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faktor Frühjahr 2021

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leben<br />

»Wir entwickeln langsam eine gewisse Gelassenheit. «<br />

TOBIAS WOLFF, Internationale Händel-Festspiele<br />

zum 100-jährigen Jubiläum im vergangenen Jahr vorgesehen<br />

war. Jetzt mussten die Vorbereitungen wieder abgebrochen<br />

werden. „Wir entwickeln langsam eine gewisse<br />

Gelassenheit“, sagt der geschäftsführende Intendant<br />

Tobias Wolff und kommentiert so die erneute Verschiebung<br />

auf September. Der künstlerische Leiter an seiner<br />

Seite, Laurence Cummings, zeigt sich erleichtert darüber:<br />

„Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass die Reisebeschränkungen<br />

schnell genug aufgehoben werden.“<br />

Verständnisvolle Worte für einen verzweifelten Zustand.<br />

Zwar gab und gibt es viele persönliche Zuwendungen,<br />

doch fehlt ihnen im zweiten Jahr in Folge das<br />

Publikum, aus dem sie ihre Kraft schöpfen. Das zehrt.<br />

Das ersatzweise entstandene ,Digitale Festival‘ im vergangenen<br />

Jahr fand noch großen Anklang – die Videos der<br />

Beiträge sind noch immer auf der Webseite und dem<br />

Youtube-Kanal haendel fest abrufbar. „Doch die Kontakte<br />

werden schwächer“, sagt Wolff bedauernd. „Weitere Aufzeichnungen<br />

füllen nun die Monate bis zur eigentlichen<br />

Spielzeit, in der erneut kleine feine digitale Formate stattfinden<br />

werden.“ Zwischenzeitlich schalten sich die Orchestermitglieder<br />

aus aller Welt mit Cummings zusammen.<br />

Wolff tauscht Erfahrungen mit anderen Festivals<br />

aus. „Wir werden das Prinzip Salzburg rigide umsetzen“,<br />

erzählt er. „Das heißt, die Mitwirkenden einer Produktion<br />

müssen unter sich bleiben.“ Das ursprünglich geplante<br />

Programm wird schmaler ausfallen müssen. Trotz<br />

allem: Die Vor bereitungen für den zweiten Anlauf zum<br />

großen Jubiläum im September laufen auf Hochtouren –<br />

wenn auch mit Ungewissheiten seitens der Locations und<br />

der Künstler. Sicher ist nur der Wechsel an der Spitze: Für<br />

Wolff und Cummings ist es die letzte Spielzeit in Göttingen.<br />

Schon im Mai wechselt Wolff nach Leipzig, Cummings<br />

geht nach London – beide kommen aber für den September<br />

zurück, um sich angemessen mit einem Feuerwerk zu<br />

verabschieden und ihre Nachfolger zu begrüßen.<br />

▸ www.haendel-festspiele.de<br />

PS.SPEICHER<br />

Der ausgebremste PS.Speicher hatte 2020 eine auf sehenerregende<br />

Premiere von 1.600 neuen Exponaten geplant.<br />

„Corona hat uns die Öffnung der PS.Depots jedoch verhagelt“,<br />

sagt Geschäftsführer Lothar Meyer- Mertel. Das<br />

Überleben sichert vor allem die gemeinnützige Stiftung<br />

PS.Speicher, vormals Kulturstiftung Kornhaus.<br />

Heiß läuft der Motor derweil auf den sozialen Kanälen,<br />

auf denen der PS.Speicher Fahrzeuge und deren Geschichte<br />

vorstellt. „Das Thema Oldtimer ist sehr emotional,<br />

und so präsentieren wir es auch“, sagt Meyer- Mertel<br />

und freut sich über das enorm gestiegene organische<br />

Wachstum der Follower: Über 75.000 Menschen liken,<br />

kommentieren und motivieren. Großen Zuspruch finden<br />

auch die virtuellen Rundgänge auf der Webseite. Für den<br />

Herbst ist eine Sonderausstellung zu ,100 Jahre AVUS‘<br />

geplant, öffnen will der PS.Speicher aber schon im Frühjahr.<br />

„Wir haben viel Raum, Lüftungsanlagen, Hygienekonzepte“,<br />

erklärt der Geschäftsführer hoffnungsvoll.<br />

„Richtig durchstarten wird das Museum aber wohl erst<br />

wieder 2022 – dann geben wir richtig Gas“.<br />

▸ www.ps-speicher.de<br />

GANDERSHEIMER DOMFESTSPIELE<br />

„Die erhofft ,beste Spielzeit aller Zeiten‘ fiel bescheiden<br />

aus“, erzählt der Geschäftsführer der Gandersheimer<br />

Domfestspiele Thomas Groß. „Und trotzdem: 2020 sind<br />

wir sehr reich beschenkt worden.“ Vom Publikum, das<br />

Gutscheine gekauft oder gespendet hat, und von Sponsoren,<br />

die trotz ausgefallener Gegenleistung geblieben<br />

sind. „Die vielen persönlichen Gespräche haben uns zusammengeschweißt.<br />

Die Gandersheimer Dom festspiele<br />

haben so vom Rand der Existenz wieder zurückgefunden.“<br />

Die Künstler dagegen sind in Not. Mit Verträgen, die<br />

das Risiko gerecht verteilen, will Groß ihnen seine „Leidenschaft<br />

und Wertschätzung vermitteln“. Gemeinsam<br />

mit Intendant Achim Lenz plant er in diesem Jahr von<br />

Juni bis August eine Woche mehr Spielzeit mit 35 Prozent<br />

mehr Aufführungen, ein weitläufiges Catering-Konzept,<br />

Schnelltests mit ärztlicher Betreuung und einen<br />

zusätzlichen Spielort im Probenzentrum. Dessen technische<br />

Ausstattung haben sie durch ein Crowdfunding<br />

und einen unverhofften Spender finanzieren können.<br />

„Die Stiftsfreiheit am Dom wird aufgewertet“, so Groß,<br />

„damit Besucher bei uns das Gefühl von Freiheit, Optimismus<br />

und Wohlbefinden atmen können.“<br />

▸ www.gandersheimer-domfestspiele.de<br />

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