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REPORT<br />
SÜDAUSTRALIEN<br />
ROADTRIP<br />
netz aus kurvigen Überlandstraßen. Die<br />
Aussichten entlang der Great Ocean Road<br />
sind einfach zum niederknien, besonders<br />
im Twelve-Apostles-Nationalpark wo<br />
Sandsteinfelsnadeln sich aus der Brandung<br />
erheben und einen malerischen Hintergrund<br />
für viele Selfies auf Instagram bieten.<br />
Wir fahren kreuz und quer durch idyllische<br />
Landschaften und sehen sogar einen<br />
echten, lebendigen, wilden Koala über die<br />
Fahrbahn tanzen.<br />
Höhepunkt: Ein wirklich ernster Tiefpunkt<br />
ging knapp an uns vorbei, nachdem uns ein<br />
Polizist anhält, weil ich zu schnell gefahren<br />
war. Ich bekenne mich schuldig. Der<br />
Polizist lächelt, sagt, dass man doch kein<br />
Känguru anfahren will, aber, dass er uns<br />
auch keinen Strafzettel über 420 Australische<br />
Dollar ausstellen will, nur um die<br />
Regierung zu bereichern. Deswegen lässt<br />
er mich mit einer Warnung davonkommen.<br />
Nachdem wir die Unannehmlichkeiten<br />
hinter uns gelassen haben, reden wir übers<br />
<strong>Tauchen</strong>. Er ist selbst ein passionierter<br />
Taucher und empfiehlt uns Ewens Ponds<br />
auszuprobieren.<br />
Tiefpunkt: Das Blaulicht des Streifenwagens.<br />
TAG 18, 23. JUNI<br />
Melissa: Ein weiterer Tag, ein weiterer<br />
Tauchplatz – Second Valley auf der<br />
Fleurieu Peninsula. Chelsea Haebich<br />
kennt die Unterwasserwelt von Südaustralien<br />
wie kaum sonst ein Mensch. Sie<br />
ist Tauchlehrerin und Fotografin und aus<br />
Adelaide gekommen, um uns bei der Jagd<br />
auf „Drachen“ zu helfen. Sie weiß, wo sie<br />
leben, wie man sie erkennt und wie man<br />
mit ihnen am besten interagiert.<br />
Mir ist vom Anblick des wallenden Seetangs<br />
schon ganz schwindelig, während<br />
Chelsea ganz entspannt auf ein Algengewirr<br />
zeigt. Was? Wo? Vor meinen Augen<br />
verschwimmt alles. Und dann, voilà! Obwohl<br />
ich diesen erleuchtenden Moment<br />
der Entdeckung seit 20 Jahren erwartet<br />
hatte, haut es mich dennoch voll vom Hocker,<br />
als mein Gehirn endlich die Kulleraugen<br />
an dem Stück Alge entdeckt. Mein<br />
heiliger Gral – ein Großer Fetzenfisch,<br />
seine Tarnung so gewieft, sein Design so<br />
unfassbar – schwebt direkt vor meiner<br />
Nase. Chelsea zaubert mit ihren Adleraugen<br />
drei weitere Fetzenfische für uns<br />
hervor und einen Quasten-Anglerfisch<br />
noch dazu. Genau wie die Seedrachen<br />
meiner Träume ist es dieser kryptische<br />
DIE TOUR<br />
IN ZAHLEN UND FACTS<br />
• 26 Tage unterwegs<br />
• 8048 gefahrene Kilometer<br />
• 37 Tauchgänge, zuzüglich 4<br />
Stunden Hookah-Haitauchgang<br />
und ein bisschen Schnorcheln<br />
• 153 Minuten: längster Tauchgang<br />
• 30 oder mehr benutzte Saugeinlagen<br />
• X Kilo, um die das zugelassene<br />
Ladegewicht des Vans überschritten<br />
wurde: kein Kommentar<br />
• 1 Nacht im Zelt<br />
• 8 Nächte im Auto<br />
• Anzahl gesichteter einheimischer<br />
Spezies: so ziemlich alle<br />
Critter – ein traurig schauender, faustgroßer<br />
Anglerfisch –, der Brandons Herz<br />
höher schlagen lässt.<br />
TAG 21, 26. JUNI<br />
Brandon: Als Sklaven von Wind und<br />
Wetter haben wir uns in der Umgebung<br />
von Adelaide praktisch im Kreis gedreht.<br />
Victor Harbor Bluffs ist normalerweise in<br />
Ordnung wenn steife Nordwinde überwiegen.<br />
Melissa geht richtig ab und findet<br />
(ganz ohne Hilfe) vier Große Fetzenfische<br />
zwischen den Granitfelsen, die bis auf acht<br />
Meter Tiefe abfallen.<br />
Wenn der Wind Richtung Süden oder Osten<br />
bläst eignet sich Rapid Bay Jetty perfekt<br />
zum <strong>Tauchen</strong>. Nach dem langen Fußweg<br />
(danke an das Schlachtschiff) und einer<br />
langen Schwimmstrecke erreicht man die<br />
Verzweigung des alten Stegs unter dem sich<br />
die Fische in einem dichten Wald aus Pfählen<br />
tummeln. Hunderte von Messing-Steuerbarschen<br />
und markant gezeichneten Old<br />
Wives – die Aussies haben ein besonderes<br />
Talent für die Namensgebung von Fischen –<br />
schwärmen an diesem vortrefflichen Ort.<br />
TAB 22, 27. JUNI<br />
Melissa: Wunderschön, so einfach und<br />
entspannend!<br />
Brandon: Unsere Tauchgänge im Ewens<br />
Ponds Conservation Park außerhalb von<br />
Mount Gambier erinnern an Wassertherapie.<br />
Drei von Süßwasserquellen gefüllte<br />
Becken versetzen uns mit bis zu 45 Metern<br />
Sichtweite und ihrer spektakulären grünen<br />
Wasservegetation ins Staunen. 15 Grad<br />
Zauberwelt im<br />
Süßwasser im<br />
Ewens Ponds<br />
Conservation<br />
Park.<br />
Celsius warmes Frischwasser, das in unsere<br />
undichten Anzüge läuft, wärmt und regeneriert<br />
uns nach drei Wochen der Folter.<br />
Die Kalksteinsinklöcher, zwischen sechs<br />
und zwölf Metern tief, sind durch von Schilf<br />
bewachsene Tunnel verbunden, deren Strömung<br />
es uns erlaubt, entspannt von Becken<br />
zu Becken zu treiben. Obwohl sie nicht mit<br />
Fischen überladen sind, gibt es Barsche<br />
und Fleckengalaxis (aus der Familie der<br />
Galaxiidae), die in der Entfernung schimmern,<br />
und im dritten Becken sehen wir<br />
sogar eine einheimische vom Aussterben<br />
bedrohte Langustenart. Wissenschaftler<br />
nennen sie kurz Euastacus bispinosus. Der<br />
Rest von uns sagt einfach „Pricklybacks“.<br />
Wer hätte gedacht, dass unsere Tauchirrfahrt<br />
auch Spaß im Frischwasser in Mitten<br />
des Farmlandes beinhalten würde? Wir<br />
danken einem ganz besonderen Ordnungshüter<br />
für diesen tollen Tipp.<br />
TAG 24, 29. JUNI<br />
Brandon: Wir sind wieder da, wo wir<br />
angefangen haben. Das Wetter auf der Mornington<br />
Peninsula ist schrecklich, aber das<br />
ist uns egal, denn wir baden im endlosen<br />
Schein unserer Erinnerungen der letzten<br />
Wochen. Unsere überschwängliche Laune<br />
nehmen wir mit unter Wasser, während wir<br />
bei Lonsdale Wall von 11 auf 27 Meter absinken.<br />
RedBoats hat das Stillwasser genau<br />
abgepasst und uns bei einem exzellenten<br />
Wandabschnitt abgesetzt, der mit Milliarden<br />
von zitrusfarbenen Krustenanemonen<br />
hell leuchtet. Es ist der perfekte Hintergrund<br />
für meine Portraits von seltsamen<br />
74 TAUCHEN.DE 4/<strong>2020</strong>