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Geldwäscherei mit Derivaten von Wolfgang Hafner und Gian Trepp

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Festzuhalten gilt, dass die Derivate nicht aufgr<strong>und</strong> empirischer Marktbeobachtungen auf die<br />

Tagesordnung der FATF gekommen ist, etwa aufgr<strong>und</strong> konkret aufgedeckter Fälle <strong>von</strong><br />

<strong>Geldwäscherei</strong> in den verschiedenen FATF-Mitgliedsländern, sondern aufgr<strong>und</strong> <strong>von</strong> theoretischen<br />

Überlegungen zu deren <strong>Geldwäscherei</strong>-Potential. In der Realität ist <strong>Geldwäscherei</strong> <strong>mit</strong> <strong>Derivaten</strong><br />

für die Richter in den FATF-Ländern nach wie vor noch kein grosses Thema. So verzeichnet<br />

beispielsweise eine Zusammenstellung aller Urteile, die während der ersten zehn Jahre des USamerikanischen<br />

Money La<strong>und</strong>ering Control Act <strong>von</strong> 1986 bis 1996 gefällt worden sind, keinen<br />

einzigen Schuldspruch wegen <strong>Geldwäscherei</strong> <strong>mit</strong> Derivateinsatz. 61<br />

2.2 <strong>Geldwäscherei</strong> <strong>mit</strong> <strong>Derivaten</strong><br />

Wie jede marktgängige Technologie - ob legal oder illegal - unterliegt auch die <strong>Geldwäscherei</strong><br />

einem ständigen Innovationsdruck. Zeitperidoden gr<strong>und</strong>legender Umwälzungen, wie im<br />

globalisierten Finanzgeschäft der Neunzigerjahre, verstärken diesen Druck. Die Umwälzungen auf<br />

den Finanzmärkten erfassten auch sämtliche für die <strong>Geldwäscherei</strong> relevanten Bereiche:<br />

Finanzmärkte <strong>und</strong> Produkte ebenso sehr wie die Finanzinstitutionen <strong>und</strong> ihre Standorte.<br />

In Kombination <strong>mit</strong> der verstärkten Geldwaschbekämpfung haben diese Umwälzungen neue<br />

<strong>Geldwäscherei</strong>techniken entstehen lassen. Zum Beispiel die <strong>Geldwäscherei</strong> <strong>mit</strong> <strong>Derivaten</strong>, welche<br />

die illegale Herkunft <strong>von</strong> schmutzigem Bargeld nicht in drei Schritten tarnt, sondern schmutziges<br />

Buchgeld <strong>mit</strong> einer einzigen chirurgisch gezielten Derivattransaktion in einen rechtlich,<br />

wirtschaftlich <strong>und</strong> gesellschaftlich einwandfreien legitimierten Finanzwert verwandelt.<br />

Ermäglicht wird die derivatgetriebene Metamorphose des schmutzigen in sauberes Geld dank der<br />

Kombination inhärenter Produkteigenschaften <strong>mit</strong> den spezifischen Handelsverhältnissen in<br />

diesem Bereich.<br />

2.2.1 Derivate sind ein Nullsummenspiel<br />

Ein Derivat ist eine verbriefte Wette zweier Kontraktparteien über den zukünftigen Preis eines<br />

bestimmten Basiswertes. Anders gesagt läsen Derivate das Gewinnpotential respektive das<br />

Verlustrisiko vertraglich vom Basiswert ab <strong>und</strong> machen es separat handelbar. Die beiden<br />

Kontraktparteien gehen im Derivatkontrakt entsprechend ihrer unterschiedlichen Vorstellungen<br />

über die Preisentwicklung, Abnahme <strong>und</strong>/oder Lieferverpflichtungen im Basiswert auf einen<br />

zukünftigen Zeitpunkt ein.<br />

Je nach der konkreten Ausgestaltung der Kontraktbedingungen werden drei Arten <strong>von</strong> <strong>Derivaten</strong><br />

unterschieden: Optionen, Futures <strong>und</strong> Swaps. Optionen sind Kann-Geschäfte, das heisst eine<br />

Option kann ausgeübt werden, muss aber nicht. Futures sind Muss-Geschäfte, das heisst, die im<br />

Future eingegangene Verpflichtung muss erfüllt werden. Der Swap ist ein Tausch zukünftiger<br />

Erträge aus dem Basiswert, der erfüllt werden muss.<br />

Ein Derivatkontrakt ist ein Nullsummenspiel in dem Sinne, dass die eine Kontraktpartei gewinnt,<br />

was die andere verliert. Gewinner ist, wer die Preisentwicklung des Basiswerts richtig<br />

prognostiziert hat, Verlierer ist jene Partei <strong>mit</strong> der falschen Zukunftsprognose. Wenn Derivate<br />

gerne als Absicherungsinstrumente bezeichnet werden, so wird ausgeblendet, dass jedem<br />

Absicherer im Derivatkontrakt ein Spekulant als Gegenpartei gegenübersteht.<br />

<strong>Geldwäscherei</strong> <strong>mit</strong> <strong>Derivaten</strong> ist der gesteuerte Durchlauf des schmutzigen Geldes durch einen<br />

solchen Derivatkontrakt, sodass die Kontraktpartei <strong>mit</strong> dem schmutzigen Geld verliert. Aufgr<strong>und</strong><br />

des Nullsummenspiel-Charakters der Derivate taucht dieses Geld bei der anderen Kontraktpartei<br />

als legitimer Gewinn im Derivatgeschäft wieder auf. Die andere Kontraktpartei kann entweder die<br />

61 Federal Money La<strong>und</strong>ering Cases, US Department of Justice, Criminal Division, Asset Forfeiture and Money<br />

La<strong>und</strong>ering Section; Compiled by Stefan D. Cassella, February 3, 1997

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