medizin&technik 02.2019
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■ [ MEDIZIN IM DIALOG ]<br />
Smartwatch prüft, wie das Herz tickt<br />
Vorhofflimmern | Elektronische Armbanduhren könnten<br />
künftig auch genutzt werden, um den Herzrhythmus<br />
von Patienten mit einem erhöhten Risiko zu überwachen.<br />
Vorhofflimmern kann von Smartwatches korrekt erkannt<br />
werden: Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie von Wissenschaftlern<br />
des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung<br />
(DZHK) an der Universitätsmedizin Greifswald und Wissenschaftlern<br />
des Universitätsspitals Basel. Elektronische Armbanduhren<br />
könnten daher zukünftig eingesetzt werden, um den<br />
Herzrhythmus von Patienten mit erhöhtem Risiko bequem zu<br />
überwachen. Vorhofflimmern ließe sich so früher entdecken.<br />
Kommt das Herz aus dem Takt, steigt das Risiko für einen<br />
Schlaganfall. Die Einnahme von Blutgerinnungshemmern kann<br />
dieses Risiko um bis zu 70 % reduzieren. Das Problem ist, dass<br />
Vorhofflimmern häufig unentdeckt bleibt, da es oft nur anfallartig<br />
auftritt und keine Beschwerden verursacht.<br />
In der prospektiven kontrollierten Studie haben Prof. Marcus<br />
Dörr von der Universitätsmedizin Greifswald und seine Kollegen<br />
vom Universitätsspital Basel daher an 508 Personen mit und ohne<br />
Vorhofflimmern untersucht, ob eine Smartwatch mit einer<br />
App zur Aufzeichnung des Herzrhythmus Vorhofflimmern akkurat<br />
anzeigen kann. Dazu wurden die Aufzeichnungen durch einen<br />
automatischen Algorithmus analysiert und die Ergebnisse<br />
mit einem Elektrokardiogramm (EKG) verglichen. Es zeigte sich,<br />
Smartwatch mit<br />
einer App, die den<br />
Herzrhythmus<br />
aufzeichnen kann<br />
dass die Smartwatch Vorhofflimmern mindestens genauso gut<br />
und akkurat detektieren kann wie das mobile EKG.<br />
Allerdings gab es noch Probleme mit der Qualität des Signals.<br />
Meistens traten diese Störungen auf, wenn die Träger sich bewegten.<br />
In der Studie konnten die Wissenschaftler daher 20 %<br />
der Daten nicht auswerten. „Eine mögliche Lösung könnte sein,<br />
neben der Verbesserung des Algorithmus, den Herzrhythmus<br />
nachts mehrfach automatisiert aufzuzeichnen, wenn man sich<br />
weniger bewegt“, sagt Dörr.<br />
www.dzhk.de<br />
Bild: Preventicus<br />
Transplantationsmedizin<br />
Künstliche Intelligenz ermöglicht<br />
präzise Vorhersagemodelle<br />
Wirkmechanismen<br />
Wie Plasma Wunden<br />
heilen kann<br />
Immunsuppression bei Stammzelltransplantation<br />
kann Komplikationen auslösen<br />
Bild: Adobe Stock<br />
Ein Projektverbund unter Federführung<br />
des Fraunhofer-Instituts für Biomedizinische<br />
Technik (IBMT) stellt die innovative<br />
Datenintegrations-, Modellentwicklungsund<br />
Validierungsplattform „Xploit“ bereit:<br />
Sie erleichtert die Entwicklung und<br />
Überprüfung der Vorhersagemodelle für<br />
den individuellen Krankheitsverlauf bei<br />
Blut- und Knochenmarktransplantationen.<br />
Die Plattform bereitet Datenbestände<br />
so auf, dass sie für die systemmedizinische<br />
Forschung nutzbar werden. Erste<br />
prädiktive KI-Modelle für die allogene<br />
Stammzelltherapie liefern den Angaben<br />
zufolge tragfähige Ergebnisse.<br />
Bei Leukämien oder Lymphomen bleibt<br />
die Transplantation von Knochenmarkoder<br />
Blutstammzellen oft als letzte Chance<br />
auf Heilung: Das Risiko von Infektionen,<br />
Transplantat-gegen-Empfänger-Reaktionen<br />
und Rezidiven ist jedoch groß.<br />
Vorhersagemodelle für den Krankheitsverlauf,<br />
wie sie im Projekt „Xploit“ entwickelt<br />
werden, prognostizieren Auftreten<br />
und Ausmaß der Risiken und ermöglichen<br />
so eine frühzeitige Intervention bei<br />
gefürchteten Komplikationen. Erste präzise<br />
Vorhersagemodelle sollen noch 2019<br />
auf der „Xploit“-Plattform verfügbar sein.<br />
www.xploit-idsem.de<br />
Forscher des Leibniz-Instituts für Plasmaforschung<br />
und Technologie (INP) in<br />
Greifswald haben weitere Wirkmechanismen<br />
der Wundheilung durch Plasma entschlüsselt.<br />
In einer mit der Universitätsmedizin<br />
Rostock durchgeführten präklinischen<br />
Studie konnten sie zeigen, dass eine<br />
Behandlung mit kaltem Atmosphärendruckplasma<br />
den Heilungsprozess von<br />
akuten Hautwunden initial beschleunigt.<br />
Das für die zelluläre Redox-Homöosthase<br />
wichtige Molekül Nrf2 kann die Aktivierung<br />
von Schutzgenen anstoßen, das Protein<br />
p53 ist entscheidend bei der Regula -<br />
tion des Zellzyklus. Die Studie stützt die<br />
Hypothese, wonach physikalisches Plasma<br />
vor allem redoxbasierte zelluläre Prozesse<br />
beeinflusst, die für die Steuerung<br />
der Wundheilung bedeutsam sind.<br />
www.leibniz-inp.de<br />
18 medizin&<strong>technik</strong> 02/2019