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Sind die Symptome<br />
für den Schwindel<br />
unklar, darf nicht<br />
getaucht werden.<br />
Unter Wasser kann<br />
Vertigo lebensgefährlich<br />
sein.<br />
TAUCHTAUGLICHKEIT NACH<br />
TINNITUS UND HÖRSTURZ<br />
In der Akutphase eines Hörsturzes<br />
oder Tinnituss darf<br />
nicht getaucht werden. Obwohl<br />
für beide Erkrankungen<br />
die Ursache nicht bekannt ist,<br />
besteht die mögliche Gefahr,<br />
dass es durch das <strong>Tauchen</strong> zu<br />
einer Verschlechterung der<br />
Ohrgeräusche oder des Hörvermögens<br />
kommt.<br />
Ein länger bestehender Tinnitus<br />
stellt keine Kontraindikation<br />
gegen das <strong>Tauchen</strong> dar:<br />
Das <strong>Tauchen</strong> selbst hat keinen<br />
Einfluss auf den bestehenden<br />
Hörsturz und das Tinnitusgeräusch.<br />
So sehen das auch die<br />
GTÜM und ÖGTH – die beiden<br />
wissenschaftlich-medizinischen<br />
Fachgesellschaften in<br />
Deutschland und Österreich.<br />
In den Empfehlungen ist zu lesen:<br />
„Tauchtauglichkeit besteht<br />
bei Zustand nach Hörsturz,<br />
Zustand nach Tinnitus und bei<br />
chronischem Tinnitus“.<br />
Beim Vorliegen eines Hörsturzes<br />
ist jedoch dann vom<br />
<strong>Tauchen</strong> abzuraten, wenn es<br />
dadurch einseitig zu einer<br />
massiven Schwerhörigkeit<br />
oder Ertaubung gekommen<br />
ist. In diesem Fall besteht<br />
eine erhöhte Gefahr für<br />
Schwindelanfälle während<br />
des <strong>Tauchen</strong>s. Ebenfalls ist bei<br />
Vorliegen mehrerer wiederholter<br />
Hörstürze vom <strong>Tauchen</strong><br />
abzuraten. Diese werden zwar<br />
mit hoher Wahrscheinlichkeit<br />
nicht ursächlich dadurch<br />
ausgelöst, können aber zu gefährlichen<br />
Schwindelattacken<br />
führen, wenn sie unter Wasser<br />
auftreten. Sind die einzigen<br />
Restbeschwerden des Hörsturzes<br />
ein Tinnitus oder eine nur<br />
leichte Hörminderung, bestehen<br />
keine Bedenken gegen das<br />
<strong>Tauchen</strong>.<br />
Allerdings ist darauf zu<br />
achten, dass es zu keinem<br />
Barotrauma des Ohrs kommt.<br />
Hierdurch kann der Tinnitus<br />
und auch die Hörminderung<br />
verstärkt werden.<br />
SCHWINDEL ENTSTEHT<br />
DURCH NERVENERREGUNG<br />
Das Gleichgewichtsorgan<br />
liegt im Innenohr, steht mit<br />
dem Hörorgan in Verbindung<br />
und ist Vielen als Bogengänge<br />
bekannt. In der Tat besteht das<br />
Gleichgewichtsorgan aus drei<br />
gebogenen, mit Flüssigkeit<br />
gefüllten Schläuchen, die in<br />
den drei Ebenen des Raumes<br />
angeordnet sind. Das Gleichgewichtsorgan<br />
reagiert vor<br />
allem auf Beschleunigung<br />
und Abbremsung, weil durch<br />
diese Vorgänge die Flüssigkeit<br />
in den Bogengängen quasi<br />
„schwappt“, was zu einer Nervenerregung<br />
führt. Es reagiert<br />
dabei jeweils der Bogengang,<br />
der in der Beschleunigungsrichtung<br />
ausgerichtet ist. So<br />
ist verständlich, dass zwar das<br />
Anfahren eines Zuges gespürt<br />
wird, im gleichmäßig fahrenden<br />
Zug jedoch keine Bewegung<br />
empfunden wird.<br />
Die Informationen aus dem<br />
Gleichgewichtsorgan werden<br />
an das Gehirn weitergeleitet<br />
und hier verarbeitet. Diese<br />
Information reicht jedoch<br />
noch nicht aus, um eindeutig<br />
festzustellen, wie der Körper<br />
im Raum steht. Das Gehirn<br />
beschafft sich daher noch<br />
weitere Informationen von<br />
zusätzlichen „Messfühlern“.<br />
Dazu gehören „Sensoren“ in<br />
den Muskeln, Sehnen und<br />
Gelenken, die Auskunft über<br />
die Stellung des jeweiligen<br />
Gelenks zum Körper geben.<br />
Zusätzlich werden durch den<br />
Tastsinn erhobene Informationen<br />
eingeholt, die darüber<br />
Auskunft geben, welche<br />
Körperstellen mit dem Boden<br />
Kontakt haben. Und schließlich<br />
spielen die Augen eine<br />
wichtige Rolle, weil durch sie<br />
quasi die übermittelten Informationen<br />
kontrolliert werden.<br />
All diese Informationen<br />
zusammen bilden schließlich<br />
den Gleichgewichtssinn und<br />
eine Störung oder Fehlinformation<br />
einer oder mehrerer<br />
dieser Faktoren hat eine Fehlverarbeitung<br />
zur Folge.<br />
TAUCHEN MIT GLEICH-<br />
GEWICHTSSTÖRUNGEN<br />
So kompliziert der Gleichgewichtssinn<br />
aufgebaut ist, so<br />
vielfältig kann die Ursache<br />
für eine Störung sein. Das<br />
Hauptsymptom für eine<br />
Schädigung oder Erkrankung<br />
ist Schwindel, der von Übelkeit<br />
und Erbrechen begleitet sein<br />
kann. Bevor überhaupt eine<br />
Tauchtauglichkeit erteilt werden<br />
kann, muss die Ursache<br />
für den Schwindel gefunden<br />
werden. Dies ist wichtig, denn<br />
Schwindel unter Wasser kann<br />
fatale Folgen haben: Durch<br />
den Verlust der Orientierung<br />
und auch durch Übelkeit<br />
und Erbrechen kann es zu<br />
Panik und lebensbedrohlichen<br />
Situationen kommen.<br />
Daher darf der Tauchsport<br />
bei Gleichgewichtsstörungen<br />
nicht ausgeübt werden. Liegen<br />
die Beschwerden länger als<br />
sechs Monate zurück, so kann<br />
eine Tauchtauglichkeit bestehen.<br />
Allerdings dürfen keine<br />
sedierenden Medikamente<br />
Bei übermäßigem Lärm werden die Sinneszellen der Hörschnecke<br />
geschädigt. Durch die gestörte Signalverarbeitung kann<br />
sich ein Tinnitus bemerkbar machen.<br />
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4/<strong>2020</strong> TAUCHEN.DE 97