Tagungsband - BFT International
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GESTIEGENE ANSPRÜCHE AN KELLER BEI EIN- UND<br />
ZWEIFAMILIENHÄUSERN Der Anspruch an die Nut-<br />
zung von Kellerräumen im Wohnungsbau und damit<br />
verbunden an den Wärmeschutz und das Wohnkli-<br />
ma in erdberührten Gebäudebereichen ist so hoch<br />
wie nie zuvor. Um dieser Forderung Rechnung zu<br />
tragen, hat sich die „Weiße Wanne“ aus dem In-<br />
dustrie- und Projektbau auch zu einer Standard-<br />
bauform im Ein- und Zweifamilienhausbereich<br />
entwickelt. Durch die erhöhten Anforderungen an<br />
den Keller ist auch der Anspruch an die fachge-<br />
rechte Abdichtung der Versorgungsleitungen ge-<br />
stiegen.<br />
Die Anzahl der benötigten Durchdringungen ist im<br />
Ein- und Zweifamilienhaus enorm gestiegen. Neben<br />
der klassischen Versorgung mit Strom, Gas, Wasser<br />
und Telekommunikation werden meist zusätzliche<br />
Einführungen benötigt für:<br />
> Abwasser<br />
> Regenwassernutzung<br />
> kontrollierte Be- und Entlüftung<br />
> Wärmepumpe<br />
> Stromversorgung Garage und Außenanlagen<br />
„PROBLEMKIND“ EIN- UND ZWEIFAMILIENHÄUSER<br />
Problematischer ist die Situation im Wohnungsbau.<br />
Hier steht der Architekt oder Generalunternehmer<br />
(schlüsselfertige Erstellung) in vielen Fällen in der<br />
alleinigen Planungsverantwortung und übernimmt<br />
Aufgaben, die üblicherweise auf mehrere Fachpla-<br />
ner verteilt werden.<br />
Die Grundlage für die Erstellung des Gebäudes<br />
bildet häufig eine Bau- und Leistungsbeschreibung<br />
in Verbindung mit dem Abschluss eines Bau-<br />
vertrages über die Einzelgewerke Rohbau, Haus-<br />
technik, Außenanlagen etc. Bei der schlüsselfer-<br />
tigen Vergabe wird die Leistungsbeschreibung<br />
zusätzlich um die Bereiche Planung und Bauleitung<br />
erweitert.<br />
Die fachgerechte Ausführung der Durchdringung<br />
wird dann sehr häufig dem jeweiligen Handwerker<br />
überlassen. Ist in der Leistungsbeschreibung keine<br />
detaillierte Vorgabe gemacht worden, wird häufig<br />
zur „Dichtung aus der Dose“ (Brunnenschaum)<br />
gegriffen, was bei anstehendem Wasser zu ernüch-<br />
ternden Ergebnissen führen kann (ABB. 2).<br />
Der Schadensfall tritt häufig nicht im Rohbauzu-<br />
stand des Kellers auf, sondern meist dann, wenn<br />
das Gebäude und die Außenanlagen bereits fertig-<br />
gestellt sind. Somit ist der Kostenaufwand für die<br />
Sanierung schnell im vierstelligen Bereich.<br />
Ist das Kind erst mal in den „Brunnen(schaum)“<br />
gefallen, beginnt die Diskussion der Schadensre-<br />
gulierung. Der Architekt versucht den ausführen-<br />
den Unternehmer bzw. Handwerker zur Verant-<br />
wortung zu ziehen. Der Handwerker weist die<br />
truction contract pertaining to the individual<br />
trades, i.e. shell construction, building services,<br />
outdoor areas etc. In the case of turnkey con-<br />
tracts, services also include design and site<br />
supervision.<br />
In many of these cases, the appropriate exe-<br />
cution of the penetrations is left to the relevant<br />
construction trade. If no detailed requirements<br />
are included in the building specifications,<br />
“canned sealants” (well foams) are often used,<br />
which may lead to sobering results when wa-<br />
ter impacts the building (FIG. 2).<br />
Damage often occurs not at the time of base-<br />
ment shell completion but when the building<br />
and all external facilities have been completed,<br />
which quickly results in four-digit amounts to<br />
be spent for repair work.<br />
Once the baby has been thrown out with the<br />
bathwater, or into the “well (foam)”, as it were,<br />
the heated debate on who is liable for the da-<br />
mage begins. The architect will try to hold the<br />
construction contractor or relevant trade ac-<br />
countable. The contractor or tradesman will<br />
reject any liability on the grounds of not having<br />
received any design or product specifications<br />
from the architect. The author considers the<br />
following points legally relevant:<br />
> The designer/architect is responsible for<br />
selecting or specifying the sealing systems<br />
(joints, construction joints, penetrations<br />
etc.) in response to the specific loading<br />
situation.<br />
> If the construction contract provides for a<br />
waterproof basement, this of course relates<br />
to the entire basement structure, including<br />
its joints, construction joints, penetrations<br />
etc. In such a case, the construction contrac-<br />
tor must adhere to all applicable rules and<br />
standards when selecting and using the<br />
products.<br />
> In both cases, the party commissioned with<br />
site supervision is responsible for ensuring<br />
compliance with the specifications and tech-<br />
nical standards, rules and guidelines.<br />
SUMMARY A chain is only as strong as its<br />
weakest link. A waterproof basement also re-<br />
quires impermeable penetrations for cables<br />
and pipes. Clear specifications issued by the<br />
architect or designer leave no room for inter-<br />
pretation. If this advice is not heeded, all par-<br />
ties involved (architects, specialist contractors)<br />
are usually liable for the damage and must thus<br />
bear the repair costs on a prorated basis, ac-<br />
cording to the experience of expert consultan-<br />
ts gained over many years. �<br />
KONGRESSUNTERLAGEN // PODIUM 8<br />
� FIG. 2 Leakage due to inappropriate sealing using<br />
“well foam” // ABB. 2 Undichtigkeit durch nicht fachgerechte<br />
Abdichtung mit „Brunnenschaum“.<br />
Schuld durch die nicht erfolgten Planungs- bzw.<br />
Produktvorgaben des Architekten von sich. Aus<br />
Sicht des Autors sind folgende Punkte rechtlich<br />
relevant:<br />
> Die Auswahl bzw. die Festlegung der Abdicht-<br />
systeme (Fugen, Arbeitsfugen, Durchdringungen<br />
etc.) je nach Lastfall liegt eindeutig im Verant-<br />
wortungsbereich des Planers/Architekten.<br />
> Ist im Bauvertrag eine „Weiße Wanne“ bzw. ein<br />
dichter Keller vertraglich vereinbart, bezieht sich<br />
dies natürlich auf den gesamten Keller, auch auf<br />
die Fugen, Arbeitsfugen, Durchdringungen etc.<br />
Die geltenden Vorschriften bei der Ausführung<br />
und Auswahl der Produkte müssen dann vom<br />
Bauunternehmer beachtet werden.<br />
> In beiden Fällen ist die zuständige Bauüberwa-<br />
chung für die Einhaltung der Vorgaben und<br />
technischen Regelwerke verantwortlich.<br />
ZUSAMMENFASSUNG Eine Kette ist immer nur so<br />
stark wie ihr schwächstes Glied. Ein dichter Keller<br />
benötigt auch dichte Hauseinführungen für Kabel<br />
und Rohre. Klare Vorgaben durch den Architekten<br />
bzw. Planer lassen keinen Interpretationsspielraum<br />
zu. Wird dies nicht beachtet, stehen im Schadens-<br />
fall, nach Erfahrungen langjährig tätiger Sach-<br />
verständiger, meist alle Beteiligten (Architek-<br />
ten, Fachunternehmer) mit im Reklamationsboot<br />
und werden anteilig an den Sanierungskosten<br />
beteiligt. �<br />
www.bft-online.info <strong>BFT</strong> 02/2011 137