Spende - Salvatorkollegs Bad Wurzach

30 Rede des Architekten Herrn Uwe Schwarz bei Wie hat ein gutes Schulgebäude
Was muss ein Schulgebäude leisten?
tage nur selten Niederschlag in der Masse der Der dritte Lehrer ist der Raum
Dies zu unterstützen – vielleicht auch zu
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der Einweihungsfeier
auszusehen?
Neubauten.
Ich meine, dieser Gedanke ist tatsächlich sehr provozieren – ist die Aufgabe des Raumes, die
In Skandinavien bzw. in Schweden heißt es –
Otto Seydel, Leiter des Instituts für Schul- wichtig. Schüler und Lehrer sollten die Aus- Aufgabe der Architektur.
Guten Abend meine sehr verehrten Damen • bloß nicht rechteckig, mit den immer ein Kind hat drei Lehrer:
entwicklung in Überlingen, trifft den Nagel sagen der Architektur – den Raum – bewusst Wir hatten hier im Salvatorkolleg in Bad
und Herren,
gleichen geraden Kanten, und schon gar Der erste Lehrer sind die anderen Kinder.
auf den Kopf, wenn er sagt: „Im Schulbau oder unbewusst erfahren und diese Erfah- Wurzach kein leeres Blatt, das wir ganz frei
nicht aus kaltem Beton, weil das der zarten Der zweite Lehrer ist der Lehrer.
herrscht entsetzliche Langeweile.“ Dass dem rung in den Schulalltag mit hineintragen. beschreiben konnten. Wir hatten eine Struk-
wir sind heute Abend gerne zu dieser Einwei- Kinderseele schadet?
Der dritte Lehrer ist der Raum.
so ist, liegt aber nicht nur an den erwähnten Eine zeitgemäße Schule – bzw. deren Räume – tur vorgegeben, die wir füllen und ausgestalhungsfeier
gekommen.
• möglichst bunt, weil es Kinder gerne farbig
Gängelungen durch Richtlinien etc., sondern könnte evtl. so aussehen:
ten konnten. Die Räume waren größtenteils
Wir – das sind mit mir Herr Rief, der die
mögen?
Können Räume tatsächlich diese Aufgabe
sehr oft an mangelnder Kommunikation Große und kleinere Räume wechseln sich ab gesetzt. Insofern kamen sehr stark das Mate-
Baustelle vor Ort geleitet hat, und Herr Hil- • oder zeichnet sich ein guter Schulbau übernehmen – Lehrer zu sein?
unter den Beteiligten.
und ermöglichen individuelles sowie gemeinrial, dessen Haptik und die Farbe ins Spiel.
debrand, der mit mir gemeinsam seit vielen dadurch aus, dass er streng und puristisch Wenn ja, mit welchen Mitteln schafft dies die
Manche Architekten lassen sich von den sames Lernen; es gibt Nischen zum Rückzug, Gemeinsam mit Ihnen Frau Mangold hatten
Jahren unser Architekturbüro führt. Und ich daherkommt und seine Konstruktionsweise Architektur?
Nutzern nicht gern in die Suppe spucken; aber auch Zentren, wo viele zusammen spie- wir hier im Haus die Gelegenheit, mit Mate-
möchte betonen: Wir sind sehr gerne gekom- nachvollziehbar macht?
Kurz gefragt: was überhaupt ist gute Schul-
manche Pädagogen wiederum stehen auf len und feiern können. Vielleicht entfällt das rialien und Farben ganz besondere Räume zu
men, denn eines, was ich schon bei meinem Ein Bau, in dem die Räume so geordnet sind, architektur, heute und in Zukunft?
dem Standpunkt, der Raum spiele für die bisher gewohnte, klassische Klassenzimmer schaffen. An dieser Stelle mein ausdrücklicher
ersten Besuch hier in der Schule gespürt habe, dass Orientierung leicht fällt?
Qualität des Unterrichts ohnehin keine Rolle mit Frontalunterricht ganz. Ein hohes Maß an Dank an Sie für die vielen gemeinsamen
ist die sehr angenehme und wertschätzende Ein Bau, der seine Materialien sprechen Sitzt man als Planer vor dem berühmten
und die Behörden wiederum jammern, den Raumvielfalt würde den Schülern helfen, sich Überlegungen und das das Haus überaus
Atmosphäre in diesem Haus.
lässt und deshalb auch mal den nackten leeren Blatt Papier mit dem Gedanken: alles
Architekten fiele nichts ein.
zu orientieren. Und nicht zuletzt sollte man in bereichernde Farbenspiel.
Pater Friedrich, Sie baten mich, dass ich heute Beton zeigt?
ist möglich, wird man angesichts der Flut von
Es sei erwähnt, dass dies hier beim Umbau der Schule erfahren, wie mit Licht, Farbe und Die Farbe Grün – hier im Haus liebevoll „Sal-
Abend als Architekt ein paar Worte an die • oder ist es der richtige Ansatz, einen
Richtlinien und Vorschriften oft sehr schnell
des Salvatorkollegs ganz und gar nicht der Material ein schützender und zugleich offener vator-Grün“ genannt – hat eine sehr wichtige
Gäste richte. Wir beide – Sie und ich – haben neutralen Raum – quasi einen leeren Ort zu eingebremst in seinem Idealismus.
Fall war. Im Gegenteil – wir Architekten lassen Ort hervorgebracht werden kann.
Funktion, zieht sie sich doch als wiederkeh-
ja nun zum ersten Mal miteinander gebaut; schaffen, den die Lehrer und Schüler bespie- Man arbeitet Schulbaurichtlinien ab. Man
uns zwar auch nicht in die Suppe spucken, Es geht darum, einen identitätsstiftenden Ort rendes und charakteristisches Element durchs
Sie, Herr Staiber, haben Ihre Erfahrungen mit len sollen?
beschäftigt sich mit Rettungswegen. Hygie-
aber wir fordern immer unsere Nutzer dazu zu schaffen.
Haus und bereichert an den einzelnen Stellen
uns schon gemacht und wissen, dass wir bei
nestandards sind einzuhalten. Die Anzahl der
auf, mit uns die Suppe umzurühren. Ist es
mit ihrer ganz bestimmten Atmosphäre den
solchen Rede-Anlässen wie dem heutigen Viele Fragen bzw. verschiedene Ansätze. notwendigen WCs muss exakt ausgerechnet
doch unserer Überzeugung nach so, dass In Ihrem Leitbild hier an der Schule
Raum.
eher sparsam mit den sonst für Architekten Wenn sich aber Lehrer, Eltern und Architekten werden. Und die Größen der Klassenzimmer
erst das gemeinsam Entwickeln im Gespräch heißt es:
An dieser Stelle darf ich Johann Wolfgang
üblichen Themen wie Baukosten oder
über diese Fragen streiten, mag das oft nach sind sowieso vorgegeben. Da bleibt eigent-
zum besten Ergebnis führt. Hier möchte ich Jedes Kind, jeder Heranwachsende hat ein- von Goethe zitieren mit den Worten: „Die Er-
Zeitplänen antreten. Diese einzuhalten und oberflächlichen Geschmacksfragen oder nach lich nicht mehr viel Planungsspielraum übrig.
Ihnen Herr Staiber, Ihnen Pater Friedrich und zigartige Facetten, Anlagen und Interessen. fahrung lehrt uns, dass die einzelnen Farben
regelmäßig zu prüfen ist für uns während persönlichen Einstellungen aussehen. Doch Aber ist das wirklich zielführend?
den Mitgliedern des Bauausschusses recht Gleichzeitig wird das tägliche Leben immer besondere Gemütsstimmungen geben.“
der Planung und Abwicklung eines Projektes letztlich geht es dabei um die Grundsatzfrage, Neue pädagogische Konzepte, die selbst-
herzlich danken für die sehr angenehme, vielschichtiger. Unsere Aufgabe ist deshalb
obligatorisch – es sind andere Themen, die die sich beim Bau eines Schulhauses immer ständiges Lernen fördern und die Schule als
engagierte und vor allem vertrauensvolle nicht nur die Wissensvermittlung.
Die Betonung liegt hier – meine ich – auf:
uns an dieser Stelle bewegen.
stellt:
Lebensort begreifen, finden leider heutzu-
Zusammenarbeit.
Orientierung wird immer wichtiger.
Gemütsstimmungen geben.