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gesehen. Mit Mnemotechnik oder Mnemonik bezeichnet man das Gedäch<br />
nistraining.<br />
2. Das Konzept des Mems (nach Dawkins)<br />
In der Biologie bezeichnet der Ausdruck Genom den genetischen Code,<br />
einen lebensfähigen Bestand aus einzelnen Genen. Dawkins hat das<br />
Konzept des Mems in seinem Buch ‘The Selfish Gene’*) populär gemacht.<br />
Er spricht vom Memom als Informationsbestand einzelner Ideen<br />
bzw. Meme. Das Genom wird sichtbar als sog. Phänotyp, d.h. als Spezies,<br />
welche in eine Umwelt oder Umgebung eingebettet ist. Die Spezies<br />
im Falle von Wissensmedien ist die Population der die betreffenden<br />
Meme tragenden Agenten. Genotyp, Phänotyp und Umgebung stellen<br />
ein untrennb<strong>are</strong>s Ganzes dar. Nur in diesem ganzheitlichen Kontext sind<br />
Dynamik und Evolution der Genome und in unserem Fall: der Memome,<br />
verstehbar.<br />
Dawkins: „Beispiele für Meme sind Melodien, Gedanken, Schlagworte,<br />
Kleidermoden, die Art, Töpfe zu machen oder Bögen zu bauen. So wie<br />
Gene sich im Genpool vermehren, indem sie sich mit Hilfe von Spermien<br />
und Eizelle von Körper zu Körpfer fortbewegen, verbreiten sich Meme im<br />
Mempool, indem sie von Gehirn zu Gehirn überspringen, vermittelt<br />
durch einen Prozess, den man im weitesten Sinn als Imitation bezeichnen<br />
kann. – Wenn jemand ein fruchtb<strong>are</strong>s Mem in meinen Geist einpflanzt,<br />
so setzt er mir im wahrsten Sinne desWortes einen Parasiten ins<br />
Gehirn und macht es genau auf die gleiche Weise zu einem Vehikel für<br />
die Verbreitung des Mems, wie ein Virus dies mit dem genetischen Mechanismus<br />
einer Wirtszelle tut ... Und dies ist nicht einfach nur eine Redeweise<br />
– das Mem etwa für den ‘Glaube an das Leben nach dem <strong>To</strong>d‘<br />
ist tatsächlich viele Millionen Male physikalisch verwirklicht, nämlich als<br />
eine bestimmte Struktur in den Nervensystemen von Menschen überall<br />
auf der Welt. ([Richard Dawkins: Meme, die neuen Replikatoren, in: Das<br />
egoistische Gen, Heidelberg 1994], S. 304).<br />
Diese Sicht, dass Wissensbestandteile sich in Analogie zu den Genen in<br />
den Köpfen der Menschen, und durch Kommunikation fortpflanzen, hat<br />
in den letzten Jahren breite Resonanz gefunden**). Im Lichte dieser<br />
Analogie benötigt Wissen mehrere Elemente, um seine Wirkung zu entfalten:<br />
Sein ‘Genotyp’ (oder ‘Memotyp’) ist auf einen Informationsträger<br />
angewiesen, auf die ‘Meme’; es bedarf eines Austausch- oder Kommunikationsmechanismus,<br />
um die Meme von einem Agenten zum andern<br />
zu übertragen (Reproduktion); und es bedarf der Phänotypen, d.h. der<br />
Agenten, in denen die Meme ihre steuernde Wirkung entfalten können.<br />
*) [Richard Dawkins: The Selfish Gene. Oxford University Press, New York<br />
1976]<br />
**) Vgl. u.a. [Henry Plotkin: Darwin Machines and <strong>the</strong> Nature <strong>of</strong> Knowledge. 1<br />
Penguin Books Ltd Great Britain, 1994 Harvard University Press, Cambridge<br />
Massachusetts, 1994] ; [Richard Brodie: Virus <strong>of</strong> <strong>the</strong> Mind. The New Science<br />
<strong>the</strong> Meme. Integral Press, Seattle, Washington, 1996] ; [Aaron Lynch: Though<br />
Contagion. How Belief spreads through society. Basic Books, div. <strong>of</strong> Harper<br />
Collins publishers, New York 1996]<br />
Beat F. Schmid: Wissensmedien.<br />
Draft 01-97 und 02-98.<br />
Zur Publikation bei Gabler Verlag Wiesbaden vorgesehen<br />
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