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Spende - Salvatorkollegs Bad Wurzach

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80 Malewitsch berufen konnte, der durch sein europäischen Ländern und in den USA. Er ße Helligkeit, sondern als reines Licht, Urlicht<br />

81<br />

Bild „Schwarzes Quadrat auf weißem Grund“<br />

für die Moderne richtungsweisend wurde,<br />

sozusagen Kunstgeschichte schrieb.<br />

Natalja Iwanowa wurde 1958 in Orscha/<br />

Weißrussland geboren, studierte ab 1980 an<br />

der Universität die Fächer Kunst und Graphik,<br />

ist Mitglied in nationalen und internationalen<br />

Künstlerverbänden und nahm an mehreren<br />

Ausstellungen in Weißrussland, Frankreich<br />

und Deutschland teil. Bilder von ihr sind<br />

sowohl im Besitz staatlicher weißrussischer<br />

Museen als auch im Privatbesitz in verschiedenen<br />

europäischen Ländern. So kann man<br />

sagen, dass sie eine renommierte und anerkannte<br />

Künstlerin aus Weißrussland ist.<br />

Wie für seine Ehefrau ist auch für Gregorij<br />

Iwanow die Malerei Beruf und Berufung. Er<br />

wurde 1952 in Chaborowsk geboren, studierte<br />

Kunst an der Kunstfachhochschule in<br />

Minsk und an der staatlichen Kunstakademie.<br />

Seit 1989 ist er Mitglied des Künstlerverbands<br />

Weißrusslands. In den vergangenen zwanzig<br />

Jahren nahm er an Ausstellungen in Weißrussland<br />

(Witebsk und Minsk), Deutschland,<br />

England (London), Frankreich (Paris)und<br />

den Niederlanden (Den Haag) teil. Staatliche<br />

Museen in Weißrussland haben Bilder von<br />

Gregorij Iwanow angekauft, viele seiner<br />

Werke sind im Privatbesitz in verschiedenen<br />

ist also ebenso ein anerkannter und renommierter<br />

weißrussischer Künstler.<br />

Im Gespräch vor zwei Tagen über sein Selbstverständnis<br />

als Maler ergab sich schnell ein<br />

Schwerpunkt, der sich um das Thema „Licht“<br />

drehte und dementsprechend auch in den<br />

Bildern zu erkennen ist. Viele seiner Gedanken<br />

entwickelte Gregorij Iwanow dabei in der<br />

Auseinandersetzung mit Kasimir Malewitsch,<br />

dem berühmten Wegbereiter der modernen<br />

Kunst bzw. des Konstruktivismus, der – wie<br />

schon erwähnt – in den zwanziger Jahren des<br />

vorigen Jahrhunderts zeitweise in Weißrussland<br />

gelebt und gearbeitet hat und für den<br />

Begriff des Suprematismus verantwortlich<br />

ist, der besagt, dass die Reinheit vollkommener<br />

Formen in Kompositionen einfacher<br />

geometrischer Elemente anzustreben ist. Nun<br />

bestehen die Bilder Gregorij Iwanows aber<br />

beileibe nicht aus bloßen geometrischen<br />

Elementen und sind in diesem Sinne abstrakt.<br />

Viele seiner Bilder zeigen – wie die Bilder<br />

seiner Ehefrau – Menschen, Tiere, Zauberer,<br />

Artisten, Märchenfiguren und Fabelwesen in<br />

harmonischer Atmosphäre, gestalten also<br />

ähnliche Themen und Motive; auch eine gewisse<br />

Naivität in der Gestaltung ist erkennbar.<br />

Statt der reinen geometrischen Elemente<br />

als Zielpunkt setzt Gregorij Iwanov das Licht.<br />

Licht ist dabei aber nicht zu verstehen als blo-<br />

der Schöpfung, Licht der Welt mit mythischen<br />

und religiösen Zügen, das Vollkommenheit<br />

signalisiert. Dies war jetzt nur ein Versuch den<br />

russischen Begriff „Swetizm“ zu übersetzen,<br />

mit dem Gregorij Iwanow in Weißrussland<br />

sozusagen eine Stilrichtung begründet hat,<br />

denn in der Zwischenzeit übernehmen weißrussische<br />

Künstler diesen Begriff und berufen<br />

sich auf dessen Begründer Iwanow.<br />

Um die Bedeutung des Lichts zu verstehen,<br />

muss man, so der Maler, drei Phasen (oder<br />

Ebenen) der Lichterfahrung unterscheiden,<br />

was er mit einer Bergbesteigung verglichen<br />

hat. Am Anfang, also am Fuß des Berges sei<br />

das für den Menschen alles noch konkret –<br />

gegenständlich – wahrnehmbar. Je höher<br />

er steigt, lösen sich die wahrgenommenen<br />

Gegenstände auf und auf dem Gipfel des<br />

Berges ist er gewissermaßen frei und kann<br />

nur noch bis zu Gott aufsteigen, ist dort dem<br />

reinen Licht ausgesetzt. Diese drei Phasen<br />

beschreiben also einen Weg vom Konkreten<br />

zum Abstrakten, vom Materiellen zum rein<br />

Geistigen.<br />

Die Bilder zeigen aber nun meist schwerpunktmäßig<br />

eine Phase. Der Übergang bzw.<br />

die Transformation zur nächsten wird dabei<br />

meist angedeutet. So gehören die Bilder mit<br />

Menschen und Tieren in der Regel zur ersten<br />

Phase, die hellen, fast in impressionistischer<br />

Manier gemalten Lichtflächen aus der dunkleren<br />

Umrandung heraus zur dritten.<br />

Es geht Gregorij Iwanow also mit dem Licht<br />

nicht um das Abbild einer äußeren Wirklichkeit,<br />

sondern um eine innere dynamische<br />

Befindlichkeit mit durchaus religiösen<br />

Bezügen, die zum Ausdruck gebracht werden<br />

soll, letztlich ein expressionistisches Anliegen,<br />

das den Betrachter zu einem vergleichbaren<br />

Empfinden der Harmonie und der Einzigartigkeit<br />

der Schöpfung und des Lebens führen<br />

kann. In diesem Sinne sind die Bilder Hilfen in<br />

der Form „farbiger Lichtbrücken“, also schon<br />

eine Art Regenbögen.<br />

Und bei der Betrachtung kann ich als Germanist<br />

jetzt doch nicht umhin, den alten Goethe<br />

zu bemühen. Zu Beginn Von Faust II wird Faust<br />

in einer Art Heilschlaf von den Kräften der<br />

Natur von seiner schweren Schuld entlastet,<br />

damit er überhaupt weiterleben kann. Am<br />

Ende der Szene betrachtet er über einem<br />

Wasserfall den Regenbogen und kommt zu<br />

dem Schluss:<br />

„Der ( d.i. der Regenbogen) spiegelt ab das<br />

menschliche Bestreben.<br />

Ihm sinne nach, und du begreifst genauer:<br />

Am farbigen Abglanz haben wir das Leben.“<br />

Faust sieht den Regenbogen, den der Wassersturz<br />

durch das Licht der Sonne ihm zu<br />

Gesicht bringt. Ihn kann er sehen und er weiß:<br />

Das Göttliche ist zugegen – im Abglanz im<br />

Symbol; nach Goethe in der Natur, in jedem<br />

Menschen und in der Kunst.<br />

Mit Pablo Picassos Worten über die malerische<br />

Darstellung der Sonne, des Symbols für<br />

das Urlicht, möchte ich schließen. Er urteilt:<br />

„Es gibt Maler, die die Sonne in einen gelben<br />

Fleck verwandeln.<br />

Es gibt andere, die einen gelben Fleck in die<br />

Sonne verwandeln können.“<br />

Sie, Frau und Herr Iwanowa, gehören meines<br />

Erachtens zur zweitgenannten Gruppe. –<br />

Vielen Dank<br />

Bernhard Maier

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