mensch » Ob daher mit seinem frühen Tod Projekte liegen geblieben sind, wusste an manchen Stellen wohl nur Thomas Oppermann selbst. « ROLF-GEORG KÖHLER verlässliche, hartnäckige, entschlossene Engagement habe ich sonst bei niemanden erlebt, und das hat mich nachhaltig beeindruckt.“ Doch auch für Thomas Oppermann gilt: Der Erfolg hat meist viele Väter. Dies gilt umso mehr, wenn es um die Finanzierung Göttinger Projekte auf Landes- und Bundesebene geht. Andrea Ruhstrat, Senior-Chefin der Ruhstrat Haus- und Versorgungstechnik und regional engagiert, hat die Weitsicht und Zukunftsorientierung von Oppermann sehr geschätzt und betont das Überparteiliche an Oppermann, dem es auch gemeinsam mit Fritz Güntzler gelungen ist, viel zu bewegen. Ein Eindruck, den auch Detlev Barth, lange Zeit Leiter der Wirtschaftsförderung Landkreis Göttingen, teilt: „Im Vergleich zu anderen Kreisen hatten wir in der Region ziemlich starke Abgeordnete, die zudem individuell eine sehr hohe Kompetenz mitgebracht haben. Sie hat auch ausgezeichnet, dass sie in Fragen der Region alle an einem Strang gezogen haben.“ DIESE BEREITSCHAFT ZUR ZUSAMMENARBEIT der Bundestagsabgeordneten sei das Erfolgsgeheimnis für die vielen Erfolge in Berlin, betont Bernhard Reuter. „Natürlich gibt es objektive Verfahren, aber wer glaubt, dass er allein mit guten Anträgen erfolgreich ist, kennt das reale Leben nicht.“ Alle Regionen in Deutschland seien in der Lage, gute Anträge zu stellen – für den Erfolg im Wettbewerb sei aber auch entscheidend, dass man gute Fürsprecher in Berlin, Brüssel oder Hannover hat. Gleichwohl, so Jürgen Trittin, Göttinger Bundestagsabgeordneter der Grünen, hängt das stark von der Rolle des jeweiligen Abgeordneten ab: „Wir sind seit 15 Jahren in der Opposition und haben nur bescheidene Einflussmöglichkeiten.“ So kam dem Tandem aus Oppermann und Güntzler eine besondere Bedeutung zu. Über 30 Jahre kannten sich die beiden, und wie Güntzler betont, hat Oppermann ihn sehr motiviert, für den Bundestag zu kandidieren. „Als wir ab 2013 zusammen in der Großen Koali tion saßen, haben wir gesagt: Wir bündeln die Kräfte. Und bis auf einen Fall haben wir, wenn wir etwas für die Region erreicht haben, eine gemeinsame Pressemitteilung herausgegeben und das als gemeinsame Leistung präsentiert.“ Voraus ging dem eine intensive Abstimmung und das Strippenziehen im Hintergrund, um Zustimmung für die gemeinsamen Vorhaben zu organisieren. „Ich denke schon, dass das etwas Besonderes war“, sagt Güntzler. „Das gab teilweise auch Irritationen und Nachfragen in der eigenen Partei. Ich muss ehrlicherweise sagen, dass ich in der Zeit viel von ihm gelernt habe.“ Dass sie so erfolgreich waren, führt er aber auch auf Oppermanns Ämter und sein nicht unerheb liches Standing in der SPD zurück. „In meinen 22 Jahren als Landrat“, so Reuter, „liegt die Zahl der Bundestagsabgeordneten aus Göttingen im unteren zweistelligen Bereich. Und ich halte Thomas Oppermann mit gewaltigem Abstand für den erfolgreichsten.“ Das aber sei auch kein Wunder. „Er war Minister auf Landes ebene, erster parlamentarischer Geschäftsführer der SPD-Bundestagsfraktion, Fraktionsvorsitzender und Vizepräsident des Bundestags – wenn so jemand gute Argumente hat, überlegt man sich dreimal, nein zu sagen.“ Oppermann war dabei jemand, der sich nicht nur für Projekte anderer einsetzte, sondern der auch eigene Ideen entwickelte. „Ob daher mit seinem frühen Tod Projekte liegen geblieben sind, wusste an manchen Stellen wohl nur Thomas Oppermann selbst“, so Rolf-Georg Köhler. Aber dieser hatte sich entschieden, <strong>2021</strong> nicht 66 1 |<strong>2021</strong>
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