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procontra Ausgabe 02-2022 Preview

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Private Krankenversicherung VERSICHERUNGEN<br />

Leistungslücken“ im Bereich der ambulanten<br />

Psychotherapie zu schließen, heißt<br />

es vom PKV-Verband. In der Regel dürften<br />

die Unisextarife hier mindestens 50 Therapiesitzungen<br />

pro Jahr vorsehen. Darauf bezieht<br />

sich auch Wiltrud Pekarek, Vorstand<br />

Hallesche Krankenversicherung: Der vom<br />

PKV eingeführte Mindestkatalog sei zwar<br />

keine rechtsverbindliche Vorgabe, werde<br />

aber von nahezu allen PKV-Tarifen erfüllt.<br />

Teils gehen die Gesellschaften auch deutlich<br />

darüber hinaus. „Bei 80 und selbst 100<br />

Sitzungsstunden jährlich kommen doch<br />

noch relativ viele Anbieter zusammen“,<br />

räumt Hubloher insoweit ein. Allerdings<br />

sei dies noch ein ganzes Stück entfernt von<br />

den bis zu 300 Stunden, die die gesetzlichen<br />

Krankenkassen im Krankheitsfall ermöglichen.<br />

„Das wäre zum Beispiel eine Psychoanalyse.<br />

Auch hier natürlich erst nach<br />

Antrag und Genehmigung.“ Eine Hürde,<br />

die wiederum für Privatversicherte in Premiumtarifen<br />

bei einer Psychotherapie teils<br />

entfällt. Bei Einstiegskosten von hier monatlich<br />

500 bis 600 Euro für einen 35-Jährigen<br />

hört die Verbraucherberaterin und Medizinerin<br />

dann allerdings manchmal: „Psychotherapie<br />

brauche ich nicht“, worauf<br />

sie entgegnet: „Aber das weiß man nicht.“<br />

»In stark abgespeckten<br />

Tarifen fehlt<br />

vielfach ambulante<br />

psycho therapeutische<br />

Behandlung.«<br />

DANIELA HUBLOHER, VERBRAUCHERZENTRALE HESSEN<br />

Auch infolge schwerer Erkrankungen wie<br />

Krebs oder Long-Covid könnte man darauf<br />

angewiesen sein, weil man überhaupt nicht<br />

mehr belastbar ist. „Auch wenn man von<br />

sich denkt, man sei psychisch stabil.“<br />

Was braucht man vielleicht irgendwann<br />

doch? Das betrifft im Weiteren auch die<br />

Auswahl infrage kommender Behandler.<br />

„Bei ärztlichen Psychotherapeuten gibt es<br />

kein Problem“, berichtet Hubloher. „Wer<br />

auch von psychologischen Psychotherapeuten<br />

und/oder Heilpraktikern behandelt<br />

werden möchte, sollte im Kleingedruckten<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

-10<br />

prüfen, ob diese Behandler eingeschlossen<br />

sind.“<br />

MIT FINGERSPITZENGEFÜHL<br />

Aber: Wer weiß das schon vorher? Und wer<br />

will sich damit schon vorher beschäftigen<br />

– erst recht in jungen Jahren? Anders gesagt:<br />

Makler, hilf! „Im Beratungsgespräch<br />

sollten nicht nur die Themen behandelt<br />

werden, die für den Kunden momentan aktuell<br />

sind“, präzisiert Pekarek. Das sei wie<br />

beim Hausbau. „Fehler rächen sich für den<br />

Kunden meist erst nach mehreren Jahren.<br />

Wer das in seiner Beratung berücksichtigt,<br />

spricht die wichtigen Themen an.“<br />

Das sollte inzwischen leichter fallen in<br />

einem Umfeld, in dem die „Stigmatisierung<br />

psychischer Erkrankungen Schritt für<br />

Schritt abnimmt“, dieses Fazit zieht man<br />

bei Axa auch im Zusammenhang mit der<br />

gestiegenen Inanspruchnahme psychotherapeutischer<br />

Leistungen der Versicherungsnehmer.<br />

Allerdings: Einen zeitnahen Termin bei<br />

einem qualifizierten Psychotherapeuten/<br />

Psychologen zu bekommen – damit haben<br />

nach Einschätzung der Nürnberger sowohl<br />

GKV- als auch PKV-Versicherte ein Problem.<br />

Die Telemedizin ist vor diesem Hintergrund<br />

gleich mehrfach Hoffnungsträger:<br />

Psychotherapie per Videochat gibt es etwa<br />

bei Axa und Alte Leipziger – oder kostenlose<br />

Coachingprogramme wie „Meine Psyche“<br />

bei der Nürnberger. Die andere Frage<br />

ist, ob eine Krankengeschichte mit Psycho-<br />

ANSTIEG DER FEHLTAGE<br />

Psychische Erkrankungen im Vergleich zu den Fehltagen insgesamt<br />

2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2<strong>02</strong>0 2<strong>02</strong>1<br />

Psychische Erkrankungen<br />

Alle Erkrankungsgruppen<br />

Angaben in % Quelle: DAK-Gesundheit, Psychreport 2<strong>02</strong>2<br />

therapie überhaupt zur Aufnahme in die<br />

PKV führt. „Da reichen für eine Ablehnung<br />

manchmal schon wenige Probesitzungen“,<br />

konstatiert Hubloher.<br />

„Makler sollten bei Antragstellung umfassend<br />

und explizit die psychischen Beschwerden<br />

und Behandlungsintensitäten<br />

ihrer Kunden beschreiben, damit eine individuellere<br />

und bessere Beurteilung des<br />

Risikos möglich ist“, formuliert Jürgen<br />

Hertlein, Leiter Produkt- und Marktmanagement<br />

der Nürnberger Krankenversicherung,<br />

diplomatisch. Dort fragt man<br />

beispielsweise fünf Jahre zurück, anderswo<br />

über einen Zeitraum von zehn Jahren.<br />

BEHANDLUNG PSYCHISCHER KRANK-<br />

HEITEN ZWINGEND IN PKV-TARIF?<br />

PRO<br />

Seelische Leiden<br />

auch infolge anderer<br />

Krankheiten (Krebs/<br />

Long-Covid)<br />

Deutlich mehr Therapiesitzungen<br />

seit<br />

Einführung der Unisex-<br />

Tarife möglich<br />

Therapie (anders als<br />

GKV) teils ohne vorherige<br />

Genehmigung<br />

möglich<br />

CONTRA<br />

41<br />

2<br />

Bei stabiler Psyche<br />

unnötig, verteuert<br />

Prämie<br />

Ambulante Sitzungszahl<br />

begrenzt<br />

(auch weniger als<br />

GKV), Kostenübernahme<br />

zumeist gedeckelt<br />

Bei psychischer<br />

Vorerkrankung ohnehin<br />

oft Ablehnung/<br />

Ausschluss<br />

<strong>procontra</strong> <strong>02</strong> | 22<br />

51

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