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leben<br />
GÖTTINGER LITERATURHERBST<br />
Liebe Leserin, lieber Leser,<br />
Sie werden schmerzlich vermisst.<br />
Der Göttinger Literaturherbst hatte 2020 mehr Glück –<br />
beziehungsweise mehr Mut. „Am ersten Sonntag im<br />
November kamen noch Besucher zu unserer letzten<br />
Live- Veranstaltung, obwohl bereits die Regierungsentscheidung<br />
für eine endgültige Schließung ab Montag<br />
bekannt war“, erzählt Geschäftsführer Johannes- Peter<br />
Herberhold. Ab dann hieß es, Beschränkungen einzuhalten.<br />
Doch man war vorbereitet. Wo andere resignierten,<br />
hat der Literaturherbst die Chance genutzt: Kurzerhand<br />
wurde für die Zuschauer eine neue Möglichkeit<br />
der Teilnahme geschaffen. Mit dem On-Air-Ticket<br />
konnten erstmalig alle Lesungen des Festivals auch von<br />
zu Hause aus verfolgt werden. Allen 27.000 Studierenden<br />
der Uni Göttingen wurde dies kostenlos ermöglicht.<br />
„Normalerweise hätten wir ihnen Restkarten geschenkt,<br />
aber wir waren ausverkauft“, sagt Herberhold nicht<br />
ohne Stolz.<br />
Der große Erfolg des On-Air-Tickets brachte bundesweite<br />
Aufmerksamkeit. Die Innovation war schließlich<br />
sogar ausschlaggebend für die Verleihung des Initiativpreises<br />
der Göttinger Litfin-Stiftung. „Wir honorieren<br />
damit auch Christoph Reisner, den verstorbenen Initiator<br />
des Literaturherbstes“, sagt Gerd Litfin. „Doch<br />
Johannes-Peter Herberhold hat die Chance ergriffen,<br />
diesen überregional zum Strahlen zu bringen.“<br />
Der 30. Göttinger Literaturherbst wird nun aufgrund<br />
der Pandemie wohl erneut kein rauschendes Festival im<br />
klassischen Sinne. „Auf digitaler Ebene wird dafür umso<br />
intensiver weitergedacht“, sagt Herberhold. Unter anderem<br />
sollen bereits ab dem Frühjahr spannende Online-<br />
Beiträge als Countdown zum Start im Oktober laufen.<br />
Und im Herbst rechnet der Geschäftsführer damit, so<br />
manchen Autor wieder live zuzuschalten. „Auch da gehen<br />
wir experimentelle Wege. Bleibt nur noch die Frage<br />
im Raum: Wird das Publikum auch zurückkommen?“<br />
▸ www.literaturherbst.com<br />
Wie die hier aufgezählten Beispiele, so gibt es noch viele<br />
andere Kulturschaffende in Südniedersachsen, die mutig,<br />
kreativ und engagiert die Fahne hochhalten. Ob Internationales<br />
Straßentheater Holzminden, Göttinger Kultur -<br />
sommer, Junges Theater oder Musa – sie alle stehen für<br />
eine ganze Branche, die in Deutschland einen wichtigen<br />
Beitrag leistet, um uns das Leben lebenswert zu machen.<br />
Das Drama Corona ist noch nicht vorbei. Bleibt zu hoffen,<br />
dass – auch mit Ihrer Hilfe – der nächste Akt endlich<br />
wieder zur Komödie wird. ƒ<br />
98 1 |<strong>2021</strong>