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faktor Frühjahr 2021

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FOTO: ANJA DANISEWITSCH<br />

Glückliche Kuh Die 20-jährige Harzer-Rotes-Höhenvieh-Kuh Nette gehört bei Koithahns mit zur Familie.<br />

Möglichkeit zum veränderten Denken geben. Und auch<br />

die Zeit. So hat es bei uns ja auch mal angefangen.“ Bewussteres<br />

Genießen und Verantwortung zu übernehmen<br />

für das eigene Handeln, sind der Anfang. Dafür steht die<br />

Familie Koithahn ein und dafür lassen sie auch gern Besucher<br />

hinter die Kulissen schauen. Die Wertschätzung<br />

für ein Schinkenbrot verändert sich, wenn man die<br />

Schweine auf dem Hof gesehen hat.<br />

„BEVOR SIE GEHEN, MUSS ICH IHNEN NOCH jemanden<br />

vorstellen“, sagt Karl-Heinz Koithahn geheimnisvoll<br />

und zeigt auf einen Stall am Ende des Hofes. Dort<br />

steht seine ,Nette‘ im Heu: eine 20-jährige Harzer-Rotes-<br />

Höhenvieh -Kuh, die hier ihren Lebensabend verbringen<br />

darf. „Es muss nicht immer alles profitabel sein. Nette<br />

gehört zur Familie.“<br />

Doch bei aller Liebe zum Tier. Ein gesundes Unternehmen<br />

muss so geführt werden, dass es wirtschaftlich ist.<br />

Und so lässt es sich auch hier nicht vermeiden, dass nach<br />

neun Monaten die Schweine des Heuschweinhofes zum<br />

Schlachthof gefahren werden. Chefsache, natürlich.<br />

Koithahn begleitet seine Tiere, er will sicher sein, dass<br />

sie stressfrei leben – bis zum Ende. „Ich lasse sie ganz in<br />

aller Ruhe auf den LKW gehen, versperre ihnen den<br />

Rückweg und lasse ihnen Zeit zum Denken“, sagt er.<br />

Schweine sind schlaue Tiere. Sie akzeptieren, wenn man<br />

ihnen den Raum zum Denken gibt und sie erkennen,<br />

dass es nur die Rampe hinaufgeht. Dann wird noch ein<br />

Hauch Lavendelduft in den Transporter gesprüht. Das<br />

beruhigt und entspannt sie. Anfangs wurde er von allen<br />

Seiten belächelt, erzählt Koithahn, und auf dem Schlachthof<br />

sagte man: „Deine Schweine riechen wie ein Freudenhaus.“<br />

Doch da steht der Unternehmer drüber. Der<br />

Weg zum Schlachten sei dennoch bis heute keine Routine<br />

für ihn geworden. „Ich bin oft nachdenklich, wenn<br />

ich meine Schweine dort abgebe. Aber einer muss es<br />

tun.“ Einer muss es tun. Und ist es dann nicht besser zu<br />

wissen, wer es ist? Dass es jemand ist, der seine Schweine<br />

noch ein letztes Mal begleitet und sie verabschiedet wie<br />

einen guten Freund? Ist es nicht an der Zeit umzudenken?<br />

ƒ<br />

digital+<br />

Sie möchten selbst mal einen Blick in die Ställe<br />

von Karl-Heiz Koithahn werfen? Lernen Sie ihn<br />

und seine glücklichen Schweine kennen in<br />

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