15.04.2019 Aufrufe

medizin&technik 02.2019

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

stimmten Zeiträumen messbare Erfolge<br />

zu erreichen sind.<br />

■ Welche Erwartungen an ihre Mitarbeiter<br />

verbinden Arbeitgeber beim Thema<br />

Resilienz?<br />

Natürlich sind Unternehmen auf die Arbeitsfähigkeit<br />

ihrer Mitarbeiter angewiesen.<br />

Das führt manchmal dazu, dass<br />

diese bei wachsenden Anforderungen<br />

in Weiterbildungen ihre Resilienz steigern<br />

sollen – was beim Arbeitgeber das<br />

Gefühl hinterlässt, er hätte alles in seiner<br />

Macht stehende getan und könne<br />

die weitere Verantwortung an den Mitarbeiter<br />

delegieren. Das funktioniert so<br />

aber nicht. Wenn im System etwas<br />

nicht stimmt, schützt individuelle Resilienz<br />

nicht vor Problemen.<br />

■ Was wäre aus Ihrer Sicht ein sinnvoller<br />

Umgang mit dem Thema?<br />

Es gibt neben der individuellen Resilienz<br />

auch so genannte Team-Resilienz<br />

oder sogar die organisationelle Resilienz<br />

– dabei geht es darum, wie die<br />

Aufgaben im Unternehmen verteilt und<br />

strukturiert sind. Ist ein Team so aufgestellt,<br />

dass es sogar auf die Herausforderungen<br />

einer Unternehmensfusion<br />

angemessen reagieren kann? Und ist<br />

das gesamte Unternehmen so organisiert,<br />

dass es trotz veränderlicher äußerer<br />

Bedingungen gut funktioniert – also<br />

zum Beispiel selbst dann, wenn sich die<br />

Marktposition gravierend verändert?<br />

Meiner Ansicht nach sind die beiden<br />

übergeordneten Formen der Resilienz<br />

ein wichtiges Thema für Unternehmensleitung<br />

und Führungskräfte, denn<br />

sie müssen menschengerechte Arbeitsbedingungen<br />

schaffen, die Mitarbeiter<br />

eben nicht krank machen. Die gesetzlich<br />

vorgegebene Gefährdungsbeurteilung<br />

für psychische Belastungen ist bei<br />

Unternehmen nicht beliebt. Sie kann<br />

aber zeigen, wo es eventuell Handlungsspielräume<br />

gibt, um Dinge zu verbessern.<br />

■ Was sind die Faktoren, die die Resilienz<br />

einer Organisation beeinflussen?<br />

Die Art der Führung spielt eine wichtige<br />

Rolle. Es geht um Kommunikation, darum,<br />

dass Ressourcen für die anstehenden<br />

Aufgaben bereitgestellt werden,<br />

dass es für jedes Individuum Handlungsspielräume<br />

gibt, Einzelne aber<br />

auch bei Entscheidungen unterstützt<br />

werden. Transparenz ist wichtig, ebenso<br />

die Offenheit für kontinuierliche Verbesserungen.<br />

In der Gesamtheit bezeichnet<br />

man das als Resilience Engineering.<br />

Darüber hinaus geht man heute<br />

davon aus, dass ganzheitliche<br />

Produk tionssysteme Resilienz fördern –<br />

in denen also ein Arbeitsprozess zu Ende<br />

gebracht wird und jeder Mensch das<br />

Produkt, an dem er arbeitet, in der<br />

Wertschöpfungskette einordnen kann.<br />

■ Was zeichnet resiliente Chefs aus?<br />

Ein solcher Chef kümmert sich um seine<br />

individuelle Resilienz, verhält sich<br />

seinen Mitarbeitern gegenüber kommunikativ<br />

und empathisch. Er kennt sie<br />

und ihre Fähigkeiten, kann sich in sie<br />

hineinversetzen und vermitteln, was<br />

gerade das übergeordnete Ziel ist und<br />

was der Einzelne dazu beitragen kann.<br />

Das umzusetzen, sowohl auf der persönlichen<br />

als auch auf der organisatorischen<br />

Ebene, ist genauso schwierig, wie<br />

es klingt. Aber wir werden nicht darum<br />

herumkommen, uns damit auseinanderzusetzen.<br />

Nicht zuletzt deshalb, weil<br />

der demografische Wandel dazu<br />

zwingt: Wir werden immer älter, wir<br />

wollen oder müssen länger arbeiten.<br />

Das funktioniert nur unter Bedingungen,<br />

unter denen wir gesund bleiben.<br />

■ Wie verändert sich die Arbeitswelt in<br />

den nächsten Jahren?<br />

Es sind so viele Veränderungen im<br />

Gang, dass das keiner abschätzen kann.<br />

Bei der digitalen Transformation ist<br />

kein Ende absehbar und wir wissen<br />

noch nicht, wohin uns das führt. Es ist<br />

nicht einmal sicher, ob es weiterhin<br />

standardisierte Unternehmensmodelle<br />

geben wird. Gerade für kleinere Betriebe<br />

könnte ein Fortbestehen angesichts<br />

der Globalisierung vielleicht nur noch<br />

unter dem Dach einer Holding möglich<br />

sein. Und einen Aspekt dürfen wir bei<br />

der Gestaltung der Arbeitswelt nicht<br />

außer Acht lassen: Die junge Genera -<br />

tion widmet ihren persönlichen Ressourcen<br />

viel mehr Aufmerksamkeit und<br />

ist nicht bereit, sich in der Weise verheizen<br />

zu lassen, wie das bisher immer<br />

wieder vorkam. Es wird eine große Aufgabe<br />

für Unternehmen und Führungskräfte,<br />

das auszubalancieren.<br />

Dr. Birgit Oppermann<br />

birgit.oppermann@konradin.de<br />

International exhibition and conference<br />

on the next generation of<br />

manufacturing technologies<br />

Frankfurt am Main, 19. – 22.11.2019<br />

formnext.de<br />

Neue Ideen.<br />

Neue Möglichkeiten.<br />

Neue Märkte.<br />

Es gibt Menschen, die brauchen Sie.<br />

Damit Ideen nicht Ideen bleiben, sondern zu<br />

Produkten werden. Mit Ihrem Know-how. Präsentieren<br />

Sie sich auf der Formnext – der internationalen<br />

Messe und Konferenz für Additive<br />

Manufacturing und die nächste Generation<br />

intelligenter Produktionslösungen.<br />

Where ideas take shape.<br />

Offizieller Messehashtag<br />

#formnext<br />

02/2019 medizin&<strong>technik</strong> 109

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!