24.12.2012 Aufrufe

Herbst- Einkaufs- Tag (HET) Oelde

Herbst- Einkaufs- Tag (HET) Oelde

Herbst- Einkaufs- Tag (HET) Oelde

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Wie aus Büchern<br />

Kunstwerke entstehen<br />

H Hier auf dem Land<br />

am Wochenende<br />

Samstag/Sonntag, 6./7. Oktober 2012<br />

Kosmetik-Tipps für<br />

Krebspatientinnen<br />

H Gesundheits-Journal<br />

Die Kunst des Schwitzens<br />

Es wird grauer. Es<br />

wird kälter. Das<br />

Zeichen für viele:<br />

ab in die Sauna.<br />

Entspannen,<br />

schwitzen, Kraft<br />

tanken. Aber was<br />

macht eine Sauna<br />

aus? „Die Glocke“<br />

hat sich umgehört<br />

und umgeschaut – in<br />

der Eymann-Sauna<br />

in Münster-<br />

Amelsbüren und<br />

beim Deutschen<br />

Sauna-Bund in<br />

Bielefeld.<br />

Dampfbäder waren schon in der<br />

Antike beliebt.<br />

1,7 Millionen private Saunen gibt<br />

es in Deutschland.<br />

31,4 Millionen Menschen in Deutschland nutzen eine Sauna – entweder eines der 2300 öffentlichen Saunabäder, eine der 5000 in Fitnessstudios oder eine der 5400 in Hotels.<br />

Bilder: Kutzendörfer (3), Eymann (2), dpa (3)<br />

Saunieren stärkt Abwehrkräfte<br />

Richtig angewandt, kann Saunabaden<br />

der Gesundheit helfen:<br />

durch körperliche Erholung, psychische<br />

Entspannung und Stärkung<br />

der Abwehrkräfte. Die Erhöhung<br />

der Körpertemperatur<br />

auf bis zu 39 Grad Celsius während<br />

der Schwitzphase bewirkt<br />

innerhalb des Körpers dasselbe,<br />

was auch ein echtes Fieber bewirkt,<br />

nämlich eine Zerstörung<br />

von Krankheitserregern durch erhöhte<br />

Temperatur. Die Abfolge<br />

von Hitze mit dem anschließenden<br />

Kaltbad entspannt die Muskulatur<br />

und hat neben einigen<br />

physiologischen Effekten wie der<br />

Senkung des Blutdrucks, der An-<br />

Auch in einem Teich kann man<br />

nach dem Saunagang abkühlen<br />

und sich erfrischen.<br />

Von unserer Mitarbeiterin<br />

ANDREA KUTZENDÖRFER<br />

Natürlich gebe es Anfängerfehler,<br />

sagt Lisa Eymann.<br />

„Manche klettern<br />

sofort auf die oberste<br />

Bank, wo die Hitze am größten<br />

ist, und gehen dann unter die kalte<br />

Brause. Das macht der stärkste<br />

Kreislauf nicht mit.“ Was in der<br />

Sauna gut tut, besagen alte Traditionen,<br />

aber auch das Gefühl dafür,<br />

was einem gut tut oder nicht.<br />

Die gesundheitlichen Vorteile des<br />

Saunabadens sind ebenso vielfältig<br />

wie wissenschaftlich erwiesen.<br />

„Als Neuling startet man in der<br />

Saunakabine aber erst einmal auf<br />

der untersten oder mittleren<br />

Bank, wo es nicht so heiß ist, legt<br />

sich aufs Handtuch und schwitzt<br />

ruhig vor sich in“, erklärt Lisa<br />

Eymann, die mit ihrem Mann in<br />

Münster-Amelsbüren eine große<br />

regung des Kreislaufs, des Stoffwechsels,<br />

des Immunsystems und<br />

der Atmung vor allem eine wohltuende<br />

Auswirkung auf das subjektive<br />

Wohlbefinden.<br />

Das Saunieren soll vor allem<br />

der Abhärtung gegen Erkältungskrankheiten<br />

dienen und kann<br />

auch bei einigen Erkrankungen<br />

als therapeutische Anwendung<br />

genutzt werden, beispielsweise<br />

bei Störungen des vegetativen<br />

Nervensystems. Saunabaden verlangsamt<br />

die Hautalterung. Unmittelbar<br />

nach dem Betreten des<br />

Saunaraumes reagiert die Haut,<br />

die Blutgefäße weiten sich, die<br />

Durchblutung nimmt zu und die<br />

...Hans-Jürgen Gensow vom<br />

Deutschen Sauna-Bund in Bielefeld:<br />

„Die Glocke“: Herr Gensow,<br />

wie viele Saunen gibt es in<br />

Deutschland, und wer nutzt sie?<br />

Hans-Jürgen Gensow: Etwa<br />

31,4 Millionen Deutsche – einige<br />

mehr, andere weniger – gehen in<br />

die Sauna. Sie nutzen entweder<br />

eines der 2300 öffentlichen<br />

Saunabäder, eines der 5000 Fitnessstudios<br />

oder der 5400 Hotels<br />

mit Sauna. Oder aber sie besitzen<br />

eines von 1,7 Millionen<br />

Schwitzbädern, die in privaten<br />

Kellern, Gärten oder Wohnungen<br />

eingerichtet sind.<br />

„Die Glocke“: Wie stehen wir<br />

Sauna-Anlage betreibt. „Nach<br />

etwa zehn Minuten setzt man sich<br />

langsam auf, verharrt einen Moment,<br />

damit der Kreislauf wieder<br />

in Gang kommt, und geht dann an<br />

die frische Luft oder kühlt sich<br />

mit dem Kneippschlauch ab.“<br />

Anschließend kann man noch ins<br />

Tauchbad springen oder ein Loch<br />

ins Eis picken und sich im eiskalten<br />

See „abschrecken“ – so halten<br />

es einige Hartgesottene im Winter,<br />

wie sie lachend berichtet.<br />

„Der Saunaeffekt beziehungsweise<br />

der medizinische Nutzen entsteht<br />

ja durch den Wechsel von<br />

heiß auf kalt.“ Die Prozedur wird<br />

zwei bis drei Mal wiederholt. Am<br />

Ende sollte man sich warm einpacken<br />

und ruhen.<br />

„Die klassische finnische Sauna<br />

wird auf 90 Grad erwärmt, ihre<br />

Luft ist trocken“, berichtet die<br />

Fachfrau. Es gibt aber auch zahlreiche<br />

Varianten wie das Caldari-<br />

Oberflächentemperatur steigt<br />

nach etwa 15-minütigem Aufenthalt<br />

auf 40 bis 42 Grad an, in der<br />

Abkühlphase verengen sich die<br />

Blutgefäße dann wieder durch<br />

Kaltwasseranwendungen.<br />

Das Schwitzen sowie die wiederholten<br />

Wasseranwendungen<br />

bewirken außerdem eine sehr<br />

gründliche, aber schonende Körperreinigung.<br />

Menschen mit Entzündungen,<br />

mit akuten Infektionskrankheiten,<br />

mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen,Venenthrombosen<br />

oder Krampfaderleiden<br />

wird im Allgemeinen vom Besuch<br />

einer Sauna oder eines<br />

Dampfbades abgeraten.<br />

beim Saunieren im internationalen<br />

Vergleich da?<br />

Gensow: Wir sind ganz klar<br />

Sauna-Weltmeister. Das Saunieren<br />

ist bei uns in den vergangenen<br />

20 Jahren richtig auf Touren<br />

gekommen, und das Interesse<br />

steigt noch weiter, wenn auch<br />

nicht mehr so stark. Mit 1,7 Millionen<br />

gibt es bei uns übrigens<br />

genauso viele Privat-Bäder wie<br />

in Finnland, wo das Saunieren<br />

bekanntlich erfunden wurde.<br />

„Die Glocke“: In den vergangenen<br />

Jahren sind auch Infrarotwärmekabinen<br />

aufgekommen.<br />

Gensow: Ja, das stimmt. Infrarotkabinen<br />

sind in Asien verbreitet,<br />

bei uns zumindest sind sie im<br />

5 Fragen an...<br />

um, bei dem Boden und Wände<br />

des Raumes bei fast 100 Prozent<br />

Luftfeuchtigkeit auf 50 Grad erhitzt<br />

werden, und das Tepidarium,<br />

dessen Luft trocken ist. Oder<br />

das Dampfbad, in das ein Generator<br />

Dampf leitet, den der Saunierende<br />

inhaliert. „Dabei geht es<br />

um die oberen Luftwege und die<br />

Haut“, sagt Lisa Eymann.<br />

In Salzsaunen wird mit trockenem<br />

Solenebel gearbeitet, in<br />

manchen Schwitzbädern mit<br />

Farblicht. „Wenn alle nackt sind,<br />

Ein Ofen (oben l.) erhitzt die Kabine in der Eymann-Sauna auf bis zu<br />

90 Grad. Nach dem Schwitzen duscht man sich ab (oben r.). Im Dezember<br />

eröffnet die Salzgrotte, wie Lisa Eymann berichtet.<br />

öffentlichen Bereich eher selten.<br />

Sie mögen medizinische Vorteile<br />

haben, in ihnen wird es auch<br />

schneller warm. Aber: Richtig<br />

sauniert man nur in der Sauna.<br />

„Die Glocke“: Muss man sich<br />

in der Sauna unbedingt ausziehen?<br />

Gensow: Ja, in Deutschland<br />

muss man nackt sein. Aus medizinisch-hygienischen<br />

Gründen<br />

empfehlen wir auch, keine Badehosen<br />

oder Bikinis anzuziehen.<br />

Denn beim Schwitzen könnte es<br />

zu Problemen kommen, der<br />

Schweiß kann unter den Textilien<br />

möglicherweise nicht richtig<br />

verdunsten. Es entspricht auch<br />

nicht der finnischen Tradition.<br />

gibt es natürlich einen Verhaltenskodex“,<br />

erläutert Eymann.<br />

„Körperlicher Kontakt wird auf<br />

ein Minimum reduziert.“ Die<br />

Sauna könne aber auch Kontakte<br />

fördern, Treffpunkt sein wie für<br />

die Gruppe von Ärzten, die immer<br />

wieder in Amelsbüren zusammenkommt.<br />

„In Finnland geht<br />

man mit der Familie oder den<br />

Nachbarn in die Sauna“, sagt sie.<br />

„Auch Michail Gorbatschow und<br />

Helmut Kohl haben schon gemeinsam<br />

geschwitzt.“<br />

Der Trend geht in Deutschland<br />

zurzeit ein bisschen in Richtung<br />

Textilsauna, und sie wird bei uns<br />

jetzt auch öfter angeboten. Woran<br />

das liegt? Unser Verhältnis<br />

zur Nacktheit hat sich gewandelt,<br />

die Menschen werden wieder<br />

konservativer. Man darf sich<br />

ja nichts vormachen: Das Auge<br />

sauniert mit, das ist so. Nicht nur<br />

bei Männern, auch bei Frauen.<br />

„Die Glocke“: Wie sieht das<br />

denn in anderen Ländern aus?<br />

Gensow: Deutschland, Holland,<br />

Polen, Österreich und die<br />

Schweiz gehen unbekleidet in<br />

die Sauna, alle anderen – zum<br />

Beispiel die Amerikaner oder die<br />

Franzosen – nicht. (kut)<br />

Aufguss<br />

Stichwort<br />

Der sogenannte Aufguss<br />

verstärkt das Hitzeerleben<br />

und gilt als Höhepunkt des<br />

Saunabades. „Der Aufguss bekommt<br />

immer mehr Bedeutung“,<br />

sagt Fachfrau Lisa Eymann.<br />

„Er wird richtig zelebriert.“<br />

Dabei wird mit einer<br />

Holzkelle Wasser über die heißen<br />

Lavasteine auf dem Ofen<br />

gegeben, dem zuvor das Aufgusskonzentrat<br />

– ätherische<br />

Öle – zugefügt wurde. Diese<br />

können anregend oder beruhigend<br />

wirken. „Beliebt sind Zitrusdüfte<br />

wie Mandarine und<br />

Zitrone, aber auch Eukalyptus<br />

und Fichtennadel oder zu<br />

Weihnachten auch schon mal<br />

Zimt oder eine Apfelnote. Wir<br />

gießen sogar echten Slibowitz<br />

auf.“ Das Wasser verdampft<br />

auf den heißen Steinen und erhöht<br />

kurzzeitig die Luftfeuchtigkeit<br />

in der Kabine. Mit dem<br />

Handtuch verwedelt der Saunameister<br />

den Dampf. „Dafür<br />

gibt es sogar spezielle Techniken“,<br />

sagt die Expertin. Eine<br />

Befragung des Deutschen<br />

Sauna-Bundes in Bielefeld,<br />

des Fachverbandes der öffentlichen<br />

Sauna- und Freizeitbäder,<br />

unter 23 300 Saunabesuchern<br />

zeigt: 20 Prozent der<br />

Saunagäste gehen heute wegen<br />

der Aufgussdarbietungen<br />

in die Sauna. Damit haben<br />

sich diese als Besuchsmotiv<br />

gefestigt. 80 Prozent der Gäste<br />

wünschen dabei interessante<br />

Duftzusätze. (kut)<br />

Beim Aufguss werden Wasser und<br />

ein Aufgusskonzentrat über die<br />

heißen Lavasteine gegeben.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!