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Verschläft das Handwerk die demographische ... - Demotrans

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Flächendeckende Daten zur Altersstruktur der Beschäftigten im <strong>Handwerk</strong> gibt es – im<br />

Gegensatz zur Altersstruktur der Inhaber von <strong>Handwerk</strong>sbetrieben, <strong>die</strong> in den <strong>Handwerk</strong>srollen<br />

der Kammern erfasst wird - nicht. Vereinzelt existieren Daten zur Altersstruktur<br />

in ausgewählten Gewerken und Regionen. Diese Daten und <strong>die</strong> Auswertung der<br />

BIBB/IAB-Erwerbstätigenstichprobe von 1992 lassen im Gegensatz zur o.g. These jedoch<br />

den Schluss zu, <strong>das</strong>s <strong>die</strong> Beschäftigten im <strong>Handwerk</strong> verglichen mit den übrigen<br />

Wirtschaftszweigen eher recht jung sind. Nach Daten des IKK-Systems betrug 1999 der<br />

Anteil der Arbeitnehmer im <strong>Handwerk</strong>, <strong>die</strong> 50 Jahre und älter sind, im Durchschnitt<br />

15,4 %. Dabei gibt es deutliche Unterschiede zwischen den Gewerken: So ist der Altersdurchschnitt<br />

in der Gewerkegruppe Textil/Leder mit 20,3 % überdurchschnittlich<br />

hoch, ebenso in den Nahrungsmittelgewerken mit 19 % und im Bau-/Ausbaugewerbe<br />

mit 17,7 %. In den Metall- und Elektrogewerken dagegen liegt der Anteil der über 50jährigen<br />

mit 14,7 % leicht unter dem Durchschnitt des <strong>Handwerk</strong>s.<br />

Insgesamt wurde im Verlauf der Diskussion ein überaus positives Bild von der Beschäftigungssituation<br />

älterer Arbeitnehmer im <strong>Handwerk</strong> gezeichnet. Jugendzentrierte<br />

Personalpolitik, Vorurteile gegenüber der Leistungsfähigkeit älterer Mitarbeiter mit<br />

entsprechendem diskriminierendem Arbeitseinsatz und betrieblichen Ausgliederungsstrategien<br />

sind, nach den Einschätzungen der befragten <strong>Handwerk</strong>svertreter, eher wenig<br />

verbreitet. Ältere Mitarbeiter stellen vielmehr wegen ihrer beruflichen Erfahrung und<br />

sozialen Qualifikationen für den <strong>Handwerk</strong>sbetrieb ein geschätztes Arbeitskräftepotenzial<br />

dar: „Wir sind mit den älteren Arbeitnehmern sehr zufrieden, so bis 50, <strong>das</strong> sind<br />

nämlich <strong>die</strong>jenigen, <strong>die</strong> tatsächlich in der Arbeit sind, <strong>die</strong> nicht krank machen, <strong>die</strong> nicht<br />

blau machen, sondern <strong>die</strong> wirklich Verantwortung tragen.“<br />

Dass <strong>die</strong>se Einschätzung auch vor dem Hintergrund des Problems der Abwanderung<br />

ausgebildeter Fachkräfte aus dem <strong>Handwerk</strong> zu sehen ist, macht <strong>das</strong> Beispiel des Dachdeckerhandwerks<br />

klar. Das Dachdeckergewerk leidet einerseits unter akutem Nachwuchsmangel<br />

– so sei <strong>die</strong> Zahl der Ausbildungsplätze im letzten Jahr bundesweit um 15<br />

% zurückgegangen -, andererseits weisen <strong>die</strong> Daten des IKK-Systems bundesweit einen<br />

extrem niedrigen Altersdurchschnitt für <strong>die</strong>ses Gewerk aus. Diese Altersstruktur resultiert<br />

sowohl aus dem Nachwuchsmangel als auch aus der Abwanderung:<br />

„Warum der Schwund älterer Facharbeiter bei uns im <strong>Handwerk</strong> so groß ist - <strong>das</strong><br />

ist aber nicht nur bei uns im Dachdeckerhandwerk so, <strong>das</strong> ist in jedem Beruf so -<br />

<strong>das</strong> ist <strong>die</strong> Abwerbung durch <strong>die</strong> Industrie und städtische Einrichtungen. Jeder<br />

Bauhof holt sich einen Bauhandwerker in einem gewissen Alter vom Bau, weil er<br />

einen unwahrscheinlichen Erfahrungsschatz hat... Da kommt keiner wieder raus,<br />

weil da <strong>die</strong> Sozialversorgung, <strong>die</strong> soziale Leistung jenseits der Realität von gewerblichen<br />

Arbeitnehmern auf dem Bau ist. Das ist unsere Krux, <strong>die</strong> kriegen wir<br />

nicht weg.“

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