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Geldwäscherei mit Derivaten von Wolfgang Hafner und Gian Trepp

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Die 430 verlorenen, oder besser umgebuchten, Treasury-Millionen stellten die aus den<br />

<strong>mit</strong>tlerweilen über h<strong>und</strong>ert BCCI-Filialen in fast 69 Ländern zugeflossene Überschussliquidität<br />

dar. Darunter war beispielsweise auch die Überschussliquidität der BCCI Panama oder der BCCI-<br />

Tochterbank in Kolumbien. BCCI Panama hat nachgewiesenermassen das Schutzgeld der<br />

Drogenkartelle für Narcodiktator Manuel Antonio Noriega entgegengenommen. Die BCCI-<br />

Tochterbank in Kolumbien <strong>mit</strong> r<strong>und</strong> 500 Beschäftigten <strong>und</strong> Filialen unter anderem in Bogotá,<br />

Cartagena, Cali <strong>und</strong> Medellín wurde nach Aussagen <strong>von</strong> Abdur Sakia, Ex-BCCI-Regionalleiter für<br />

die USA, 1983 <strong>mit</strong> dem Ziel gekauft, Finanzdienstleistungen für die Drogenkartelle anbieten zu<br />

kännen.<br />

Während also das BCCI-Treasury gegenüber der Capcom (also sich selbst) stets enorme fiktive<br />

Verluste produzierte, wies die Capcom keine entsprechenden Gewinne aus. Dies deshalb, weil die<br />

Gewinne aus den Kontrakten <strong>mit</strong> der BCCI durch die massiven Verluste der Capcom <strong>mit</strong> anderen<br />

Handelspartnern geschmälert wurden. Die zwei erfolgreichsten Capcom-Gegenparteien waren die<br />

renommierten US-Derivathäuser Refco <strong>und</strong> Bear Stearns. Allein im Handel <strong>mit</strong> Refco hat Capcom<br />

London im Futureshandel (bis 1988) netto 76,206064 Millionen Dollar verloren.<br />

Ebenfalls enorme Verluste schrieb die Capcom auch auf ihrem K<strong>und</strong>enkonto ARKY, das der<br />

Kerry-Bericht dem Saudi Khalil zuschreibt, dem bereits erwähnten Aktionär <strong>und</strong> Grossk<strong>und</strong>en<br />

sowohl der BCCI als auch der Capcom. Auf dem ARKY-Konto hatte die Capcom zugunsten<br />

Khalils insgesamt 53 Millionen Dollar verloren.<br />

Ob diese Verluste der Capcom (also auch Verluste der BCCI) <strong>mit</strong> aussenstehenden Drittparteien<br />

reale Geschäftsverluste waren oder nicht vielmehr manipulierte Weitergabe <strong>von</strong> gewaschenem<br />

Geld an die Partei <strong>mit</strong> dem ursprünglichen Waschbedürfnis, war anhand der zur Verfügung<br />

stehenden Quellen nicht auszumachen. Theoretisch wäre dies jedoch mäglich.<br />

Nach einem bei der BCCI-Schliessung 1991 aufgetauchten Dokument hatte Ali Akbar die<br />

Gesamtverluste des Treasury <strong>von</strong> 1982 bis 1985 zuhanden <strong>von</strong> BCCI-Chef Abedi auf 849<br />

Millionen Dollar beziffert. Darin eingeschlossen sind die 430 Millionen Dollar Verluste aus dem<br />

Eigenhandel <strong>mit</strong> der BCCI, die hier als Geldwaschtransaktionen interpretiert worden sind. Die<br />

andere Hälfte der Verluste stammt aus dem Derivathandel <strong>mit</strong> echten Drittparteien, beispielsweise<br />

den erwähnten Refco, Bear Stearns oder auch dem kanadischen Metallterminhändler Rudolf Wolff.<br />

Inwieweit diese BCCI/Capcom-Verluste tatsächliche Marktverluste sind oder ob hier zwecks<br />

<strong>Geldwäscherei</strong> ebenfalls manipuliert wurde, ist wie gesagt offen.<br />

3.3 Der Absturz 1986 bis 1991<br />

Das Jahr 1986 markiert den Abstieg der BCCI. Die Derivatverluste beim Treasury gerieten vällig<br />

ausser Kontrolle, <strong>und</strong> die <strong>Geldwäscherei</strong> <strong>mit</strong> <strong>Derivaten</strong> musste vällig umorganisiert werden.<br />

Nachdem dies gelungen war, erlitt Gründerpräsident Abedi im Februar 1988 einen Herzinfarkt <strong>und</strong><br />

musste nach einer Herztransplantation über Nacht zurücktreten. Der Nachfolgerkampf, in den sich<br />

sein Nachfolger Swaleh Naqvi sogleich verstrickte, schwächte die Bank weiter. Im Oktober 1988<br />

wurden die BCCI, Capcom, Ali Akbar <strong>und</strong> andere in Florida wegen <strong>Geldwäscherei</strong> angeklagt, <strong>und</strong><br />

die Bank geriet unter den Druck der Strafer<strong>mit</strong>tler. Der folgende weitgehende Ausfall der<br />

ertragreichen Geschäftssparte <strong>Geldwäscherei</strong>, das Ende des Kalten Krieges <strong>und</strong> die beginnende<br />

Restrukturierung der globalen Finanzmärkte gaben der BCCI den Rest: Am 5. Juli 1991 wurde das<br />

Institut <strong>von</strong> der Bank of England geschlossen.<br />

3.3.1 Das Treasury-Fiasko<br />

Der milliardenschwere Handelsrausch Ali Akbars im Derivatgeschäft konnte den übrigen<br />

Marktteilnehmern nicht verborgen bleiben. Im Laufe des Jahres 1985 kursierten in der Londoner

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