AUTOINSIDE Ausgabe 12 – Dezember 2019
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NUTZFAHRZEUGE<br />
Mobility-Forum<br />
Die Nutzfahrzeugbranche auf dem<br />
Weg in eine Zukunft ohne CO 2 ?<br />
Wie transportieren wir unsere Güter in Zukunft? Elektrisch? Mit verflüssigtem (LNG) oder komprimiertem Gas (CNG)?<br />
Mit Wasserstoff? Oder doch weiter mit Diesel, einfach synthetisch hergestellt? Mit dieser Frage beschäftigte sich<br />
das Mobility-Forum an der Transport-CH. Sandro Compagno<br />
Über 300 Personen nahmen am Mobility-Forum teil und beteiligten sich an den Diskussionen. (Bilder: Transport-CH/Christian Pfammatter)<br />
Den Auftakt des Referatereigens, der vom<br />
Schweizer Fahrlehrerverband (SFV) gemeinsam<br />
mit dem Mobility-Forum organisiert<br />
wurde, machte einer, der sich seit 2007<br />
auf bundespolitischem Parkett mit Fragen<br />
zur Nachhaltigkeit beschäftigt: Bastien Girod,<br />
Nationalrat der Grünen und einer der<br />
Sieger des politischen Herbsts, trat nicht<br />
als Politiker vor die rund 300 Teilnehmenden,<br />
sondern als Umweltwissenschaftler<br />
und Privatdozent an der ETH. Seine Meinung<br />
zu künftigen Antriebstechnologien<br />
scheint gemacht. «Wenn ich wetten müsste,<br />
dann würde ich auf die Elektromobilität<br />
wetten», sagte der Vater zweier Töchter,<br />
der das Mobility-Forum (nicht nur) scherzhaft<br />
als «erweiterten Elternabend» bezeichnete.<br />
Der Kampf gegen die Klimaerwärmung<br />
sei schliesslich nichts anderes als der Kampf<br />
um den Lebensweg der Kinder, so Girod.<br />
Der Bundesrat hat im Sommer beschlossen,<br />
dass die Schweiz ihren CO 2<br />
-Ausstoss bis<br />
2050 auf netto Null absenken wird. «Diese<br />
Zielsetzung hat die Konsequenz, dass<br />
eigentlich bereits ab 2035 keine Fahrzeuge<br />
mehr zugelassen werden dürfen, die mit<br />
fossilen Treibstoffen betrieben werden», folgerte<br />
Girod. Schliesslich betrage die Lebensdauer<br />
eines Autos heute rund 15 Jahre.<br />
Von synthetischen Treibstoffen hält der<br />
grüne Nationalrat aus Zürich wenig. Das erinnere<br />
ihn an den «Sailing Ship Effect», als<br />
im 19. Jahrhundert die ersten mit Dampf betriebenen<br />
Schiffe gebaut wurden: Als Antwort<br />
auf die dampfgetriebene Konkurrenz<br />
entwickelten die Hersteller von Segelschiffen<br />
damals zahlreiche technologische Verbesserungen,<br />
die die Marktfähigkeit der<br />
Segelschiffe über lange Zeit erhielten, und<br />
wurden am Ende doch obsolet. Die Politik<br />
müsse technologieoffen bleiben, meinte Girod:<br />
«Aber der Vorsprung der Elektromobilität<br />
ist nur schwer aufzuholen.»<br />
Einen ganz anderen Ansatz vertrat mit Christian<br />
Bach der zweite Wissenschaftler, der am<br />
Mobility-Forum auftrat. Der Abteilungsleiter<br />
Fahrzeugantriebssysteme der Empa stellte<br />
klar, dass das CO 2<br />
-Problem mit dem Wechsel<br />
der Antriebstechnologie nicht zu lösen sei:<br />
«Das Antriebskonzept ist sekundär.» Für Bach<br />
kommen synthetische Treibstoffe, hergestellt<br />
aus erneuerbarer Elektrizität, eine Schlüsselrolle<br />
im Energiesystem der Zukunft zu. «Wir<br />
dürfen nicht mit Scheuklappen nur auf eine<br />
Technologie schauen», forderte Bach. Um die<br />
CO 2<br />
-Emissionen zu senken, sei ein Wechsel<br />
von fossilen auf erneuerbare Energieträger vonnöten<br />
<strong>–</strong> «und nicht vom Verbrenner auf Elektro».<br />
Auf Kurzstrecken sei das Elektrofahrzeug<br />
ideal, auf langen Strecken werde es den Verbrennungsmotor<br />
weiter brauchen.<br />
Wichtig sei, Überschüsse aus erneuerbarer<br />
Elektrizität zu nutzen und vor allem zu speichern.<br />
Heute übernehme das Ausland für die<br />
Schweiz die Rolle des Stromspeichers, so Bach,<br />
indem es uns im Sommer Strom abnimmt<br />
und im Winter liefert. Mit der Umstellung von<br />
Atom- und Kohlekraft auf Wind- und Sonnenenergie<br />
werde das immer weniger möglich<br />
sein. Ganz Europa werde im Sommer zu<br />
viel und im Winter zu wenig erneuerbaren<br />
Strom produzieren. Es brauche deshalb synthetische<br />
Treibstoffe, um die überschüssige<br />
Elektrizität zu nutzen, so Bach: «Wir haben<br />
auf der Welt kein Energieproblem, wir haben<br />
nur ein CO 2<br />
-Problem.»<br />
Synthetisch herstellen lassen sich heute CNG,<br />
LNG, E-Diesel, E-Benzin und Wasserstoff. Die<br />
Brennstoffzellen-Technologie war für meh-<br />
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<strong>Dezember</strong> <strong>2019</strong> | <strong>AUTOINSIDE</strong>