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Tauchen_4_2020

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Sind die Symptome<br />

für den Schwindel<br />

unklar, darf nicht<br />

getaucht werden.<br />

Unter Wasser kann<br />

Vertigo lebensgefährlich<br />

sein.<br />

TAUCHTAUGLICHKEIT NACH<br />

TINNITUS UND HÖRSTURZ<br />

In der Akutphase eines Hörsturzes<br />

oder Tinnituss darf<br />

nicht getaucht werden. Obwohl<br />

für beide Erkrankungen<br />

die Ursache nicht bekannt ist,<br />

besteht die mögliche Gefahr,<br />

dass es durch das <strong>Tauchen</strong> zu<br />

einer Verschlechterung der<br />

Ohrgeräusche oder des Hörvermögens<br />

kommt.<br />

Ein länger bestehender Tinnitus<br />

stellt keine Kontraindikation<br />

gegen das <strong>Tauchen</strong> dar:<br />

Das <strong>Tauchen</strong> selbst hat keinen<br />

Einfluss auf den bestehenden<br />

Hörsturz und das Tinnitusgeräusch.<br />

So sehen das auch die<br />

GTÜM und ÖGTH – die beiden<br />

wissenschaftlich-medizinischen<br />

Fachgesellschaften in<br />

Deutschland und Österreich.<br />

In den Empfehlungen ist zu lesen:<br />

„Tauchtauglichkeit besteht<br />

bei Zustand nach Hörsturz,<br />

Zustand nach Tinnitus und bei<br />

chronischem Tinnitus“.<br />

Beim Vorliegen eines Hörsturzes<br />

ist jedoch dann vom<br />

<strong>Tauchen</strong> abzuraten, wenn es<br />

dadurch einseitig zu einer<br />

massiven Schwerhörigkeit<br />

oder Ertaubung gekommen<br />

ist. In diesem Fall besteht<br />

eine erhöhte Gefahr für<br />

Schwindelanfälle während<br />

des <strong>Tauchen</strong>s. Ebenfalls ist bei<br />

Vorliegen mehrerer wiederholter<br />

Hörstürze vom <strong>Tauchen</strong><br />

abzuraten. Diese werden zwar<br />

mit hoher Wahrscheinlichkeit<br />

nicht ursächlich dadurch<br />

ausgelöst, können aber zu gefährlichen<br />

Schwindelattacken<br />

führen, wenn sie unter Wasser<br />

auftreten. Sind die einzigen<br />

Restbeschwerden des Hörsturzes<br />

ein Tinnitus oder eine nur<br />

leichte Hörminderung, bestehen<br />

keine Bedenken gegen das<br />

<strong>Tauchen</strong>.<br />

Allerdings ist darauf zu<br />

achten, dass es zu keinem<br />

Barotrauma des Ohrs kommt.<br />

Hierdurch kann der Tinnitus<br />

und auch die Hörminderung<br />

verstärkt werden.<br />

SCHWINDEL ENTSTEHT<br />

DURCH NERVENERREGUNG<br />

Das Gleichgewichtsorgan<br />

liegt im Innenohr, steht mit<br />

dem Hörorgan in Verbindung<br />

und ist Vielen als Bogengänge<br />

bekannt. In der Tat besteht das<br />

Gleichgewichtsorgan aus drei<br />

gebogenen, mit Flüssigkeit<br />

gefüllten Schläuchen, die in<br />

den drei Ebenen des Raumes<br />

angeordnet sind. Das Gleichgewichtsorgan<br />

reagiert vor<br />

allem auf Beschleunigung<br />

und Abbremsung, weil durch<br />

diese Vorgänge die Flüssigkeit<br />

in den Bogengängen quasi<br />

„schwappt“, was zu einer Nervenerregung<br />

führt. Es reagiert<br />

dabei jeweils der Bogengang,<br />

der in der Beschleunigungsrichtung<br />

ausgerichtet ist. So<br />

ist verständlich, dass zwar das<br />

Anfahren eines Zuges gespürt<br />

wird, im gleichmäßig fahrenden<br />

Zug jedoch keine Bewegung<br />

empfunden wird.<br />

Die Informationen aus dem<br />

Gleichgewichtsorgan werden<br />

an das Gehirn weitergeleitet<br />

und hier verarbeitet. Diese<br />

Information reicht jedoch<br />

noch nicht aus, um eindeutig<br />

festzustellen, wie der Körper<br />

im Raum steht. Das Gehirn<br />

beschafft sich daher noch<br />

weitere Informationen von<br />

zusätzlichen „Messfühlern“.<br />

Dazu gehören „Sensoren“ in<br />

den Muskeln, Sehnen und<br />

Gelenken, die Auskunft über<br />

die Stellung des jeweiligen<br />

Gelenks zum Körper geben.<br />

Zusätzlich werden durch den<br />

Tastsinn erhobene Informationen<br />

eingeholt, die darüber<br />

Auskunft geben, welche<br />

Körperstellen mit dem Boden<br />

Kontakt haben. Und schließlich<br />

spielen die Augen eine<br />

wichtige Rolle, weil durch sie<br />

quasi die übermittelten Informationen<br />

kontrolliert werden.<br />

All diese Informationen<br />

zusammen bilden schließlich<br />

den Gleichgewichtssinn und<br />

eine Störung oder Fehlinformation<br />

einer oder mehrerer<br />

dieser Faktoren hat eine Fehlverarbeitung<br />

zur Folge.<br />

TAUCHEN MIT GLEICH-<br />

GEWICHTSSTÖRUNGEN<br />

So kompliziert der Gleichgewichtssinn<br />

aufgebaut ist, so<br />

vielfältig kann die Ursache<br />

für eine Störung sein. Das<br />

Hauptsymptom für eine<br />

Schädigung oder Erkrankung<br />

ist Schwindel, der von Übelkeit<br />

und Erbrechen begleitet sein<br />

kann. Bevor überhaupt eine<br />

Tauchtauglichkeit erteilt werden<br />

kann, muss die Ursache<br />

für den Schwindel gefunden<br />

werden. Dies ist wichtig, denn<br />

Schwindel unter Wasser kann<br />

fatale Folgen haben: Durch<br />

den Verlust der Orientierung<br />

und auch durch Übelkeit<br />

und Erbrechen kann es zu<br />

Panik und lebensbedrohlichen<br />

Situationen kommen.<br />

Daher darf der Tauchsport<br />

bei Gleichgewichtsstörungen<br />

nicht ausgeübt werden. Liegen<br />

die Beschwerden länger als<br />

sechs Monate zurück, so kann<br />

eine Tauchtauglichkeit bestehen.<br />

Allerdings dürfen keine<br />

sedierenden Medikamente<br />

Bei übermäßigem Lärm werden die Sinneszellen der Hörschnecke<br />

geschädigt. Durch die gestörte Signalverarbeitung kann<br />

sich ein Tinnitus bemerkbar machen.<br />

ALLE FOTOS: W. PÖLZER, HENRIE/ADOBE.STOCK.COM<br />

4/<strong>2020</strong> TAUCHEN.DE 97

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