Glückauf - Windhoff Bahn
Glückauf - Windhoff Bahn
Glückauf - Windhoff Bahn
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
American Way of Life<br />
STAHL<br />
GMHütte · In den USA ist so manches anders als in Deutschland – sowohl<br />
bei der sozialen Absicherung als auch bei der Gewerkschaftsarbeit.<br />
Auf Einladung der amerikanischen<br />
Stahlgewerkschaft USW<br />
(United Steelworkers) besuchte<br />
eine Delegation der IG Metall<br />
die Vereinigten Staaten, darunter<br />
Wilfried Brandebusemeyer,<br />
Betriebsratsvorsitzender der GM-<br />
Hütte. Zu diesem Besuch gehörte<br />
auch ein Informations- und Gedankenaustausch<br />
in Cleveland<br />
(Ohio) über die Be rufs bildung,<br />
den demografischen Wandel,<br />
Tarifverträge und Rentenreform.<br />
Hier berichtet Wilfried Brandebusemeyer,<br />
welche Erfahrungen<br />
er sammeln konnte:<br />
Die amerikanische Stahlindustrie<br />
hat in den 80er Jahren mehr unter<br />
der weltweiten Stahlkrise gelitten<br />
als die deutsche Stahlindustrie.<br />
Ganze Stahlstandorte wurden geschlossen.<br />
Nur durch die Initiative<br />
der Gewerkschaft „United<br />
Steelworkers“ und der ehemaligen<br />
Stahlarbeiter wurden die Stahlwerke<br />
2001 bis 2002 wieder hochgefahren,<br />
sodass heute von über<br />
70.000 Stahlarbeitern 30.000 eine<br />
Anstellung gefunden haben.<br />
Unter dieser Situation hat die<br />
amerikanische Stahlindustrie sehr<br />
gelitten. Der demografische Wandel<br />
ist zurzeit das größte Problem.<br />
Bei der Besichtigung des Stahlwerkes<br />
Burns-Harber wurde uns mitgeteilt,<br />
dass das Durchschnittsalter<br />
der Belegschaft bei über 55 Jahren<br />
liegt. Im Jahr 2008 gehen von 3.800<br />
Mitarbeitern 1.700 in Rente – unvorstellbar.<br />
Noch eine Besonderheit: Die<br />
Ausbildung der Kollegen liegt in<br />
der Hand der Gewerkschaft. Das<br />
Unternehmen zahlt pro geleistete<br />
Stunde 15 Cent an die Gewerkschaft.<br />
Die USW-Schulungszentren<br />
sind auf dem neuesten Stand der<br />
Technik, aber wie es möglich ist,<br />
einen Kollegen innerhalb von<br />
13–26 Wochen zum Mechaniker<br />
und Elektriker auszubilden, bleibt<br />
schon erstaunlich.<br />
Die USW hat ein Projekt zur<br />
Karriereentwicklung gestartet. Das<br />
sind Schulungsmaßnahmen, die<br />
nicht auf das Werk bezogen sind.<br />
Stahlarbeiter erwerben dabei in ihrer<br />
Freizeit Zusatzqualifikationen<br />
für die Zeit nach dem Ausscheiden<br />
aus dem Stahlwerk. Sie werden geschult,<br />
um sich ein zweites Stand-<br />
Ist das<br />
Dein<br />
Bein?<br />
Nein,<br />
ich trage<br />
meine<br />
Schutzkleidung!<br />
Schutzkleidung? Aber sicher!<br />
Vor dem Hauptquartier der United Steelworkers of America (von links): Norbert Kalwa<br />
(Betriebsratsmitglied ThyssenKrupp Nirosta Krefeld), Wilfried Brandebusemeyer und<br />
Bernhard Heise (Betriebsratsvorsitzender Gebrüder Gienanth-Eisenberg GmbH).<br />
bein aufzubauen, zum Beispiel als<br />
Koch, um sich anschließend selbstständig<br />
machen zu können.<br />
Die Sozialsysteme der USA sind<br />
mit unseren nicht zu vergleichen.<br />
Über 50 Millionen Amerikaner sind<br />
nicht sozialversichert. Die Gewerkschaften<br />
der USA versuchen, dieses<br />
System zu verändern. Sie wollen<br />
zum Beispiel Krankenversicherung<br />
und Rentenversicherung so gestalten,<br />
dass die Kollegen besser geschützt<br />
sind. Dies wird aber noch<br />
ein langer, beschwerlicher Weg.<br />
Ich war das erste Mal in den USA<br />
und sehr beeindruckt. Es ist ein<br />
fantastisches Land. Alles ist bedeu-<br />
tend größer als bei uns. In den USA<br />
muss noch vieles geleistet werden,<br />
um den für uns selbstverständlichen<br />
Standard zu erreichen.<br />
Natürlich stand auch Kultur<br />
auf dem Programm: Die Feier zum<br />
Tag der Arbeit, eine Besichtigung<br />
der Stadt Cleveland, des Museums<br />
Rock-n-Roll Hall of Fame, der Stadt<br />
Chicago und der Besuch eines Baseballspiels.<br />
Nächstes Jahr im Herbst werden<br />
uns die amerikanischen Kolleginnen<br />
und Kollegen in Deutschland<br />
besuchen. Denn wir wollen<br />
uns zukünftig regelmäßig austauschen.<br />
Hart – aber auch fair?<br />
Hier noch ein paar Fakten über die Verhältnisse in der amerikanische<br />
Stahlindustrie: Die 40-Stunden-Woche ist üblich, die 60- oder auch<br />
70-Stunden-Woche aber keine Seltenheit. Sollarbeitszeit: 1.700 Std./Jahr.<br />
Der Stundenlohn liegt zwischen 12 und 22 US-Dollar, Mehrarbeit wird mit<br />
plus 15 – 20 Prozent vergütet. Urlaub gibt es zwischen 10 und 25 Tagen, je<br />
nach Betriebszugehörigkeit. Wer 30 Jahre im Stahlwerk gearbeitet hat, hat<br />
Anspruch auf die gesetzliche Rente. Werksrente gibt es erst, wenn der Mitarbeiter<br />
62 Jahre alt geworden ist. Diese Renten sind allerdings aufgrund<br />
des amerikanischen Systems sehr unsicher, da das Geld in den Firmen<br />
verbleibt. Bei Insolvenz trifft es besonders diese Zahlungen. Es gibt keinen<br />
Betriebsrat, sondern sogenannte externe „Betreuer“, die die Tarifverträge<br />
und deren Umsetzung überwachen.<br />
Schützenswert.<br />
Werksfoto<br />
Nichts ist wichtiger als<br />
Gesundheit und Sicherheit.<br />
Und viele wissen die Persönliche Schutzausrüstung (PSA) erst<br />
zu schätzen, wenn der Unfall bereits passiert ist. Deshalb geht die<br />
im September bei der GMHütte gestartete Aktion „Trage Deine<br />
Schutzausrüstung“ weiter – mit Plakatkampagnen, die unterschiedliche<br />
Sicherheitsaspekte thematisieren. Der Sicherheitsschuh, der<br />
als Blumentopf missbraucht wird, gehörte zur Plakatlinie „Nur richtig<br />
benutzt ist sicher“ – denn schließlich wird erst so ein (Sicherheits-)<br />
Schuh draus. Auch der Humor kommt nicht zu kurz. Die<br />
Plakatserie „Ist das Dein Bein?“ will eine der möglichen Folgen fehlender<br />
Schutzkleidung ansprechen. Der letzten Lohn- und Gehaltsabrechnung<br />
lag zudem ein Handzettel bei, der drei häufig gestellte<br />
Fragen zur PSA beantwortet. Wichtiger als alle Theorie aber ist:<br />
PSA muss getragen werden. Wer noch Fragen dazu hat, kann sich<br />
gerne an die Abteilung Arbeitssicherheit wenden.<br />
Norbert Kölker<br />
glück auf · 4/2007 ............ 9<br />
Logo!<br />
Das Betriebliche Gesundheitsmanagement der GMHütte<br />
zeigt inzwischen Flagge – mit einem neuen Logo. Es soll<br />
immer dann deutlich sichtbar ins Spiel kommen, wenn es um die Gesundheit<br />
der Belegschaft geht. Die Kick-off-Veranstaltung der Projektgruppe<br />
„Betriebliches Gesundheitsmanagement“ fand bereits am 12. Juli statt.<br />
Die Gruppe wird von Roger Meurer geleitet und setzt sich aus Vertretern<br />
aller Betriebsbereiche und der BKK zusammen. Zum Auftakt wurden die<br />
Ziele des Projektes erläutert und ein anonymisierter Gesundheitsbericht in<br />
Auftrag gegeben: Die BKK soll Ausfallzeiten unter verschiedenen Aspekten<br />
analysieren und erste Anhaltspunkte für gesundheitsfördernde Maßnahmen<br />
ausfindig machen. Danach ist eine anonyme Mitarbeiterbefragung<br />
geplant. Auf dieser Datengrundlage will man dann konkrete Ansätze<br />
entwickeln, um die Gesundheit der Mitarbeiter zu verbessern. Ausgangspunkt<br />
des neuen Logos war Leonardo da Vincis Studie über ästhetische<br />
bzw. natürliche Körperproportionen. Die Zeichnung gilt als Sinnbild der<br />
ganzheitlichen Betrachtung des Menschen – was den Ansatz des Betrieblichen<br />
Gesundheitsmanagements passend widerspiegelt.<br />
hg<br />
Gefahr erkannt,<br />
Unfall verbannt!<br />
GMHütte · Wissen, was alles schiefgehen kann<br />
Wer Arbeitsunfälle vermeiden<br />
will, muss den Blick der Mitarbeiter<br />
schärfen für das, was sie<br />
täglich umgibt: potenzielle Gefahrenquellen.<br />
Dies dachte sich auch<br />
Hans-Günter Randel, Leiter des<br />
Finalbetriebs der GMHütte – und<br />
erstellte mit Unterstützung der Abteilung<br />
Arbeitssicherheit für seine<br />
Mitarbeiter „Gefahrenhinweise<br />
und Sicherheitsratschläge“.<br />
Die 32-seitige Broschüre enthält<br />
nicht nur die üblichen Informationen<br />
über Persönliche Schutzausrüstung,<br />
Sauberkeit und Ordnung.<br />
Sie demonstriert vor allem mit<br />
zahlreichen Fotos unfallträchtige<br />
Situationen aus dem Arbeitsalltag.<br />
Dabei wird gegenübergestellt, wie<br />
man sich besser nicht verhält („So<br />
nicht!“) bzw. wie man der Unfallgefahr<br />
aus dem Weg geht („So ist<br />
es richtig!“).<br />
Randel: „Sinn und Zweck ist,<br />
neue Mitarbeiter und alte Hasen<br />
auf die täglichen Gefahren aufmerksam<br />
zu machen, indem sie<br />
die eine oder andere Passage in ei-<br />
ner ruhigen Minute nachlesen. Für<br />
Vorgesetzte ist die Broschüre ein<br />
Hilfsmittel, um neue Kollegen zu<br />
unterweisen und Mitarbeitern fehlerhaftes<br />
Verhalten zu illustrieren.<br />
Zudem hilft sie in den Sommermonaten,<br />
unsere nicht wenigen Ferienarbeiter<br />
professionell auf ihren<br />
Kurzeinsatz im Finalbetrieb vorzubereiten.“<br />
Selbst Laien können beim Lesen<br />
erkennen, wie gefährlich der Job<br />
im Finalbetrieb sein kann.<br />
pkm<br />
Beispielhafte Eigeninitiative:<br />
Die Broschüre wird ohne Zweifel zur<br />
Arbeitssicherheit beitragen.