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Tauchen_4_2020

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„Think positive?“<br />

Nicht unbedingt, wie<br />

Wallert weiß: „In<br />

Krisen kann zu viel<br />

Optimismus den Blick<br />

für Risiken trüben.“<br />

Marc Wallert<br />

liebt immer<br />

noch Tauchtrips.<br />

„Reisen ist eine<br />

Lebensschule“, so<br />

der Göttinger.<br />

Am 23. April 2000 wurden die Taucher auf die philippinische Insel Jolo<br />

verschleppt. Erst am 9. September kam Marc Wallert frei.<br />

FOTOS: P. V. DITFURT, PRIVAT<br />

Lösegeld wurde gezahlt. Zwei Finnen, ein<br />

Franzose und ich wurden als letzte westliche<br />

Geiseln nach 140 Tagen freigelassen.<br />

Wer wurde zuerst freigelassen?<br />

Zuerst wurde eine malaysische Geisel freigelassen.<br />

Drei Wochen später meine Mutter.<br />

Ihre Mutter stand ja sehr im Fokus, oder?<br />

Ja, ihr ging es gerade in den ersten Wochen<br />

extrem schlecht. Man hatte gedroht, uns zu<br />

enthaupten. Daraufhin hatte meine Mutter<br />

immer wieder Alpträume und dadurch nach<br />

und nach jegliche Hoffnung auf ein gutes<br />

Ende verloren.<br />

Haben Sie noch Alpträume?<br />

Nein, zum Glück nicht. Nur für kurze Zeit<br />

nach meiner Freilassung habe ich noch vom<br />

Gefechtsfeuer im Dschungel geträumt.<br />

Wie geht es Ihren Eltern?<br />

Meine Eltern sind dankbar, ein zweites<br />

Leben geschenkt bekommen zu haben<br />

und genießen es bei guter Gesundheit und<br />

leben immer noch in Göttingen.<br />

Was haben Sie getan, als Sie wieder<br />

zurück in der Freiheit waren?<br />

Ich genoss die Freiheit, kündigte meinen Job<br />

und zog zu meiner Freundin nach Köln. Ich<br />

spielte eine Zeit lang Drums in einer Band –<br />

davon konnte ich allerdings nicht leben und<br />

suchte mir wieder einen Job.<br />

Was machen Sie beruflich?<br />

Als Keynote Speaker gebe ich heute Impulsvorträge<br />

zum Thema Resilienz, also wie<br />

Menschen und Organisationen erfolgreich<br />

mit Krisen und Belastungen umgehen können.<br />

Darin kombiniere ich meine Führungserfahrung<br />

aus 18 Jahren Konzernkarriere mit<br />

meiner Entführungserfahrung. Darüber habe<br />

ich auch gerade mein erstes Buch veröffentlicht.<br />

„Stark durch Krisen: Von der Kunst,<br />

nicht den Kopf zu verlieren.“<br />

<strong>Tauchen</strong> Sie noch?<br />

Ja, zuletzt war ich Wracktauchen auf Mauritius<br />

– einfach herrlich!<br />

Gibt es irgendetwas Positives, was man<br />

aus so einer Erfahrung mitnehmen kann?<br />

Ich habe viel daraus gelernt, über mich und<br />

über den Umgang mit Stress und Krisen.<br />

Zum Beispiel, dass Optimismus in Krisen<br />

ein zweischneidiges Schwert ist. Denn positives<br />

Denken kann tödlich sein, wenn man<br />

reale Risiken ausblendet. Das gilt genauso<br />

im Business. Jeder hat seine eigene Strategie,<br />

mit Krisensituationen umzugehen. Es<br />

gibt nicht den einen Königsweg, aber viele<br />

mögliche Wege, um aus der Sackgasse zu<br />

kommen. Techniken, die man erlernen und<br />

auch trainieren kann.<br />

DAS GANZE INTERVIEW<br />

KÖNNEN SIE AUF<br />

TAUCHEN.DE LESEN<br />

4/<strong>2020</strong> TAUCHEN.DE 77

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