13.04.2022 Aufrufe

procontra Ausgabe 02-2022 Preview

Die ersten zwei Seiten der Titelstory sind auch ohne Abo lesbar.

Die ersten zwei Seiten der Titelstory sind auch ohne Abo lesbar.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Schnittstellen VERSICHERUNGEN<br />

formationen. Beim Thema Übermittlung<br />

von Dokumenten durch PDFs etc. ist die<br />

standardisierte elektronische Bereitstellung<br />

der Maklerpost durch BiPRO-Normen im<br />

Markt gelöst. Aktuell sind viele Unternehmen<br />

dabei, nun auch die eigentlichen Vertragsdaten<br />

standardisiert auszutauschen.<br />

<strong>procontra</strong>: Viele Makler würden gerne ihre<br />

Verwaltung effizienter gestalten. Wenn<br />

Versicherer aber Daten für vertragsbezogene<br />

Geschäftsvorfälle nicht standardisiert<br />

weitergeben, geht das nicht. Warum<br />

bessert sich das nicht?<br />

Schrills: Da muss man von Versicherer<br />

zu Versicherer differenzieren. Für eine<br />

große Zahl von Maklern ist die Prozessunterstützung<br />

schon heute ein wichtiges<br />

Entscheidungskriterium pro oder contra<br />

einen Produktgeber. Außerdem wird sich<br />

in den kommenden Jahren, auch mit und<br />

aufgrund der BiPRO-Standards, noch viel<br />

tun. Denn die meisten Versicherer haben<br />

mittlerweile die Bedeutung der digitalen<br />

Prozessoptimierung bei Partneranbindungen<br />

erkannt.<br />

<strong>procontra</strong>: Das hat aber auch eine Weile<br />

gedauert.<br />

Schrills: Immerhin haben sich bereits vor<br />

zwei Jahren über 30 Unternehmen aus<br />

der Community in einem BiPRO-Projekt<br />

zusammengeschlossen, um die wesentlichen<br />

Daten einheitlich zu definieren, die<br />

der Makler für sein tägliches Geschäft<br />

benötigt. Dabei standen die Umsetzung der<br />

Norm 430.4 und innerhalb dieser Norm<br />

die geschäftsvorfallausgelöste Bereitstellung<br />

von Vertragsinformationen im Fokus.<br />

Hierbei wurden über alle Sparten hinweg<br />

im Detail die Anforderungen der Partner<br />

und Dienstleister sowie die Möglichkeiten<br />

der Lieferung durch die Bestandssysteme<br />

seitens der Versicherer besprochen. Im<br />

Rahmen der Abrechnung haben sich<br />

dann ebenfalls Versicherer, Vermittler und<br />

Maklerverwaltungsprogramm-Hersteller<br />

vorgenommen, gemeinsam einen standardisierten<br />

Datenaustausch zwischen allen<br />

Beteiligten über die BiPRO-Norm 430.7<br />

– Vermittlerabrechnung umzusetzen. Es ist<br />

das Ziel, sämtliche Abrechnungsprozesse<br />

in der Branche zu standardisieren, zu digitalisieren<br />

und zu automatisieren.<br />

<strong>procontra</strong>: Welchen Nutzen haben Makler<br />

davon?<br />

Schrills: Die Qualität der Abrechnungen<br />

und die Geschwindigkeit der Prozesse würden<br />

sich deutlich erhöhen. Zudem gäbe es<br />

weniger Störfälle und letztlich würden die<br />

Bearbeitungskosten um 20 bis 30 Prozent<br />

reduziert. Davon profitieren auch Makler.<br />

<strong>procontra</strong>: Trotz solcher Kostenvorteile<br />

sind etliche Prozesse noch nicht voll digital.<br />

Noch einmal: Woran liegt das?<br />

Schrills: In der Tat ist die Befähigung, die<br />

Backend-IT-Systeme „digital ready“ zu gestalten,<br />

für viele Unternehmen der Branche<br />

immer noch eine sehr große Herausforderung,<br />

da eine Vielzahl von Systemen zeitgemäßen<br />

prozessualen und datentechnischen<br />

Erfordernissen nicht umfänglich gerecht<br />

werden. Diejenigen Unternehmen, die die<br />

Notwendigkeit der digitalen Transformation<br />

früher erkannt und ihre Systeme bereits<br />

entsprechend umgestellt haben oder dies<br />

aktuell tun, haben deutliche Vorteile.<br />

»Pools machen<br />

digitale Services<br />

zunehmend zur<br />

Voraussetzung einer<br />

Zusammenarbeit mit<br />

einem Versicherer.«<br />

<strong>procontra</strong>: Normen und Standards führen<br />

in der Regel zu mehr Transparenz und<br />

Wettbewerb. Das gefällt nicht allen Beteilig<br />

ten, oder?<br />

Schrills: Man geht mit der Zeit, oder man<br />

geht mit der Zeit. Moderne Technologien<br />

offerieren nun mal neue Möglichkeiten für<br />

die Abbildung von Geschäftsprozessen, bis<br />

hin zur Gestaltung innovativer Geschäftsideen.<br />

BiPRO bringt hierfür alles mit, denn<br />

in einer so komplexen Branche wie unserer<br />

sind Normen und Standards essenziell.<br />

Wer diese effizient nutzt, gehört zu den Gewinnern<br />

der digitalen Transformation.<br />

<strong>procontra</strong>: Vor allem große Maklerpools<br />

mit Onlineplattform im Rücken treiben<br />

das Thema Normen und Standards voran.<br />

Sie machen digitale Services zunehmend<br />

zur Voraussetzung einer Zusammenarbeit<br />

mit einem Versicherer, um sich möglichst<br />

papierlos und effizient verwalten<br />

zu können. Sind solche Pools, an deren<br />

Plattformen neben BiPRO auch andere<br />

Eingangskanäle wie Extranet, Post und<br />

E-Mail angeschlossen werden können,<br />

gegenüber Produktgebern in einer bestimmenden<br />

Position?<br />

Schrills: Das müssen Sie eigentlich die<br />

Versicherer fragen. Aber im Ernst: Wer als<br />

Pool Standards konsequent nutzt, arbeitet<br />

kostengünstiger und ist damit automatisch<br />

in einer besseren Wettbewerbssituation.<br />

Dies führt logischerweise zu mittlerweile<br />

konkreten Forderungen an die Versicherer,<br />

Geschäftsprozesse über BiPRO-Normen zu<br />

gestalten.<br />

<strong>procontra</strong>: Welche Pools sind aus Ihrer<br />

Sicht die Treiber?<br />

Schrills: BiPRO ist die Normierungsorganisation<br />

der Branche, und privatwirtschaftlich<br />

entwickelte Normen haben grundsätzlich<br />

einen empfehlenden Charakter. Auch<br />

ist der jeweilige Einsatz nicht meldepflichtig.<br />

Daher führen wir keine Rennlisten.<br />

<strong>procontra</strong>: Welchen Ratschlag möchten Sie<br />

Maklern mit auf den Weg geben?<br />

Schrills: Die Makler müssen sich dringend<br />

noch intensiver mit der Frage der Digitalisierung<br />

und Standardisierung beschäftigen!<br />

Viele haben die existenzielle Bedeutung<br />

noch nicht erkannt und widmen sich dem<br />

Thema eher mit einer gewissen Trägheit.<br />

Einher geht dies häufig mit der fehlenden<br />

Bereitschaft, erheblich mehr finanzielle<br />

Mittel zu investieren. Dies kann sich<br />

jedoch in einigen Jahren für einen solchen<br />

Vermittler auf vielfache Weise böse rächen,<br />

ob nun beispielsweise bezüglich seiner<br />

Unabhängigkeit oder im Wettbewerb mit<br />

neuen digitalen Playern.<br />

<strong>procontra</strong>: Was konkret sollten Makler<br />

tun?<br />

Schrills: Jeder Makler kann neben seiner<br />

persönlichen Beratungskompetenz eine<br />

„digitale Fähigkeit“ erlangen. Dafür<br />

müssen Daten und Dokumente digital in<br />

seinem System für aktuelle Analysen und<br />

Informationen für Kunden zur Verfügung<br />

stehen. Er sollte auch dafür Sorge tragen,<br />

dass sein Geschäft zu allen Seiten prozessorientiert,<br />

digital und somit möglichst automatisiert<br />

abgewickelt werden kann, was<br />

erhebliche Kosteneinsparungen ermöglicht.<br />

Letztlich: Verkauft ein Makler irgendwann<br />

sein Unternehmen und kann nur Aktenschränke<br />

oder den Einsatz eines IT-Altsystems<br />

vorweisen, könnte dies zukünftig<br />

den Verkaufspreis erheblich drücken. Die<br />

effiziente Nutzung von BiPRO-Normen<br />

wirkt dem auf jeden Fall entgegen.<br />

<strong>procontra</strong> <strong>02</strong> | 22<br />

41

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!