auch eine eigene internationale<br />

Bank.<br />

Als Minderheitsaktionärin beteiligte sich die Bank of America <strong>mit</strong> 30 Prozent am BCCI-<br />

Startkapital, was Abedi <strong>von</strong> allem Anfang an die Akzeptanz im internationalen Geschäft<br />

verschaffte. Wenig später beteiligten sich noch zwei Schwergewichte aus dem inneren Machtkreis<br />

des Känigs <strong>von</strong> Saudi-Arabien an der BCCI, nämlich Geheimdienstchef Kamal Adham <strong>und</strong> der<br />

international operierende Geschäftsmann Ghait Pharaon.<br />

Im Unterschied zu anderen US-arabischen Joint-Ventures im Petrodollarbereich hatte die BCCI<br />

auch eine ideelle Komponente. Gründervater Abedi wollte eine Bank neuen Typs an der<br />

Schnittstelle zwischen westlichem <strong>und</strong> islamischem Bankwesen schaffen. Der praktizierende<br />

pakistanische Muslim galt Scheich al-Nayan als Garant der Einhaltung der Gr<strong>und</strong>sätze des<br />

islamischen Finanzwesens im Geschäft der BCCI. Diese Gr<strong>und</strong>sätze machen den Ertrag einer<br />

Finanzinvestition zwingend vom Ertrag des <strong>mit</strong> dem Geld finanzierten realwirtschaftlichen<br />

Vorganges abhängig. Die Bank trägt das Risiko des finanzierten Unternehmers immer <strong>mit</strong>,<br />

Geldausleihen gegen fixen Zins, wie im judäo-christlichen Bankwesen praktiziert, ist Muslimen<br />

untersagt.<br />

71 „THE BCCI AFFAIR“ A report to the Com<strong>mit</strong>tee on Foreign Relations United States Senate by Senator John Kerry<br />

and Senator Hank Brown December 1992 102d Congress 2d session, Senate Print 102-140

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