12.03.2020 Aufrufe

Tauchen_4_2020

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

NATUR BIOLOGIE<br />

HEIMISCHE EXOTEN<br />

Wie bei Menschen, wo es<br />

weiße, gelbe, schwarze,<br />

braune und rötliche Typen<br />

gibt, kommen auch im<br />

Tierreich farbliche Unterschiede<br />

vor. Neben den Goldformen, von<br />

denen man nicht so recht weiß, wie und<br />

warum sie entstanden sind, trifft man auch<br />

bei Fischen auf echte Albinos. Manche<br />

sind gefleckt, eigenartig geformt, haben<br />

schleierartige Schwanzflossen oder seltsam<br />

geformte Mäuler. Nicht wenige stammen<br />

aus Zuchten, sind entkommen oder ausgesetzt<br />

worden. Andere sind Mischlinge, die<br />

es eigentlich gar nicht geben dürfte. Was für<br />

ein Rätsel der Natur!<br />

FARBVARIANTEN<br />

Wenn Fische sich farblich von ihrer eigentlichen<br />

Familie unterscheiden, sprechen<br />

Fachleute von Farbvarianten. Hechte<br />

beispielsweise sind grün-braun, manchmal<br />

auch etwas dunkel, aber eher selten<br />

hell. Ausreißer sind fast schwarze Hechte,<br />

die in Moorseen leben und aufgrund ihrer<br />

Färbung gute Erfolge bei der Beutejagd<br />

haben. Wie aber fast weiße Hechte ihr<br />

Dasein bestreiten, ist mehr als rätselhaft.<br />

Wenn sich Hechte von ihren Artgenossen<br />

farblich zu stark unterscheiden, stehen sie<br />

quasi täglich mit einer Flosse im Magen<br />

eines größeren Familienmitglieds. Weiße<br />

Hechte können sich kaum verstecken,<br />

ihre Fressfeinde orten sie mit strategischer<br />

Genauigkeit. Deshalb findet man auch nur<br />

zufällig einen, der sich im hellen Freiwasser<br />

platziert, wo er im Sonnenlicht bis zur<br />

Unkenntlichkeit verschmilzt.<br />

Weiße Varianten finden sich auch bei<br />

Barben (Barbus barbus) und beim Giebel<br />

(Crassius auratus gibelio). Ist eine weiße<br />

Barbe schon ein ungewohnter Anblick, so<br />

sind weiße Giebel geradezu atemberaubend.<br />

Man nennt diese Fische deshalb auch<br />

Geistergiebel, weil sie aussehen und dahingleiten<br />

wie schwimmende Gespenster.<br />

Vom Giebel stammen der Goldfisch<br />

und alle seine Varianten ab. In China und<br />

Japan wurde er durch langwierige Auswahl<br />

laichbereiter Artgenossen gezüchtet. Es gibt<br />

ihn nachweislich seit dem 17. Jahrhundert<br />

auch als Zierfisch in Europa. Wenn der<br />

Bestand von Raubfischen nicht exorbitant<br />

groß ist, können Goldfische in Seen und<br />

langsam fließenden Gewässern in großen<br />

Schwärmen vorkommen. Goldfische sind<br />

winterfest und haben die Robustheit vom<br />

Giebel geerbt. Die in unseren Gewässern<br />

vorkommenden Goldfischarten stammen<br />

ausnahmslos von ausgesetzten Exemplaren<br />

ab. Juvenile Goldfische sind anfangs grau<br />

oder grünlich gefärbt. Erst nach einigen<br />

Monaten stellt sich eine typisch rötliche<br />

oder gelbliche Umfärbung ein. Da die Goldfischfärbung<br />

aber nicht bei allen Exemplaren<br />

eintritt, dürfte schon mancher Taucher<br />

einen Goldfisch gesehen haben, konnte ihn<br />

aber nicht als solchen erkennen.<br />

Vermutlich einmalig dürfte für die Meisten<br />

die Begegnung mit einer Tüpfel- oder<br />

Bei dieser Schleierschwanz-<br />

Karausche scheinen Goldfische mit<br />

langen Schwanzflossen mit ihre<br />

Hand im Spiel gehabt zu haben.<br />

Flecken-Schleie sein. Die Farbvariante ist<br />

extrem selten und lässt auf einen genetischen<br />

Defekt schließen. Diese Schleien<br />

haben dunkle Flecken auf einem gelblichen<br />

Schuppenkleid. Der Kopf ist rötlich gefärbt,<br />

manchmal kann man auch auf dem Körper<br />

rote Stellen erkennen. Das auffällige Äußere<br />

zwingt insbesondere im Jungstadium die<br />

Schleie zu einer erhöhten Vorsicht gegenüber<br />

ihren Fressfeinden. Seltsame und<br />

unwirkliche Färbungen finden sich auch<br />

bei Elritzen, wobei vermutet wird, dass es<br />

sich um eingeschleppte Arten handelt.<br />

40 TAUCHEN.DE 4/<strong>2020</strong>

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!