medizin&technik 02.2019
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■ [ SPECIAL ANTRIEBSTECHNIK ]<br />
MIT 40 000 UMDREHUNGEN DEN<br />
PFROPF IM GEFÄß ZERKLEINERN<br />
Kleinmotor | Mit hoher Drehzahl sorgt ein Antrieb dafür, dass Thromben im Bein<br />
schon im Gefäß zerkleinert und daraus entfernt werden. In den entsprechenden<br />
Kathetern von Straub Medical werden sehr kleine Motoren mit hoher Drehzahl ein -<br />
gesetzt. Doch die Schweizer Hersteller arbeiten bereits an noch kleineren Lösungen<br />
zur Behandlung von Herzinfarkten und Schlaganfällen.<br />
Bild: Straub Medical<br />
Um ein Blutgerinnsel, das<br />
ein Gefäß verstopft, zu zerkleinern<br />
und zu entfernen,<br />
wird eine Metallfeder im<br />
Katheter in schnelle Drehung<br />
versetzt. Im Katheterkopf<br />
angebrachte meißelähnliche<br />
Strukturen<br />
können feste Gerinnsel<br />
zerkleinern. Die Bruchstücke<br />
werden durch einen<br />
wirbelnden Strom über<br />
Öffnungen in den Katheter<br />
und dann aus dem Körper<br />
transportiert<br />
IHR STICHWORT<br />
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Kleinmotor<br />
Hohe Drehzahl<br />
Berührungslose Magnetkupplung<br />
Schutz von Motor und Gefäßwand<br />
Spezielle Wuchtverfahren<br />
Ein dicker Pfropfen, ein Thrombus aus<br />
geronnenem Blut, der vom Knie bis in<br />
den Oberschenkel fest in der Arterie sitzt,<br />
kann die Blutversorgung des Beines so gut<br />
wie lahmlegen. Kleinere Gefäße können<br />
den blockierten Fluss in der Arterie nicht<br />
vollständig ausgleichen. Die Folge: Weil<br />
die Muskeln zu wenig Sauerstoff bekommen,<br />
wird das Gehen nach wenigen<br />
Schritten schmerzhaft. Der Patient muss<br />
stehenbleiben, in der Stadt vielleicht unauffällig<br />
vor den Auslagen der Geschäfte.<br />
Diesem Verhalten verdankt die periphere<br />
arterielle Verschlusskrankheit (PAVK) die<br />
Bezeichnung „Schaufensterkrankheit“.<br />
Ein solcher Pfropf lässt sich unter anderem<br />
mit einem Medizingerät behandeln,<br />
das das Gerinnsel zerkleinert und<br />
aus dem Gefäß entfernt. Der vom Schweizer<br />
Hersteller Straub Medical entwickelte<br />
Rotarex-S-Katheter hat einen Kopf, der<br />
nicht viel größer als die Spitze eines<br />
Zündholzes ist. Durch eine Punktion führt<br />
der Arzt diesen in die Arterie ein und weiter<br />
bis zum Gefäßverschluss. Dort beginnt<br />
der Katheterkopf auf Knopfdruck zu rotieren<br />
und zu saugen. Wenig später ist der<br />
Thrombus vollständig entfernt.<br />
Meißel zerkleinert den Pfropf,<br />
Fragmente werden abgesaugt<br />
Um die Drehbewegung hervorzurufen,<br />
wird ein Motor außerhalb des Körpers<br />
über eine berührungsfreie Magnetkupplung<br />
mit dem Katheter verbunden. Die<br />
vom Motor erzeugte Rotation wird innerhalb<br />
des Körpers mittels einer hochfesten<br />
Stahlspirale (auch Helix genannt), die<br />
sich im Inneren des Katheterschlauches<br />
befindet, auf den Kopf übertragen. Der<br />
Katheterkopf selbst ist – wie ein Meißel –<br />
vorn an zwei Seiten stumpf abgeschrägt.<br />
Sobald er sich dreht, lösen diese Flächen<br />
das verfestigte Material des Thrombus<br />
von innen heraus ab und versetzen die<br />
Fragmente in eine starke Wirbelbewegung,<br />
die den gesamten Durchmesser des<br />
Blutgefäßes freiräumt.<br />
Der Katheterkopf hat zwei kleine seitliche<br />
Öffnungen, in denen die Helix offenliegt.<br />
Die Rotation der Helix entwickelt,<br />
dem Prinzip der archimedischen Schraube<br />
folgend, einen Sog, der die abgelösten<br />
Fragmente in den Schlauch hineinzieht.<br />
Dort werden sie beim von innenliegenden<br />
Klingen weiter zerkleinert. Die Passage<br />
zum Auffangbeutel außerhalb des Körpers<br />
können sie so glatt durchlaufen.<br />
„Die Entfernung des Verschlussmaterials<br />
erfolgt durchschnittlich in drei Minuten“,<br />
erklärt Dirk Dreyer, Direktor Vertrieb<br />
und Marketing bei Straub Medical.<br />
Von der Thrombolyse und anderen Verfahren<br />
her bekannte Effekte wie ein Aufenthalt<br />
auf der Intensivstation oder Schäden<br />
an der Gefäßwand können vermieden<br />
werden. Bei frischen Thromben lässt sich<br />
die Aspirex-S-Variante verwenden, deren<br />
Saugkopf ohne den Rotationsmeißel des<br />
Rotarex-S auskommt. Hier genügt die<br />
Sogwirkung der drehenden Spirale, um<br />
54 medizin&<strong>technik</strong> 02/2019