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unternehmen<br />
LESEZEIT: 9 MINUTEN<br />
Gewöhnlich kommen nicht viele Besucher<br />
auf das Betriebsgelände<br />
von Top-Label in Alfeld. Doch<br />
wenn, dann ist die Wahrscheinlichkeit<br />
hoch, dass sie zunächst<br />
nicht von der Geschäftsführerin<br />
Anke Hoefer, sondern von einem<br />
der vier Büro-Hunde begrüßt werden. „Wir sind nicht<br />
nur ein familienfreundliches, sondern – wie man sieht<br />
und hört – vor allem auch ein tierfreundliches Unternehmen<br />
mit klaren Prioritäten“, sagt Hoefer augenzwinkernd<br />
und stellt sogleich sich und ihren jungen, noch<br />
wilden Sennenhund Cosmo vor. Man könnte sagen, beide<br />
gehören zur Führungsspitze von Top-Label, einem Unternehmen,<br />
das in Alfeld seit über 20 Jahren Etiketten produziert.<br />
Doch dass Hoefer – so wird sich zeigen – hier<br />
die Geschäfte leitet, ist nur die Spitze des Eisberges.<br />
Denn diese Powerfrau ist einiges mehr als nur Firmengründerin.<br />
Sie ist eine Frau voller Energie und<br />
Engagement für ihre Region und die Zukunft junger<br />
Menschen.<br />
ABER DER REIHE NACH: Top-Label wurde 1997 gegründet<br />
und produziert seitdem Etiketten für PET- und<br />
Glasflaschen, Reinigungsmittel, Verpackungen, Kosmetik,<br />
Pflegeprodukte und für frische Lebensmittel wie<br />
Obst und Gemüse. „Jeder hat jeden Tag Etiketten in der<br />
Hand und merkt es unter Umständen gar nicht, da sie<br />
Bestandteil der Verpackung sind“, sagt Hoefer, während<br />
sie entspannt in ihrem Konferenzraum im Alfelder<br />
Industriegebiet sitzt. Etiketten sind unverzichtbare Unsichtbare<br />
des Alltags. Man stelle sich einen Tag vor, an<br />
dem man bereits morgens unter der Dusche nicht weiß,<br />
ob dies nun das Shampoo oder die Haarspülung ist<br />
oder vielleicht sogar das Duschgel. Und wie sieht es mit<br />
dem falschen Scheuermittel oder den Inhaltsstoffen von<br />
Lebensmitteln aus? So geht es Stunde um Stunde weiter.<br />
Etikettendruckereien sind existenzieller Bestandteil unseres<br />
Alltags und unserer Wirtschaft.<br />
Wie wichtig sie sind, zeigt sich daran, dass Top-Label<br />
mit seinen 30 Angestellten im vergangenen Jahr als systemrelevant<br />
eingestuft wurde, da zu seinen Kunden viele Lebensmittelproduzenten<br />
gehören. Damit blieb der mittelständische<br />
Familienbetrieb mit rund drei Millionen Euro<br />
Jahresumsatz und den rund 130 Millionen Etiketten, die<br />
jährlich vom Band laufen, auch während des Lockdowns<br />
auf Wachstumskurs. Dabei ist es nicht nur die Lebensmittelbranche,<br />
sondern gerade die Vielfalt der Kunden, die<br />
das Unternehmen ein Stück weit durch die angespannte<br />
wirtschaftliche Lage trägt. „Hauptsächlich beliefern wir<br />
Kunden in Deutschland, die allerdings aus Wettbewerbsgründen<br />
nicht genannt werden dürfen“, erzählt Hoefer,<br />
die ansonsten jedoch nie lang um den heißen Brei herumredet.<br />
Beim Interview ist die Geschäftsführerin sofort<br />
beim Thema. Erzählt, nicht ohne Stolz, von ihrem Unternehmen<br />
und wie sie gerade in Zeiten wie diesen in die<br />
Zukunft investiert. „Wir haben im letzten Jahr drei Auszubildende<br />
eingestellt, so viele wie noch nie zuvor.“ Sie<br />
lacht herzlich und gesteht: „Ich konnte mich einfach<br />
nicht entscheiden, weil alle drei so toll sind. Da haben<br />
wir sie einfach alle behalten.“ Auch mit Start-ups arbeitet<br />
Hoefer gern zusammen – wie mit den Gronauer Garnelenzüchtern<br />
‚Neue Meere‘, über die <strong>faktor</strong> jüngst in der<br />
Winter-Ausgabe berichtete und die nun ebenfalls ihre<br />
Etiketten in Alfeld drucken lassen. „Mich begeistern innovative<br />
Ideen und Gründer, mit denen wir gemeinsam<br />
an Aufgaben wachsen“, erzählt die 56-Jährige, die aus<br />
eigener Erfahrung weiß, dass es kleine Betriebe anfangs<br />
oft schwer haben.<br />
MENSCHEN EINE CHANCE ZU GEBEN, das scheint<br />
Hoefer im Leben ein echtes Anliegen zu sein. Dabei<br />
macht sie aber nicht an den Grenzen ihres Unternehmens<br />
halt. Ganz im Gegenteil – ihr geht es um mehr, um<br />
Netzwerken, um gemeinsame Verantwortung und gegenseitige<br />
Unterstützung. Aus eben dieser Haltung heraus<br />
hat sie in den vergangenen 20 Jahren auch vieles<br />
mitgestaltet und in ihrer Heimat vorangetrieben.<br />
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