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JERICHO<br />

Yoyos Wohngemeinschaft lag in der Tibet Lu inmitten eines<br />

Viertels identisch aussehender Betontürme. Noch vor wenigen<br />

Jahren war hier ein Nachtmarkt gewesen. Geduckte Giebelhäuser<br />

hatten sich im Schatten der Wolkenkratzer aneinandergedrängt,<br />

eine Insel der Armut und des Verfalls auf knapp vier<br />

Quadratkilometern, mit unzureichender Wasserversorgung und<br />

ständig ausfallendem Strom. Händler hatten ihre Waren auf<br />

dem Gehsteig ausgebreitet, Läden und Türen geöffnet, sodass<br />

der Wohnraum zugleich die Funktion des Lagers und Verkaufsraums<br />

übernahm, oder das ganze Haus schlicht zur Straßenküche<br />

umfunktioniert. Praktisch alles stand zum Verkauf: Haushaltsartikel,<br />

Heilkräuter, Wurzeln, um die Libido zu stärken,<br />

Extrakte gegen böse Geister, Souvenirs für Touristen, die sich<br />

per Zufall hierher verirrten und Plastikbuddhas nicht von<br />

antiken unterscheiden konnten. Kessel dampften an jeder Ecke,<br />

eine Melange aus Bratfett und Brühe durchzog die Gassen.<br />

Keineswegs unangenehm, wie Jericho sich erinnerte, als er kurz<br />

nach seiner Ankunft hindurchgeschlendert war. Manches, was<br />

gegen ein paar Münzen den Besitzer wechselte, hatte ausgesprochen<br />

gut geschmeckt.<br />

Dennoch war ein Leben erbärmlich zu nennen, wenn es<br />

Menschen zwang, sich zu zehnt eine einzige chronisch verstopfte<br />

Toilette zu teilen, sofern ihr Haus den Luxus einer Toilette

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