procontra Ausgabe 02-2022 Preview

Weitere Magazine

Empfehlungen

Info

SACHWERTE Waldinvestments »Wald ist ein stabiler Baustein fürs Portfolio« Wald wird als Anlageklasse immer öfter im Netz gehandelt statt vererbt. Dr. Christian Clasen, Asset-Manager von Latifundium Management, einem Vermögensverwalter für den Bereich Land- und Forstwirtschaft, über die Folgen und Ansätze für Berater – TEXT: ANNE MAREILE WALTER – procontra: Klassischerweise wird Wald von Generation zu Generation vererbt. Mittlerweile ist es aber so, dass Forstgrundstücke auch verstärkt im Netz gehandelt werden, weil viele Anleger das Investment Wald für sich neu entdecken. Worin sehen Sie die Ursache für diese Entwicklung? Christian Clasen: Früher haben Verkäufer vor allem via Print inseriert oder den Makler eingespannt, jetzt passiert das ebenso im Netz. Dabei wird in den Onlinebörsen vor allem kleinerer Wald angeboten, im Schnitt sind das Grundstücke von einer Größe bis zu zehn Hektar. Der Makler kommt meist erst ab 50 Hektar aufwärts ins Spiel, er verfügt in der Regel über spezifisches Waldwissen und kann tendenziell auch den höchsten Preis erzielen. Dass mittlerweile verstärkt Onlinebörsen genutzt werden, ist aus meiner Sicht gut. Denn nur Vererben ist nicht immer ein Vorteil für den Wald. Der Großvater verfügt zwar über altes Wissen, aber bei einem rein schematischen Bewirtschaften kann das katastrophal enden – vor allem in Anbetracht des immer weiter voranschreitenden Klimawandels. Oft ist vererbtes Wissen daher nachteilig für den Wald. Die Frage ist ja: Was vererbe ich da für ein Wissen? 74 procontra 02 | 22
Waldinvestments SACHWERTE tifikate die Ertragsaussichten auch deutlich steigen. Wer mit Wald hohe Renditen erwirtschaften will, muss allerdings ins Ausland gehen. procontra: Was unterscheidet das Investieren in ausländischen Wald vom Anlegen in deutschen Forst? Clasen: In Deutschland sind wegen der hohen Bevölkerungsdichte komplexe Bewirtschaftungsmethoden erforderlich. Bund- und Ländergesetze regeln beispielsweise, dass auf Forstgrundstücken kein willkürlicher Kahlschlag gemacht werden darf, dass Borkenkäfer entfernt und freie Flächen wieder bewaldet werden müssen. Wir haben hierzulande eine integrative Forstwirtschaft. Die Wälder sollen verschiedenen Faktoren Rechnung tragen: »Wenn man Wald besitzt und dann nichts macht, kann man das Geld auch zum Fenster rauswerfen.« Naturschutz, Erholung, saubere Luft, das sind nur ein paar Stichworte. Die meisten anderen Länder, Finnland oder Neuseeland beispielsweise, verfolgen bei der Bewirtschaftung einen segregativen Ansatz. Dort leben deutlich weniger Einwohner, deshalb sind Kahlschläge mit anschließender Wiederaufforstung die Regel und auch nichts Schlechtes. Hinzu kommt, dass die Bäume dort schneller wachsen als hier. Bei einer Kahlschlagswirtschaft in diesen Ländern sind die Renditen höher. In Deutschland geht das behutsame Bewirtschaften zulasten der Rendite. procontra: Über welche Punkte sollten sich die „neuen“ Waldeigentümer als Erstes informieren? Wie können Wissenslücken am besten gefüllt werden? Clasen: Zunächst einmal: Bei der Waldbewirtschaftung kann man vieles falsch machen. Der Revierförster vor Ort sollte der erste Ansprechpartner sein. Denn die Forstverwaltungen der Bundesländer procontra: Das heißt im Umkehrschluss: Erben informieren sich weniger umfassend über ihren neuen Besitz als Anleger, die jetzt neu in Forst investieren? Clasen: In Teilen ist das zutreffend. Wer sich für Wald interessiert und kaufen will, bringt meist schon gewisse Vorkenntnisse mit – in der Regel mehr als der Erbe. Und wer Wald kauft, möchte sein eigenes Konzept einbringen, zum Beispiel bestimmte Mischbaumarten pflanzen. Da ist es ein Vorteil, wenn man nicht in alten Familienstrukturen verhaftet ist. Für den Wald ist eine permanente, nachhaltige Nutzung optimal, ein nachhaltiges Gewinnen von Rohstoffen. In manchen Kleinstprivatwäldern passiert gar nichts, weil Wald vererbt wurde und die Leute manchmal gar nicht wissen, dass sie Wald besitzen. Dann ist das schlecht für die Umwelt und das Klima, weil wir die Chance verpassen, nachhaltige Holzproduktion vor der Haustür zu betreiben, und stattdessen mehr Holz aus dem Ausland importieren. Der Vorteil von Onlinebörsen: Jemand, der sich wirklich für Wald interessiert, kommt schnell dran. Es gibt aber natürlich auch viele Erben, die über Generationen hinweg große Forstbetriebe betreuen, ein umfangreiches Waldwissen besitzen, nachhaltige Konzepte verfolgen. Man kann nicht pauschal sagen, das eine ist gut und das andere ist schlecht. procontra: Erzielen denn die Onlinekäufer höhere Renditen, weil sie in der Regel fachgerechter bewirtschaften als die Erben? Clasen: Das lässt sich schwer einschätzen. Gerade auf kleineren Grundstücken wächst oft nur eine Altersklasse von Bäumen. Da lassen die ersten Erträge auch mal 30 Jahre auf sich warten. Und die Motivationen für einen Kauf sind sehr unterschiedlich. Der eine Käufer will etwas für den Naturschutz tun, der andere strebt einfach nur den Vermögenserhalt an. Und dann gibt es eine dritte Sparte, die eine effiziente Bewirtschaftung verfolgt. In Deutschland liegen die Renditen meist unter 1 Prozent. Geld zu verdienen, sollte auch niemals das primäre Ziel von Walderwerb sein. Erst einmal geht es darum, in Pflanzung und Pflege zu investieren, erst danach spielen Ertragsaspekte eine Rolle. Allerdings dürften durch die zunehmende Bedeutung des Rohstoffs Holz sowie mögliche Zusatzerträge durch Kohlenstoffzerhaben die Hoheit über jeden Wald, und der Revierförster kann auch Fördermöglichkeiten nennen, Hinweise geben. Ziel jedes Erwerbs sollte idealerweise ein strukturierter, artenreicher Wald sein, in dem unterschiedliche Altersstufen vertreten sind. Danach geht es um Ernte und Ertrag. Man kann sich nicht im Vorfeld einen Betrag ausdenken, den man am Ende gerne in der Tasche hätte. Wenn jemand unbedingt Wald neu erwerben möchte und sich damit nicht auskennt, wird er schnell an seine Grenzen kommen. procontra: Mit welchen Preisen müssen Waldanleger rechnen? Clasen: Die Entscheidung, Wald zu kaufen, ist keine günstige. Es gibt eine sehr große Spannbreite. Günstigere Grundstücke kosten zwischen 8.000 und 12.000 Euro pro Hektar. Im Großraum München oder Frankfurt ist man dagegen schon mal mit 100.000 Euro pro Hektar dabei. Wenn man Wald besitzt und dann nichts macht, kann man das Geld genauso gut zum Fenster rauswerfen. procontra: Welchen Effekt hat der Onlinehandel auf den Berateralltag? Wie können sich Vermittler vorbereiten? Clasen: Ein Finanzberater kann nicht einfach so in die Rolle eines Forstmaklers schlüpfen. Dafür müssen Kurse, Fortbildungen besucht und es muss mit spezialisierten Beratern zusammengearbeitet werden. Im besten Fall interessiert sich der Vermittler selbst für Wald und verfügt über ein Netzwerk von forstlichen Beratern. Seit der Finanzkrise und im Zuge der niedrigen Zinsen suchen die Menschen nach alternativen Anlagen – und Wald ist ein stabiler Baustein fürs Portfolio. Dem Wald ist Krieg egal, dem Wald sind Finanzkrisen egal, und wenn der Holzpreis niedrig ist, dann wartet man eben mit der Holzernte. Da gibt es schon die Entwicklung, dass sich mehr Anleger fragen: Ist das vielleicht auch ein Investment für mich? Im Zuge dessen registrieren wir auch mehr Vermögensberater, die uns zu einer Beratung in puncto Waldinvestment befragen. Im Großen und Ganzen sehe ich auf die Berater aber keine große Veränderung zukommen. Nach wie vor gehen viele Interessenten über den Nachbarn, der Waldbesitzer ist, beauftragen Makler oder setzen Gesuche in die Zeitung. Einen strukturellen Wandel wird es in der Beratung nicht geben. procontra 02 | 22 75
Seite 1 und 2:
www.procontra-online.de April / Mai
Seite 3 und 4:
EDITORIAL Investoren lieben wefox!
Seite 5 und 6:
Inhaltsverzeichnis procontra PANORA
Seite 7 und 8:
ERFOLGE ERLEBEN Mit einem starken P
Seite 9 und 10:
SOLIDARITÄT MIT DER UKRAINE - PROT
Seite 11 und 12:
Notiert PANORAMA Disruptive Zeiten
Seite 13 und 14:
partner.hdi.de Rendite plus Garanti
Seite 15 und 16:
Leserbriefe PANORAMA am Riester-Neu
Seite 17 und 18:
InsurTech wefox TITEL DIE WETTE WEF
Seite 19 und 20:
InsurTech wefox TITEL und Affinity-
Seite 21 und 22:
InsurTech wefox TITEL »Andere Anbi
Seite 23 und 24: InsurTech wefox TITEL höheren Wert
Seite 25 und 26: Immobilieninvestments im Südosten
Seite 27 und 28: Investmentfonds BUSCHFUNK Janus Hen
Seite 29 und 30: Investmenttalk INVESTMENTFONDS Wir
Seite 31 und 32: Dividenden INVESTMENTFONDS führt a
Seite 33 und 34: Cyberkriminalität INVESTMENTFONDS
Seite 35 und 36: ING Deutschland ANZEIGE Digitale Tr
Seite 37 und 38: Ernährungsfonds INVESTMENTFONDS ti
Seite 39 und 40: Versicherungen BUSCHFUNK Allianz: N
Seite 41 und 42: Schnittstellen VERSICHERUNGEN forma
Seite 43 und 44: Solarversicherung VERSICHERUNGEN Er
Seite 45 und 46: Schadenregulierung VERSICHERUNGEN R
Seite 47 und 48: Stuttgarter ANZEIGE Einkommensschut
Seite 49 und 50: Berufsunfähigkeit VERSICHERUNGEN a
Seite 51 und 52: Private Krankenversicherung VERSICH
Seite 53 und 54: Private Unfallversicherung VERSICHE
Seite 55 und 56: Preis- und Leistungsoffensive 2022
Seite 57 und 58: Berater BUSCHFUNK OLG Düsseldorf:
Seite 59 und 60: DEUTSCHLANDS VERSICHERUNGS- ENTERTA
Seite 61 und 62: Verbraucherschutz BERATER CFDs) ver
Seite 63 und 64: Altersvorsorge für Frauen BERATER
Seite 65 und 66: Altersvorsorge für Frauen BERATER
Seite 67 und 68: pro/contra Renteneintrittsalter BER
Seite 69 und 70: SIGNAL IDUNA FOKUS FOKUS SIGNAL IDU
Seite 71 und 72: SIGNAL IDUNA FOKUS Michael Hinz, Sp
Seite 73: Sachwerte BUSCHFUNK Feri AG: Lähn
Seite 77 und 78: Private Equity SACHWERTE ÜBERDURCH
Seite 79 und 80: In fallende Messer greift man nicht
Seite 81 und 82: Immobilienrente SACHWERTE len kann.
Seite 83 und 84: Goodbye Aufwand. Hallo Business Lin
Alle anzeigen

procontra Ausgabe 02-2022 Preview

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Template löschen?

Als Template speichern?