Prophylaxe für jedes Lebensalter
Ausgabe 10/2021
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Fortbildung 39<br />
Foto 9a: ©BZÄK/KZBV/Dr. Schmoeckel<br />
Abb. 9a Abb. 9b Abb. 9c<br />
Abb. 9a-c: Für die zahnärztliche Frühuntersuchung (FU1-a-c) kann das kleine Kind in den Schoß des Zahnarztes gekippt werden<br />
(a). Dabei kann es die Erziehungsperson gut sehen. Diese liegende Position eignet sich sehr gut <strong>für</strong> die Inspektion. Nach<br />
dem abrechenbaren praktischen Putztraining (FUPr) erfolgt die Fluoridlackapplikation (FLA) zur Vermeidung frühkindlicher<br />
Karies (b), aber auch bei vorhandener Karies zur Kariesinaktivierung (c). Die FLA kann seit Juli 2019 zweimal pro Halbjahr bei<br />
Kindern unabhängig vom Kariesrisiko bis zum 6. Geburtstag eingesetzt werden.<br />
Fotos 9b/c: Dr. Schmoeckel<br />
phylaxe und ein gutes Beispiel <strong>für</strong> die Innovationsfähigkeit<br />
der Zahnmedizin bei einer modernen Versorgung<br />
in Deutschland. Sie lassen das Ziel insbesondere<br />
die schweren Formen von Frühkindlicher Karies bzw.<br />
Milchgebisskaries und folglich auch Narkosebehandlungen<br />
zu reduzieren greifbar erscheinen. Trotzdem sind<br />
wir noch lange nicht am Ziel, denn es ist bekanntlich ein<br />
langer Weg von der Einführung neuer Maßnahmen bis<br />
zur flächendeckenden Umsetzung.<br />
Fazit. (Zahn-)medizinische Behandlungen dürfen rechtlich<br />
nicht wie eine Menüwahl im Restaurant à la carte<br />
erfolgen. Sie bedürfen einer strikten Indikationsstellung,<br />
die der Behandler (NICHT der Patient/Eltern und auch<br />
NICHT der Überweiser) feststellen und mit seiner Approbation<br />
verantworten muss. Die Entscheidungsfindung erfolgt<br />
trotzdem mittels informierter Zustimmung, da keine<br />
Behandlung ohne Zustimmung durchgeführt wird.<br />
Als Zahnarzt sollte man seine eigenen Grenzen gut<br />
kennen und auch individuelle organisatorische Rahmenbedingung<br />
berücksichtigen. Eine Überweisung zu einem<br />
Spezialisten kann sinnvoll sein, doch ist dann eine<br />
Überweisung zur Behandlungsübernahme angenehmer<br />
(z. B. „Erbitte Weiterbehandlung aufgrund von geringer<br />
Kooperation“) als eine explizite Überweisung zur Narkose.<br />
So ist <strong>für</strong> den spezialisierten Weiterbehandler ein<br />
adäquates Abwägen mit den Patienten einfacher möglich.<br />
Überweisungsbegehren wie „Narkose“, „Lachgasbehandlung“<br />
oder „Extraktion von 75 & 85“ sind dagegen<br />
nicht unbedingt zielführend, da die häufig nur vom<br />
Spezialisten in Erwägung gezogenen Alternativtherapien<br />
nicht offengehalten werden.<br />
Mit den vorgestellten Optionen zur Reduktion von<br />
Narkosen zur Zahnbehandlung bei Kindern mittels Patientenführung<br />
(Teil 1; u. a. Verhaltensformung und Lachgassedierung)<br />
und verschiedene Optionen im Rahmen des<br />
aktuellen Kariesmanagements (Teil 2: u. a. Prävention,<br />
Kariesinaktivierung und Hall-Technik) rückt das Ziel <strong>für</strong><br />
alle Kinder eine hohe orale Lebensqualität über ein entspanntes,<br />
fröhliches Verhältnis zum Zahnarztbesuch und<br />
eine langfristig gute Mundgesundheit deutlich näher –<br />
und dies langfristiger und verbunden mit weniger Risiken<br />
und Kosten als bei einer Narkosebehandlung.<br />
Das Literaturverzeichnis kann beim IZZ bestellt<br />
werden unter Tel: 0711/222966-14 oder E-Mail:<br />
info@ zahnaerzteblatt.de.<br />
OA Dr. Julian Schmoeckel,<br />
Mhd Said Mourad,<br />
OA PD Dr. Mohammad Alkilzy,<br />
OÄ Dr. Ruth M. Santamaría,<br />
Prof. Dr. Christian. H. Splieth<br />
Dr. Julian Schmoeckel<br />
Mhd Said Mourad<br />
Oberarzt<br />
Abt. <strong>für</strong> Präventive Zahnmedizin &<br />
Kinderzahnheilkunde<br />
Universitätsmedizin Greifswald<br />
Zahnarzt<br />
Abt. <strong>für</strong> Präventive Zahnmedizin und<br />
Kinderzahnheilkunde<br />
Universitätsmedizin Greifswald<br />
Oberarzt<br />
Abt. <strong>für</strong> Präventive Zahnmedizin und<br />
Kinderzahnheilkunde<br />
Universitätsmedizin Greifswald<br />
Dr. Mohammad Alkilzy<br />
Dr. Ruth M. Santamaría<br />
Prof. Dr. Christian<br />
H. Splieth<br />
Oberärztin<br />
Abt. <strong>für</strong> Präventive Zahnmedizin und<br />
Kinderzahnheilkunde<br />
Universitätsmedizin Greifswald<br />
Leiter der Abt. <strong>für</strong> Präventive<br />
Zahnmedizin & Kinderzahnheilkunde<br />
Universität Greifswald<br />
www.zahnaerzteblatt.de<br />
ZBW 10/2021