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procontra Ausgabe 02/2023

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Multi-Asset-Fonds INVESTMENTFONDS | 29<br />

tables Unternehmen hat am Ende des<br />

Tages keinerlei Ressourcen, sich um<br />

die anderen Dinge, um das E und das<br />

S (Umwelt und Soziales, Anm. d. Red.)<br />

zu kümmern. Insofern folgen E und S<br />

unseres Erachtens dem G. Wir nehmen<br />

das Thema und unsere Verantwortung<br />

als Investor sehr ernst und sprechen<br />

regelmäßig mit dem Management der<br />

Unternehmen, an denen wir beteiligt<br />

sind. Wir weisen auf mögliche Missstände<br />

hin und versuchen, konstruktive<br />

Sparringspartner zu sein.<br />

<strong>procontra</strong>: Welche Ausschlüsse gibt es<br />

für die Fonds?<br />

Schafföner: Wir schließen Unternehmen<br />

aus, die Umsätze mit kontroversen<br />

Waffen erwirtschaften. Das Gleiche gilt<br />

für Tabakunternehmen und Firmen, die<br />

mehr als 30 Prozent ihres Umsatzes<br />

mit Kohle generieren. Ausgeschlossen<br />

sind zudem Unternehmen, die mehr<br />

als 10 Prozent ihres Umsatzes mit<br />

Rüstungsgütern erwirtschaften oder<br />

schwere Verstöße gegen die Prinzipien<br />

des UN Global Compact ohne positive<br />

Perspektive haben. Staatliche Emittenten<br />

sind ausgeschlossen bei einem<br />

unzureichenden Scoring in Bezug auf<br />

den Freedom House Index (sprich „nicht<br />

frei“, Anm. d. Red.).<br />

<strong>procontra</strong>: Die sogenannte Nachhaltigkeitspräferenzabfrage<br />

soll auch dem<br />

nachhaltigen Investieren einen Schub<br />

geben. Sind Ihre Produkte dafür qualifiziert?<br />

Schafföner: Alle unsere Publikumsfonds<br />

fallen unter Artikel 8 der EU-Offenlegungsverordnung<br />

und berücksichtigen<br />

die negativen Auswirkungen der<br />

Portfoliounternehmen, die sogenannten<br />

„Principle Adverse Impacts“. Dabei<br />

verlassen wir uns nicht auf externe<br />

ESG-Ratings von Unternehmen, sondern<br />

nutzen zuallererst unser hauseigenes<br />

Research. Das hat auch damit zu tun,<br />

dass die externen Ratings meist oberflächlichen<br />

Schwarz-Weiß-Mustern, also<br />

„investierbar oder nicht investierbar“,<br />

folgen, während wir versuchen, die<br />

ESG-Themen differenzierter zu sehen.<br />

<strong>procontra</strong>: Was erwartet uns in diesem<br />

Börsenjahr, nachdem das letzte Jahr so<br />

schlecht war?<br />

Schafföner: Bei Punktprognosen sind<br />

wir generell vorsichtig – die können nur<br />

schiefgehen. Niemand weiß, was<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

-5<br />

-10<br />

-15<br />

Angaben in %<br />

innerhalb eines Jahres alles passieren<br />

wird. Es gibt aber durchaus Gründe für<br />

Optimismus. Zwar ist der Bewertungsrückenwind<br />

der niedrigen Zinsen weg –<br />

dafür wachsen die nominalen Unternehmensgewinne<br />

aber mit der Inflation. Die<br />

großen Risiken haben sich außerdem<br />

bisher nicht materialisiert. Wir haben<br />

weiterhin keine tiefe Rezession in<br />

Europa. China hat zudem seine Zero-Covid-Politik<br />

beendet. Im Fokus dürfte<br />

aber vor allem die Inflationsentwicklung<br />

stehen und die Reaktion der Notenbanken<br />

darauf. Investoren werden sich<br />

vermutlich von einer Notenbanksitzung<br />

zur nächsten hangeln und immer<br />

wieder versuchen, das Ende des<br />

Zinserhöhungszyklus auszuloten. Mal<br />

wird es gefühlt nah sein, so wie zu<br />

Beginn des Jahres, und die Kurse<br />

Multiple Opportunities (MOF) performt<br />

Wertentwicklung p. a. des FvS-Flaggschiffs<br />

11,24<br />

6,20 2,31<br />

3,97<br />

-5,06<br />

20,42<br />

-12,45<br />

2017 2018 2019 2<strong>02</strong>0 2<strong>02</strong>1 2<strong>02</strong>2 2<strong>02</strong>3<br />

Quelle: Flossbach von Storch<br />

steigen, mal in weiter Ferne, und sie<br />

fallen. Wir gehen aber davon aus, dass<br />

die Notenbanken die Inflationsbekämpfung<br />

weiter ernst nehmen und deshalb<br />

auch keine schnelle Zinswende nach<br />

unten einläuten. Deutlichere Rücksetzer<br />

sind deshalb am Markt nicht ausgeschlossen,<br />

was sicherlich auch die eine<br />

oder andere Anlagegelegenheit für<br />

Investoren ergeben wird, wobei die<br />

Bäume am Aktienmarkt zunächst nicht<br />

in den Himmel wachsen werden.<br />

Dr. Tobias Schafföner ist seit 2012 Portfoliomanager bei Flossbach<br />

von Storch und heute verantwortlich für das Management der Multi-Asset-Fonds.<br />

2<strong>02</strong>2 wurde er zudem zum Partner ernannt. Nach<br />

seinem Abschluss als Diplom-Volkswirt an der Universität zu Köln<br />

promovierte er 2<strong>02</strong>0 an der Universität Bremen.<br />

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