medizin&technik 02.2019
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■ [ TECHNIK ]<br />
Plasma verbindet zwei Komponenten<br />
zu einem Bauteil<br />
2K-Spritzguss | Kombinationen aus Thermoplast und Silikon werden auch in der<br />
Medizin<strong>technik</strong> immer beliebter. Der österreichische Silikonverarbeiter Elmet ist<br />
Spezialist für die Fertigung von 2K-Bauteilen. Für die starke Verbindung bei<br />
außergewöhnlichen Materialkombinationen sorgt eine Plasmabehandlung.<br />
Wir sehen immer öfter, dass geforderte<br />
Produkteigenschaften bei<br />
neuen Anwendungen nur deshalb möglich<br />
sind, weil es 2K-Lösungen gibt“, sagt<br />
Mark Ostermann, Leiter Vertrieb bei der<br />
Elmet Elastomere Produktions- und<br />
Dienstleistungs-GmbH in Oftering. Bei<br />
der 2K-Technologie wird durch die Kombination<br />
verschiedener Materialien eine<br />
Hart-Weich-Verbindung geschaffen. Thermoplast<br />
(Hartteil) und Silikon (Weichteil)<br />
gehen in einem Spezialverfahren eine<br />
chemische Verbindung ein. Sollte aus<br />
Gründen einer unpassenden Materialkombination<br />
eine chemische Anbindung<br />
IHR STICHWORT<br />
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In einem aktuellen Membranen-Projekt wurde das Thermoplast PSU<br />
als Hartkomponente verwendet. Das Weichteil besteht aus LSR<br />
2-Komponenten-Spritzguss in einer<br />
Fertigungszelle<br />
Festigkeit von Verbundsystemen<br />
Medtech-Membranen aus PSU und LSR<br />
Plasma sorgt für starke Haftung<br />
Bild: Elmet<br />
nicht möglich sein, so kann eine mechanische<br />
Verbindung der Werkstoffe die Lösung<br />
sein. Damit lassen sich die physikalischen<br />
Eigenschaften der Materialien optimal<br />
miteinander kombinieren.<br />
Bei der chemischen Verbindung kommen<br />
selbsthaftende Silikone zum Einsatz,<br />
die an den Grenzflächen Bindungen auf<br />
Polymerebene eingehen und somit eine<br />
Bauteilkombination aus „einem Guss“ ermöglichen.<br />
Für eine mechanische Fügung<br />
der Komponenten reichen die Eigenschaften<br />
von Standard-Silikonen aus. Die<br />
Materialverbindung erfolgt, indem bei<br />
der härteren Thermoplast-Komponente<br />
Durchbrüche und Bohrungen geschaffen<br />
werden, in denen sich das Silikon formschlüssig<br />
„verkrallen“ kann.<br />
Neben den positiven Eigenschaften,<br />
die sich aus den Materialpaarungen ergeben,<br />
bietet der 2-Komponentenspritzguss<br />
auch kosten- und zeitsparende Vorteile im<br />
Fertigungsprozess. Durch das Entfallen<br />
möglicher notwendiger Montageschritte<br />
kommen diese Effekte gerade beim Herstellen<br />
großer Stückzahlen signifikant<br />
zum Tragen. Zudem können durch den<br />
Einsatz einer 2K-Fertigungszelle entsprechende<br />
Platzressourcen, die normalerweise<br />
für Assemblierungsanlagen notwendig<br />
sind, eingespart werden. Ein weiterer,<br />
nicht zu unterschätzender Kostenvorteil<br />
ist der verringerte Arbeitsaufwand<br />
für Qualitätsprüfungen: Mussten vorher<br />
mehrere Bauteile einzeln vermessen und<br />
dokumentiert werden, reduziert sich dieser<br />
auf ein Bauteil.<br />
In vielen Bereichen ist eine starke Haftung<br />
zwischen zwei Materialien notwendig<br />
– und diese soll auf der kompletten<br />
Grenzfläche auch ohne eine mechanische<br />
Verbindung gegeben sein. Treffen jedoch<br />
Materialkombinationen aufeinander, die<br />
keine chemische Verbindung eingehen,<br />
kann eine gezielte Oberflächenaktivierung<br />
unerlässlich sein.<br />
Plasmaaktivierung als<br />
Haftvermittler<br />
Die einfachste Möglichkeit einen Kunststoff<br />
chemisch zu aktivieren, ist die Verwendung<br />
eines Plasmas. Durch die Energie<br />
aus dem Plasma werden chemische<br />
Bindungen im Thermoplast (Hartteil)<br />
aufgebrochen und bieten dadurch die<br />
Möglichkeit, dass funktionelle Gruppen<br />
aus dem Silikon „andocken“ können. Gerade<br />
im Bereich der Medizin<strong>technik</strong> vermeiden<br />
spaltfreie Verbindungen das Eindringen<br />
von Verschmutzungen und Mikroorganismen.<br />
Mit all diesen Anforderungen wurde<br />
Elmet bei einem vor kurzem abgeschlossenen<br />
Projekt konfrontiert – die Realisierung<br />
einer 2K-Membrane aus den Materialien<br />
Polysulfon (PSU) und Silikon<br />
(LSR) für eine medizintechnische Anwendung.<br />
Polysulfon, ein Hochleistungskunststoff<br />
aus der Gruppe der Polyarylsulfone,<br />
hat ein breites Eigenschaftsspektrum<br />
im Bereich thermischer und mechanischer<br />
Belastbarkeit, zudem ist es durch<br />
32 medizin&<strong>technik</strong> 02/2019