MAGNIFICAT Januar 2020

5Editorial
Liebe Leserinnen und Leser!
Es segne dich der Herr vom Zion her, der Herr, der Himmel
und Erde gemacht hat.“ Mit diesen Worten aus Ps 134 lässt
sich gut segnen. Auch der Beginn von Ps 67 ist geeignet. Doch
für mich heißt Segnen noch mehr, gerade wenn ich es mit den
Psalmen verbinde.
Vor Kurzem hatte ich ein Gespräch darüber, wie schwer es
ist zuzusehen, wenn ein nahestehender Mensch sich schadet.
Darin waren wir uns sofort einig. Was so schnell nicht klar war:
Wie umgehen mit solch einer Situation? Die, den Betreffende(n)
direkt ansprechen? Das kann manchmal nötig sein. Andererseits
wird rasch ein Übergriff daraus: Wer bin ich, jemanden auf
Verhalten hinzuweisen, das ich für problematisch halte? Gebietet
es nicht der Respekt, mich zurückzuhalten? Viele Menschen,
die ich kenne, würden sich eine Einmischung verbitten. Bleibt
mir also nichts, als die Situation stillschweigend zu akzeptieren?
In unserem Gespräch äußerte eine Teilnehmerin, sie würde
sehr auf Präsenz setzen wollen. Nicht in dem Sinn, nun ständig
Besuche zu machen oder telefonisch nachzufragen; auch das
werde schnell zu viel. Nein, als Freundin, die den Betreffenden
wertschätzt, wolle sie ab und zu einen Gruß schicken; zuhören,
wenn sich die Gelegenheit ergibt. Da sein, verfügbar sein, sodass
sie um Hilfe gebeten werden könne. Im weiteren Verlauf
des Gesprächs kamen wir auch auf die Möglichkeit, den Menschen,
um den es geht, mit in unser Gebet zu nehmen. Und
zwar nicht so sehr klassisch im Sinn der Fürbitte (das auch),
sondern vor allem: in die Momente großer innerer Freiheit,
wenn wir uns Zeit für Gott nehmen und ganz zu uns kommen.
Für mich haben sie viel mit den Psalmen zu tun. Die erinnern
mich oft an Menschen, deren Namen ich dann manchmal still
nenne. Oder für die ich ein Licht entzünde. Dass sie Kraft finden
und aufblühen mögen, frei werden, aufatmen können.
Ihr Johannes Bernhard Uphus