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Tauchen_4_2020

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REPORT<br />

SÜDAUSTRALIEN<br />

ROADTRIP<br />

netz aus kurvigen Überlandstraßen. Die<br />

Aussichten entlang der Great Ocean Road<br />

sind einfach zum niederknien, besonders<br />

im Twelve-Apostles-Nationalpark wo<br />

Sandsteinfelsnadeln sich aus der Brandung<br />

erheben und einen malerischen Hintergrund<br />

für viele Selfies auf Instagram bieten.<br />

Wir fahren kreuz und quer durch idyllische<br />

Landschaften und sehen sogar einen<br />

echten, lebendigen, wilden Koala über die<br />

Fahrbahn tanzen.<br />

Höhepunkt: Ein wirklich ernster Tiefpunkt<br />

ging knapp an uns vorbei, nachdem uns ein<br />

Polizist anhält, weil ich zu schnell gefahren<br />

war. Ich bekenne mich schuldig. Der<br />

Polizist lächelt, sagt, dass man doch kein<br />

Känguru anfahren will, aber, dass er uns<br />

auch keinen Strafzettel über 420 Australische<br />

Dollar ausstellen will, nur um die<br />

Regierung zu bereichern. Deswegen lässt<br />

er mich mit einer Warnung davonkommen.<br />

Nachdem wir die Unannehmlichkeiten<br />

hinter uns gelassen haben, reden wir übers<br />

<strong>Tauchen</strong>. Er ist selbst ein passionierter<br />

Taucher und empfiehlt uns Ewens Ponds<br />

auszuprobieren.<br />

Tiefpunkt: Das Blaulicht des Streifenwagens.<br />

TAG 18, 23. JUNI<br />

Melissa: Ein weiterer Tag, ein weiterer<br />

Tauchplatz – Second Valley auf der<br />

Fleurieu Peninsula. Chelsea Haebich<br />

kennt die Unterwasserwelt von Südaustralien<br />

wie kaum sonst ein Mensch. Sie<br />

ist Tauchlehrerin und Fotografin und aus<br />

Adelaide gekommen, um uns bei der Jagd<br />

auf „Drachen“ zu helfen. Sie weiß, wo sie<br />

leben, wie man sie erkennt und wie man<br />

mit ihnen am besten interagiert.<br />

Mir ist vom Anblick des wallenden Seetangs<br />

schon ganz schwindelig, während<br />

Chelsea ganz entspannt auf ein Algengewirr<br />

zeigt. Was? Wo? Vor meinen Augen<br />

verschwimmt alles. Und dann, voilà! Obwohl<br />

ich diesen erleuchtenden Moment<br />

der Entdeckung seit 20 Jahren erwartet<br />

hatte, haut es mich dennoch voll vom Hocker,<br />

als mein Gehirn endlich die Kulleraugen<br />

an dem Stück Alge entdeckt. Mein<br />

heiliger Gral – ein Großer Fetzenfisch,<br />

seine Tarnung so gewieft, sein Design so<br />

unfassbar – schwebt direkt vor meiner<br />

Nase. Chelsea zaubert mit ihren Adleraugen<br />

drei weitere Fetzenfische für uns<br />

hervor und einen Quasten-Anglerfisch<br />

noch dazu. Genau wie die Seedrachen<br />

meiner Träume ist es dieser kryptische<br />

DIE TOUR<br />

IN ZAHLEN UND FACTS<br />

• 26 Tage unterwegs<br />

• 8048 gefahrene Kilometer<br />

• 37 Tauchgänge, zuzüglich 4<br />

Stunden Hookah-Haitauchgang<br />

und ein bisschen Schnorcheln<br />

• 153 Minuten: längster Tauchgang<br />

• 30 oder mehr benutzte Saugeinlagen<br />

• X Kilo, um die das zugelassene<br />

Ladegewicht des Vans überschritten<br />

wurde: kein Kommentar<br />

• 1 Nacht im Zelt<br />

• 8 Nächte im Auto<br />

• Anzahl gesichteter einheimischer<br />

Spezies: so ziemlich alle<br />

Critter – ein traurig schauender, faustgroßer<br />

Anglerfisch –, der Brandons Herz<br />

höher schlagen lässt.<br />

TAG 21, 26. JUNI<br />

Brandon: Als Sklaven von Wind und<br />

Wetter haben wir uns in der Umgebung<br />

von Adelaide praktisch im Kreis gedreht.<br />

Victor Harbor Bluffs ist normalerweise in<br />

Ordnung wenn steife Nordwinde überwiegen.<br />

Melissa geht richtig ab und findet<br />

(ganz ohne Hilfe) vier Große Fetzenfische<br />

zwischen den Granitfelsen, die bis auf acht<br />

Meter Tiefe abfallen.<br />

Wenn der Wind Richtung Süden oder Osten<br />

bläst eignet sich Rapid Bay Jetty perfekt<br />

zum <strong>Tauchen</strong>. Nach dem langen Fußweg<br />

(danke an das Schlachtschiff) und einer<br />

langen Schwimmstrecke erreicht man die<br />

Verzweigung des alten Stegs unter dem sich<br />

die Fische in einem dichten Wald aus Pfählen<br />

tummeln. Hunderte von Messing-Steuerbarschen<br />

und markant gezeichneten Old<br />

Wives – die Aussies haben ein besonderes<br />

Talent für die Namensgebung von Fischen –<br />

schwärmen an diesem vortrefflichen Ort.<br />

TAB 22, 27. JUNI<br />

Melissa: Wunderschön, so einfach und<br />

entspannend!<br />

Brandon: Unsere Tauchgänge im Ewens<br />

Ponds Conservation Park außerhalb von<br />

Mount Gambier erinnern an Wassertherapie.<br />

Drei von Süßwasserquellen gefüllte<br />

Becken versetzen uns mit bis zu 45 Metern<br />

Sichtweite und ihrer spektakulären grünen<br />

Wasservegetation ins Staunen. 15 Grad<br />

Zauberwelt im<br />

Süßwasser im<br />

Ewens Ponds<br />

Conservation<br />

Park.<br />

Celsius warmes Frischwasser, das in unsere<br />

undichten Anzüge läuft, wärmt und regeneriert<br />

uns nach drei Wochen der Folter.<br />

Die Kalksteinsinklöcher, zwischen sechs<br />

und zwölf Metern tief, sind durch von Schilf<br />

bewachsene Tunnel verbunden, deren Strömung<br />

es uns erlaubt, entspannt von Becken<br />

zu Becken zu treiben. Obwohl sie nicht mit<br />

Fischen überladen sind, gibt es Barsche<br />

und Fleckengalaxis (aus der Familie der<br />

Galaxiidae), die in der Entfernung schimmern,<br />

und im dritten Becken sehen wir<br />

sogar eine einheimische vom Aussterben<br />

bedrohte Langustenart. Wissenschaftler<br />

nennen sie kurz Euastacus bispinosus. Der<br />

Rest von uns sagt einfach „Pricklybacks“.<br />

Wer hätte gedacht, dass unsere Tauchirrfahrt<br />

auch Spaß im Frischwasser in Mitten<br />

des Farmlandes beinhalten würde? Wir<br />

danken einem ganz besonderen Ordnungshüter<br />

für diesen tollen Tipp.<br />

TAG 24, 29. JUNI<br />

Brandon: Wir sind wieder da, wo wir<br />

angefangen haben. Das Wetter auf der Mornington<br />

Peninsula ist schrecklich, aber das<br />

ist uns egal, denn wir baden im endlosen<br />

Schein unserer Erinnerungen der letzten<br />

Wochen. Unsere überschwängliche Laune<br />

nehmen wir mit unter Wasser, während wir<br />

bei Lonsdale Wall von 11 auf 27 Meter absinken.<br />

RedBoats hat das Stillwasser genau<br />

abgepasst und uns bei einem exzellenten<br />

Wandabschnitt abgesetzt, der mit Milliarden<br />

von zitrusfarbenen Krustenanemonen<br />

hell leuchtet. Es ist der perfekte Hintergrund<br />

für meine Portraits von seltsamen<br />

74 TAUCHEN.DE 4/<strong>2020</strong>

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