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Tauchen_4_2020

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PRAXIS<br />

MEDIZIN<br />

TINNITUS & SCHWINDEL<br />

eingenommen werden und die<br />

Funktion des Gleichgewichtsorgans<br />

soll überprüft werden.<br />

PLÖTZLICHER SCHWINDEL<br />

WÄHREND DES TAUCHENS<br />

Beim <strong>Tauchen</strong> kommt es<br />

regelmäßig zu Situationen, bei<br />

denen der Gleichgewichtssinn<br />

gestört wird, sodass es zum<br />

Drehschwindel kommen<br />

kann. Bei den auslösenden<br />

Faktoren kann grundsätzlich<br />

zwischen einer unterschiedlichen<br />

Erregung der Gleichgewichtsorgane<br />

und einer<br />

unterschiedlichen Erregbarkeit<br />

der Gleichgewichtsorgane<br />

unterschieden werden.<br />

Zu einer unterschiedlichen<br />

Erregung kommt es durch<br />

plötzliche Temperaturänderungen<br />

im Mittelohr auf nur<br />

einer Seite. Viele Taucher werden<br />

wohl schon einmal an sich<br />

selbst beobachtet haben, dass,<br />

wenn in nur einen Gehörgang<br />

kaltes Wasser eindringt, sich<br />

für kurze Zeit ein Schwindelgefühl<br />

einstellt. Es handelt sich<br />

um einen sogenannten kalorischen<br />

Vertigo, einen temperaturbedingten<br />

Drehschwindel.<br />

Ursache ist die räumliche<br />

Nähe eines der Bogengänge<br />

zum Mittelohr und die bei<br />

plötzlicher Temperaturänderung<br />

stattfindende Reizung.<br />

Auslöser kann ein einseitiger<br />

Verschluss eines Gehörgangs<br />

durch Ohrenschmalz mit<br />

einem dadurch verzögerten<br />

Temperaturausgleich sein.<br />

Bei einem einseitigen Trommelfellriss<br />

mit plötzlichem<br />

Einstrom von kaltem Wasser<br />

ins Mittelohr kann der Schwindel<br />

allerdings deutlich heftiger<br />

sein, doch auch hier kommt<br />

es durch Erwärmung des<br />

eingeströmten Wassers zum<br />

Verschwinden der Symptome.<br />

Ebenso, wie unterschiedliche<br />

Temperaturen, können<br />

auch Druckunterschiede<br />

zwischen den beiden Mittelohren<br />

einen Drehschwindel<br />

auslösen. Dieser Schwindel<br />

Tinnitus aurium (lat. „Das Klingeln<br />

der Ohren“) bezeichnnet die Wahrnehmung<br />

von Geräuschen ohne das<br />

Vorhandensein einer Geräuschquelle.<br />

wird als Alternobarer Vertigo<br />

bezeichnet. Ursache ist ein einseitig<br />

verzögerter Druckausgleich<br />

mit unterschiedlichen<br />

Druckverhältnissen in den<br />

Mittelohren. Dies führt zu einer<br />

ungleichmäßigen Reizung<br />

der Innenohren, was einen<br />

Drehschwindel auslöst. Dieser<br />

Schwindel tritt gern nach verzögert<br />

erfolgreichem Valsalvamanöver<br />

(Nase zuhalten und<br />

Pressen) auf, insbesondere<br />

wenn eine Seite erfolgreicher<br />

als die andere war. Während<br />

des Auftauchens tritt dieser<br />

Drehschwindel sogar häufiger<br />

auf. Die Ursache ist hier eine<br />

behinderte Druckentlastung<br />

des Mittelohres durch die<br />

Eustachische Röhre, also der<br />

Verbindung zwischen Mittelohr<br />

und Nasen-Rachenraum.<br />

Dieses Phänomen kommt<br />

beim Auftauchen häufiger<br />

vor, weil der Druckausgleich<br />

hierbei aktiv, beim Auftauchen<br />

jedoch passiv durch die sich<br />

ausdehnende Luft im Mittelohr<br />

erfolgt. Schon geringe<br />

Störungen der Funktion der<br />

Eustachischen Röhre können<br />

Beschwerden verursachen.<br />

Faktoren, die zu einer<br />

Funktionsbeeinträchtigung<br />

führen können, sind, neben<br />

anlage- oder erkältungsbedingten<br />

Funktionsstörungen,<br />

Schwellung und Reizung der<br />

Schleimhäute durch Kälte und<br />

trockene Atemluft sowie vor<br />

EIN VERTIGO UNTER WASSER<br />

KANN DURCH TEMPERATUR-<br />

UND DRUCKÄNDERUNGEN SO-<br />

WIE PROBLEME MIT DER EUSTA-<br />

CHISCHEN RÖHRE ENTSTEHEN.<br />

allem eng am Hals sitzende<br />

Halsmanschetten von<br />

Trockentauchanzügen. Diese<br />

können einen leichten Blutstau<br />

hervorrufen und damit zu<br />

einer Schwellung der Schleimhäute<br />

führen.<br />

Bei Drehschwindel aufgrund<br />

eines Mittelohrbarotraumas ist<br />

die Tauchtauglichkeit übrigens<br />

so lange eingeschränkt,<br />

bis die Durchgängigkeit der<br />

Eustachischen Röhren wieder<br />

hergestellt ist.<br />

Eine unterschiedliche<br />

Erregbarkeit der Gleichgewichtsorgane<br />

kann ebenfalls<br />

Ursache für Schwindel<br />

während des <strong>Tauchen</strong>s sein.<br />

Bei vorbestehender ungleicher<br />

Empfindlichkeit beider Gleichgewichtsorgane<br />

kann ein<br />

Drehschwindel auch bei Reizgleichheit<br />

auf beiden Seiten<br />

auftreten. So kann durch den<br />

Schwebezustand beim <strong>Tauchen</strong><br />

und Verlust der Kontrolle<br />

durch die Augen bei schlechter<br />

Sicht oder beim <strong>Tauchen</strong> im<br />

Freiwasser der Kompensationsmechanismus<br />

verloren<br />

gehen, der die bestehende<br />

ungleiche Empfindlichkeit<br />

sonst überdeckt. Dieser durch<br />

Reizarmut in der Umgebung<br />

bedingte Drehschwindel wird<br />

auch idiopathischer Taucherschwindel<br />

genannt. Kommt es<br />

zum Auftreten eines solchen<br />

Schwindels, sollte man sich<br />

mit den Augen einen festen<br />

Punkt (Kompass, Tauchpartner)<br />

suchen. In den meisten<br />

Fällen werden die Symptome<br />

gemindert. Besteht eine ungleiche<br />

Empfindlichkeit beider<br />

98 TAUCHEN.DE 4/<strong>2020</strong>

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