medizin&technik 02.2019
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stimmten Zeiträumen messbare Erfolge<br />
zu erreichen sind.<br />
■ Welche Erwartungen an ihre Mitarbeiter<br />
verbinden Arbeitgeber beim Thema<br />
Resilienz?<br />
Natürlich sind Unternehmen auf die Arbeitsfähigkeit<br />
ihrer Mitarbeiter angewiesen.<br />
Das führt manchmal dazu, dass<br />
diese bei wachsenden Anforderungen<br />
in Weiterbildungen ihre Resilienz steigern<br />
sollen – was beim Arbeitgeber das<br />
Gefühl hinterlässt, er hätte alles in seiner<br />
Macht stehende getan und könne<br />
die weitere Verantwortung an den Mitarbeiter<br />
delegieren. Das funktioniert so<br />
aber nicht. Wenn im System etwas<br />
nicht stimmt, schützt individuelle Resilienz<br />
nicht vor Problemen.<br />
■ Was wäre aus Ihrer Sicht ein sinnvoller<br />
Umgang mit dem Thema?<br />
Es gibt neben der individuellen Resilienz<br />
auch so genannte Team-Resilienz<br />
oder sogar die organisationelle Resilienz<br />
– dabei geht es darum, wie die<br />
Aufgaben im Unternehmen verteilt und<br />
strukturiert sind. Ist ein Team so aufgestellt,<br />
dass es sogar auf die Herausforderungen<br />
einer Unternehmensfusion<br />
angemessen reagieren kann? Und ist<br />
das gesamte Unternehmen so organisiert,<br />
dass es trotz veränderlicher äußerer<br />
Bedingungen gut funktioniert – also<br />
zum Beispiel selbst dann, wenn sich die<br />
Marktposition gravierend verändert?<br />
Meiner Ansicht nach sind die beiden<br />
übergeordneten Formen der Resilienz<br />
ein wichtiges Thema für Unternehmensleitung<br />
und Führungskräfte, denn<br />
sie müssen menschengerechte Arbeitsbedingungen<br />
schaffen, die Mitarbeiter<br />
eben nicht krank machen. Die gesetzlich<br />
vorgegebene Gefährdungsbeurteilung<br />
für psychische Belastungen ist bei<br />
Unternehmen nicht beliebt. Sie kann<br />
aber zeigen, wo es eventuell Handlungsspielräume<br />
gibt, um Dinge zu verbessern.<br />
■ Was sind die Faktoren, die die Resilienz<br />
einer Organisation beeinflussen?<br />
Die Art der Führung spielt eine wichtige<br />
Rolle. Es geht um Kommunikation, darum,<br />
dass Ressourcen für die anstehenden<br />
Aufgaben bereitgestellt werden,<br />
dass es für jedes Individuum Handlungsspielräume<br />
gibt, Einzelne aber<br />
auch bei Entscheidungen unterstützt<br />
werden. Transparenz ist wichtig, ebenso<br />
die Offenheit für kontinuierliche Verbesserungen.<br />
In der Gesamtheit bezeichnet<br />
man das als Resilience Engineering.<br />
Darüber hinaus geht man heute<br />
davon aus, dass ganzheitliche<br />
Produk tionssysteme Resilienz fördern –<br />
in denen also ein Arbeitsprozess zu Ende<br />
gebracht wird und jeder Mensch das<br />
Produkt, an dem er arbeitet, in der<br />
Wertschöpfungskette einordnen kann.<br />
■ Was zeichnet resiliente Chefs aus?<br />
Ein solcher Chef kümmert sich um seine<br />
individuelle Resilienz, verhält sich<br />
seinen Mitarbeitern gegenüber kommunikativ<br />
und empathisch. Er kennt sie<br />
und ihre Fähigkeiten, kann sich in sie<br />
hineinversetzen und vermitteln, was<br />
gerade das übergeordnete Ziel ist und<br />
was der Einzelne dazu beitragen kann.<br />
Das umzusetzen, sowohl auf der persönlichen<br />
als auch auf der organisatorischen<br />
Ebene, ist genauso schwierig, wie<br />
es klingt. Aber wir werden nicht darum<br />
herumkommen, uns damit auseinanderzusetzen.<br />
Nicht zuletzt deshalb, weil<br />
der demografische Wandel dazu<br />
zwingt: Wir werden immer älter, wir<br />
wollen oder müssen länger arbeiten.<br />
Das funktioniert nur unter Bedingungen,<br />
unter denen wir gesund bleiben.<br />
■ Wie verändert sich die Arbeitswelt in<br />
den nächsten Jahren?<br />
Es sind so viele Veränderungen im<br />
Gang, dass das keiner abschätzen kann.<br />
Bei der digitalen Transformation ist<br />
kein Ende absehbar und wir wissen<br />
noch nicht, wohin uns das führt. Es ist<br />
nicht einmal sicher, ob es weiterhin<br />
standardisierte Unternehmensmodelle<br />
geben wird. Gerade für kleinere Betriebe<br />
könnte ein Fortbestehen angesichts<br />
der Globalisierung vielleicht nur noch<br />
unter dem Dach einer Holding möglich<br />
sein. Und einen Aspekt dürfen wir bei<br />
der Gestaltung der Arbeitswelt nicht<br />
außer Acht lassen: Die junge Genera -<br />
tion widmet ihren persönlichen Ressourcen<br />
viel mehr Aufmerksamkeit und<br />
ist nicht bereit, sich in der Weise verheizen<br />
zu lassen, wie das bisher immer<br />
wieder vorkam. Es wird eine große Aufgabe<br />
für Unternehmen und Führungskräfte,<br />
das auszubalancieren.<br />
Dr. Birgit Oppermann<br />
birgit.oppermann@konradin.de<br />
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02/2019 medizin&<strong>technik</strong> 109