SACHWERTE Private Equity MAKLERS MEINUNG »Kein gutes Risiko- Ertrags-Verhältnis« GUNTER BLUMENAU, Geschäftsführer bei Blumenau Finanzplanung Mit aktiver Unterstützung zahlreicher Prominenter erlebten die Investments in Spacs in den USA einen neuen Frühling. Seit vergangenem Jahr schwappt der Trend auch nach Deutschland. Angesichts dauerhaft niedriger Zinsen scheint die Verlockung hoher Renditen sehr groß zu sein. Renditehungrige Anleger investierten in den letzten Jahren Hunderte Milliarden Dollar in Spacs. Aus meiner Sicht können Berater Privatanlegern von dieser Anlageform allerdings nur abraten. Die Risiken stehen in keinem ausgewogenen Verhältnis zum möglichen Ertrag. Der Grund: Spacs akquirieren in der Regel Unternehmen, die schwierig zu bewerten sind. Oftmals sind es sehr junge Start-ups mit einer tollen Story. Der hohe Konkurrenzdruck unter den Spacs führt dazu, dass sie sich zunehmend jüngere Unternehmen aussuchen, die noch nicht reif für die Börse sind. Nicht umsonst werden die Spacs von Experten „Wilder Westen der Aktienmärk te“ genannt. Denn sowohl die Spac-Initiatoren als auch die Start-ups haben einen Anreiz, das Unternehmen besonders positiv darzustellen, um eine hohe Börsenbewertung zu erzielen. Dies führt oftmals zu luftigen Visionen, die der Realität nicht standhalten. Darüber hinaus besteht für die Initiatoren der Anreiz, Unternehmen nach einer erfolgreichen Übernahme kurzfristig wieder zu verkaufen. Anleger, die später zu höheren Kursen einsteigen, gehen daher ein noch höheres Risiko ein, da ihre Gewinnschwelle logischerweise viel höher liegt. Inzwischen machen sich sogar findige Hedgefonds- Manager die Schwächen der Spacs zunutze und wetten gegen sie. »Anleger, die in Dachfonds investieren, können ihr Risiko deutlich stärker streuen.« THOMAS WEINMANN, ASTORIUS men hält, setzen Anleger mit Dachfonds auf 80 bis 100 Unternehmen. Eine andere Option sind ETFs auf Private Equity, die auch für recht kleine Anlagebeträge zugänglich sind. Wer sich etwa für einen Sparplan auf einen ETF entscheidet, kann theoretisch ab einem Anlagebetrag von einem Euro monatlich investieren. ETFs setzen allerdings in der Regel weder auf direkte Beteiligungen noch auf Private- Equity-Fonds, sondern auf einen Index auf die Aktien der börsennotierten Private- Equity-Anbieter. Ein Beispiel ist der iShares Listed Private Equity Ucits, der mit einer soliden Rendite auffährt. Über einen Zeitraum von fünf Jahren schaffte der ETF eine Performance von 46,2 Prozent. Ein Manko: „Diese ETFs sind börsengehandelt und daher wiederum volatiler als Direktinvestitionen in Private-Equity-Fonds“, sagt Stern. Ein weiteres Geschäftsfeld, das auch für Kleinanleger im Private Equity zugänglich ist, sind sogenannte Spacs, also Special Purpose Acquisition Companies. Spacs sind Unternehmenshüllen ohne eigentliches Geschäft. Ähnlich wie im klassischen Private Equity sammeln ihre Initiatoren Kapital, um damit später junge Unternehmen aufzukaufen und auf sich zu verschmelzen. Während Spacs in den USA allerdings längst boomen, hält sich der deutsche Markt noch zurück. Experten sind sich hierzulande noch uneins, ob die Unternehmenshüllen ein Risiko oder eine Chance für die Private- Equity-Branche sind (siehe auch „Maklers Meinung“). RISIKEN NICHT AUSSER ACHT LASSEN Egal auf welche Art sich Anleger am Private-Equity-Markt beteiligen wollen – Vermittler sollten sie bei all den Gewinnaussichten dringend über die Gefahren aufklären, die so ein Investment mit sich bringt. „Mit einem Einstieg gehen Anleger immer auch ein unternehmerisches Risiko ein“, betont Stern. Gehen die gekauften Unternehmen insolvent, müssen Anleger große Verluste und sogar schlimmstenfalls den Totalverlust ihrer Einlage hinnehmen. Was in Sachen Stabilität ein Vorteil ist, kann zudem in Notfällen für Anleger zum Problem werden. Da die Umstrukturierung von Unternehmen oft Jahre dauert, müssen Investoren in Kauf nehmen, dass ihr eingesetztes Kapital auch so lange gebunden ist. „Durchschnittlich können Investoren zehn Jahre nicht auf ihre Investition zugreifen“, führt Stern aus. „Sie können zwar versuchen, ihre Beteiligungen anderweitig zu verkaufen. Das geht in der Regel aber nur mit hohen Abschlägen.“ Daher rät auch der Private-Equity-Experte Weinmann Anlegern immer, nicht mehr als 15 bis 20 Prozent des eigenen Vermögens in diese Anlageklasse zu investieren. PRIVATE EQUITY FÜR KLEINANLEGER? PRO Private Equity lockt mit zweistelligen Renditen Die Anlageklasse ist gerade in Krisenzeiten stabil Immer mehr erschwingliche Einstiegsoptionen CONTRA Anleger können lange nicht auf ihr Geld zugreifen Totalverlust der Einlage ist möglich Marktübliche Schwankungen bei ETFs 78 <strong>procontra</strong> <strong>02</strong> | 22
In fallende Messer greift man nicht. Diese und weitere Weisheiten im täglichen <strong>procontra</strong>-Nachrichtenupdate. <strong>procontra</strong>-online.de/newsletter <strong>procontra</strong> – Das freie Finanzmagazin