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TAG 5, 10. JUNI<br />
Melissa: Endlich in Whyalla. Eigentlich,<br />
Stony Point, 20 Minuten außerhalb der<br />
Stadt. Wir stehen am Wasser und sind völlig<br />
fertig, besonders Brandon. Allein heute 16<br />
Stunden hinterm Steuer und das alles auf<br />
der falschen Straßenseite. 1265 Kilometer,<br />
mit ein paar unbeabsichtigten Umwegen.<br />
Und jetzt sollen wir in diesem Van schlafen.<br />
Super. Ich bin zu alt für diesen Kram. Oder<br />
zumindest fast. Der Preis wird den Fleiß<br />
wert sein. Tintenfisch-Magie erwartet uns<br />
morgen, die knuddeligsten von allen „Crittern“<br />
auf meiner Wunschliste! Brandon<br />
schnarcht schon vor sich hin. Wenn dieser<br />
Sitz doch nur ein Stück weiter nach hinten<br />
ginge, aber da liegt zu viel Krempel.<br />
TAGE 6–8, 11.–13. JUNI<br />
Brandon: Whyalla ist ein Nirvana für Unterwasserfotografen<br />
mit einem Faible für<br />
Naturgeschichte und die absolute Tentakelfreude<br />
für Kopffüßler-Fanatiker unter uns.<br />
Wir haben gesehen, wie Riesensepien sich<br />
umwerben, paaren, mit Tinte einsprühen,<br />
die Weibchen ihre Eier ablegen und Männchen<br />
miteinander kämpfen. Es eskaliert in<br />
einem elektrischen Leuchtspektakel mit<br />
pulsierenden, Regenbogenfarben, während<br />
die Männchen, die Größten bis zu einem<br />
Meter lang, versuchen, sich gegenseitig<br />
einzuschüchtern und teilweise gleichzeitig<br />
die Weibchen zu beeindrucken. Und das<br />
alles passiert zwischen einem und vier<br />
Metern Tiefe. Das gibt es nur im Winter und<br />
nur hier.<br />
Ich liebe es, am Wasser zu campen und<br />
mit einem wunderschönen Sonnenaufgang<br />
und ruhiger See aufzuwachen. Wir<br />
waren gestern als erste im Wasser und<br />
als letzte draußen. Ich war so begeistert<br />
davon, das Leben der Riesensepia<br />
festzuhalten, dass ich meinen undichten<br />
Anzug kaum bemerkt habe. Melis Anzug<br />
hat es schlimmer erwischt. Wir brauchen<br />
weitere Saugeinlagen, auch Erwachsenenwindeln<br />
genannt, um das eintretende<br />
Wasser aufzufangen. Ich möchte unbedingt<br />
einen weiteren Tag hier verbringen,<br />
aber laut der Vorhersage dreht der Wind<br />
und bläst Richtung Süden. Das wäre<br />
schlecht. Drüben in Edithburgh sollte es<br />
besser sein.<br />
Höhepunkt: Muskelspiele zwischen<br />
Männchen und die farbenprächtigen Muster<br />
der Sepien.<br />
Tiefpunkt: Einfach keiner.<br />
TAG 10, 15. JUNI<br />
Brandon: Australiens Stege sind bemerkenswerte<br />
Orte. Die Meisten haben Leitern,<br />
die bis ins Wasser reichen und den Tauchern<br />
so die Schlacht durch die Brandung<br />
ersparen, aber in erster Linie sind sie Magneten<br />
für Meeresleben. Edithburgh Jetty<br />
auf der Yorke-Peninsula ist ein Pflichtstopp.<br />
4/<strong>2020</strong> TAUCHEN.DE 71