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procontra Ausgabe 02-2022 Preview

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SACHWERTE Private Equity<br />

MAKLERS MEINUNG<br />

»Kein gutes Risiko-<br />

Ertrags-Verhältnis«<br />

GUNTER BLUMENAU, Geschäftsführer<br />

bei Blumenau Finanzplanung<br />

Mit aktiver Unterstützung zahlreicher<br />

Prominenter erlebten die Investments in<br />

Spacs in den USA einen neuen Frühling.<br />

Seit vergangenem Jahr schwappt der<br />

Trend auch nach Deutschland. Angesichts<br />

dauerhaft niedriger Zinsen scheint die Verlockung<br />

hoher Renditen sehr groß zu sein.<br />

Renditehungrige Anleger investierten in den<br />

letzten Jahren Hunderte Milliarden Dollar<br />

in Spacs. Aus meiner Sicht können Berater<br />

Privatanlegern von dieser Anlageform<br />

allerdings nur abraten. Die Risiken stehen<br />

in keinem ausgewogenen Verhältnis zum<br />

möglichen Ertrag.<br />

Der Grund: Spacs akquirieren in der Regel<br />

Unternehmen, die schwierig zu bewerten<br />

sind. Oftmals sind es sehr junge Start-ups<br />

mit einer tollen Story. Der hohe Konkurrenzdruck<br />

unter den Spacs führt dazu, dass<br />

sie sich zunehmend jüngere Unternehmen<br />

aussuchen, die noch nicht reif für die Börse<br />

sind. Nicht umsonst werden die Spacs von<br />

Experten „Wilder Westen der Aktienmärk te“<br />

genannt. Denn sowohl die Spac-Initiatoren<br />

als auch die Start-ups haben einen Anreiz,<br />

das Unternehmen besonders positiv darzustellen,<br />

um eine hohe Börsenbewertung<br />

zu erzielen. Dies führt oftmals zu luftigen<br />

Visionen, die der Realität nicht standhalten.<br />

Darüber hinaus besteht für die Initiatoren<br />

der Anreiz, Unternehmen nach einer erfolgreichen<br />

Übernahme kurzfristig wieder zu<br />

verkaufen. Anleger, die später zu höheren<br />

Kursen einsteigen, gehen daher ein noch<br />

höheres Risiko ein, da ihre Gewinnschwelle<br />

logischerweise viel höher liegt. Inzwischen<br />

machen sich sogar findige Hedgefonds-<br />

Manager die Schwächen der Spacs zunutze<br />

und wetten gegen sie.<br />

»Anleger, die in<br />

Dachfonds investieren,<br />

können ihr<br />

Risiko deutlich<br />

stärker streuen.«<br />

THOMAS WEINMANN, ASTORIUS<br />

men hält, setzen Anleger mit Dachfonds<br />

auf 80 bis 100 Unternehmen.<br />

Eine andere Option sind ETFs auf Private<br />

Equity, die auch für recht kleine Anlagebeträge<br />

zugänglich sind. Wer sich etwa<br />

für einen Sparplan auf einen ETF entscheidet,<br />

kann theoretisch ab einem Anlagebetrag<br />

von einem Euro monatlich investieren.<br />

ETFs setzen allerdings in der Regel weder<br />

auf direkte Beteiligungen noch auf Private-<br />

Equity-Fonds, sondern auf einen Index auf<br />

die Aktien der börsennotierten Private-<br />

Equity-Anbieter. Ein Beispiel ist der iShares<br />

Listed Private Equity Ucits, der mit einer<br />

soliden Rendite auffährt. Über einen Zeitraum<br />

von fünf Jahren schaffte der ETF eine<br />

Performance von 46,2 Prozent. Ein Manko:<br />

„Diese ETFs sind börsengehandelt und daher<br />

wiederum volatiler als Direktinvestitionen<br />

in Private-Equity-Fonds“, sagt Stern.<br />

Ein weiteres Geschäftsfeld, das auch für<br />

Kleinanleger im Private Equity zugänglich<br />

ist, sind sogenannte Spacs, also Special Purpose<br />

Acquisition Companies. Spacs sind<br />

Unternehmenshüllen ohne eigentliches Geschäft.<br />

Ähnlich wie im klassischen Private<br />

Equity sammeln ihre Initiatoren Kapital,<br />

um damit später junge Unternehmen aufzukaufen<br />

und auf sich zu verschmelzen. Während<br />

Spacs in den USA allerdings längst<br />

boomen, hält sich der deutsche Markt noch<br />

zurück. Experten sind sich hierzulande<br />

noch uneins, ob die Unternehmenshüllen<br />

ein Risiko oder eine Chance für die Private-<br />

Equity-Branche sind (siehe auch „Maklers<br />

Meinung“).<br />

RISIKEN NICHT AUSSER ACHT LASSEN<br />

Egal auf welche Art sich Anleger am Private-Equity-Markt<br />

beteiligen wollen –<br />

Vermittler sollten sie bei all den Gewinnaussichten<br />

dringend über die Gefahren<br />

aufklären, die so ein Investment mit sich<br />

bringt. „Mit einem Einstieg gehen Anleger<br />

immer auch ein unternehmerisches Risiko<br />

ein“, betont Stern. Gehen die gekauften<br />

Unternehmen insolvent, müssen Anleger<br />

große Verluste und sogar schlimmstenfalls<br />

den Totalverlust ihrer Einlage hinnehmen.<br />

Was in Sachen Stabilität ein Vorteil ist,<br />

kann zudem in Notfällen für Anleger zum<br />

Problem werden. Da die Umstrukturierung<br />

von Unternehmen oft Jahre dauert, müssen<br />

Investoren in Kauf nehmen, dass ihr eingesetztes<br />

Kapital auch so lange gebunden ist.<br />

„Durchschnittlich können Investoren zehn<br />

Jahre nicht auf ihre Investition zugreifen“,<br />

führt Stern aus. „Sie können zwar versuchen,<br />

ihre Beteiligungen anderweitig zu<br />

verkaufen. Das geht in der Regel aber nur<br />

mit hohen Abschlägen.“ Daher rät auch<br />

der Private-Equity-Experte Weinmann Anlegern<br />

immer, nicht mehr als 15 bis 20 Prozent<br />

des eigenen Vermögens in diese Anlageklasse<br />

zu investieren.<br />

PRIVATE EQUITY FÜR KLEINANLEGER?<br />

PRO<br />

Private Equity lockt<br />

mit zweistelligen<br />

Renditen<br />

Die Anlageklasse ist<br />

gerade in Krisenzeiten<br />

stabil<br />

Immer mehr<br />

erschwingliche Einstiegsoptionen<br />

CONTRA<br />

Anleger können<br />

lange nicht auf ihr<br />

Geld zugreifen<br />

Totalverlust der<br />

Einlage ist möglich<br />

Marktübliche<br />

Schwankungen bei<br />

ETFs<br />

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