■ [ FOKUS FORSCHUNG ] Geräte früher oder später in der Ecke und können nicht mehr benutzt werden“, sagt Jodeit. Deutsche Medizin<strong>technik</strong> habe hingegen einen sehr guten Ruf wegen der Qualität, die man von ihr erwartet. „Wenn es möglich ist, würde sich jemand aus der Mittelschicht für ein deutsches Produkt entscheiden und wäre auf seinen Besitz sehr stolz.“ Allerdings entsprechen die meisten Hightech-Geräte eben nicht den Anforderungen, die an sie im Subsaharaentstanden ist, brauchen wir in den Emerging Markets das Wissen der ansässigen Handwerker: Sie haben Erfahrung damit, welche Werkstoffe ihnen in guter Qualität zur Verfügung stehen und können damit umgehen, dass sie nur bestimmte Maschinen nutzen können“, fasst Eblenkamp zusammen. Fabian Jodeit hat es unter den genannten Bedingungen in Kooperation mit den Einheimischen geschafft, eine Sprunggelenkprothese zu entwickeln. „Und wenn Addis Abeba hat derzeit über 3,3 Millionen Einwohner und wächst stark, vor allem durch Zuzug aus ländlichen Regionen. Die Hauptstadt von Äthiopien und zugleich sein wirtschaftliches Zentrum liegt mitten im Land. Sie ist der Sitz der UN-Wirtschaftskommission für Afrika und beherbergt den Hauptsitz der Afrikanischen Union Bereich gestellt werden. Da wartet Entwicklungsarbeit auf die Hersteller. Und auch die Kommunikation im Land und die lokalen Faktoren müsse man kennen, da diese mindestens genauso wichtig seien wie die technischen. „Darauf müssen sich Unternehmen einrichten – und unser Ziel ist es, mehr mit den Herstellern zusammenzuarbeiten und passende Produkte in gemeinsamen Projekten entstehen zu lassen“, erläutert Jodeit. Lokale Partner an Entwicklung und Fertigung beteiligen Wobei mit „gemeinsam“ gemeint ist, dass auch lokale Hersteller und Fachleute aus dem Zielland am Projekt mitarbeiten. Es gehe weder um rein wissenschaftliche Kooperationen, wenn man vorankommen will, noch darum, in ein Land zu reisen, dann daheim nach dem ermittelten Bedarf ein Produkt zu entwickeln und herzustellen und dieses zu exportieren. „So, wie auch die deutsche Medizin<strong>technik</strong>-Industrie zum Beispiel im Raum Tuttlingen aus einem handwerklich geprägten Milieu Bild: Pecold/Fotolia man zum Beispiel keine computergesteuerten Werkzeugmaschinen einsetzen kann, um eine Spritzgussform zu generieren, konzipiert man vielleicht eine Gussform in Blockbauweise, die auch ohne Hightech-Maschinen gefertigt werden kann.“ Das Ziel aller Projekte, die unter dem Dach der Initiative Medtech Oneworld laufen, ist es, dass sich die Beteiligten internationale Expertise erarbeiten. Im Sinne von Global-Health-Lösungen, die bisher von Ernährungsfragen und medizinischen Themen geprägt waren und sich am Grundbedarf orientierten, würden künftig auch die Ingenieurwissenschaften stärker gefragt sein. Sie könnten einen Beitrag zu mehr Lebensqualität leisten. „Und dafür bereiten wir uns mit den derzeitigen Projekten vor“, sagt Eblenkamp. Seitens der Studierenden ist das Interesse an der Initiative Medtech Oneworld schon groß – es gibt weit mehr Anfragen zur Mitarbeit, als bisher Interessenten in Projekte eingebunden sind. Daher soll es im Sommer eine Global Health Challenge geben, bei der Teilnehmer aus den Ingenieurwissenschaften, der Medizin und der Informations<strong>technik</strong> drei Monate lang an Entwicklungsplänen arbeiten, die abschließend in Pitches vorgestellt werden – sowohl den Betreuern von der Hochschule als auch der Industrie. Wer hier mit seiner Idee besteht, hat eine Chance, dass diese in einem Projekt weiterentwickelt wird. Fördermittel für solche Ansätze seien grundsätzlich vorhanden. Allerdings stellen sich die Wege dahin anders dar als gewohnt – internationale Projekte seien, so berichtet Eblenkamp, bisher zumeist auf Länder der EU gemünzt gewesen. Ziehe man den Rahmen größer, steige der Aufwand, sowohl für das Aufbauen der Kontakte als auch für das Auffinden passender Forschungsprogramme. Doch sieht er in diesem Weg für die Zukunft großes Potenzial – das sich mit den Ansätzen der Initiative Medtech Oneworld umsetzen lassen sollte. ■ Dr. Birgit Oppermann birgit.oppermann@konradin.de Global Health an der TU München Durch zunehmende Vernetzung ist Gesundheit zu einem globalen Thema geworden. Das betrifft zum Beispiel die Verbreitung von Tropenkrankheiten durch Migration und Klimawandel und weit verbreitete antimikrobielle Resistenzen. Global Health ist ein multidisziplinärer Ansatz für Forschung, Lehre und Politikgestaltung, der unter anderem biomedizinische Wissenschaft mit Politik- und Sozialwissenschaften, Informatik und Ingenieurwesen verbindet. An der Technischen Universität München (TUM) gibt es seit 2017 das Center for Global Health. Hier werden Forschungs- und Lehrprojekte zum Thema Global Health fachübergreifend zusammengeführt und ins Leben gerufen. Auch Medtech Oneworld trägt hierzu bei. www.med.tum.de/de/center-glo bal-health 64 medizin&<strong>technik</strong> 02/2019
Messe T4M Technology for Medical Devices Bild: Sitec Themen der Produktion als Schwerpunkt Messepremiere T4M in Stuttgart | Vielfältiges Angebot an Foren und Workshops | Vorstellung von Start-ups 02/2019 medizin&<strong>technik</strong> 65