procontra Ausgabe 02/2023
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Aktiv vs. passiv INVESTMENTFONDS | 33<br />
Was Sie erfahren werden:<br />
Wo aktives Management klare Vorteile besitzt<br />
Wie Gebühren die Outperformance beeinflussen<br />
Warum eine Schwarz-Weiß-Denke sich nicht rechnet<br />
Lieber aktiv oder passiv investieren? Diese Frage<br />
stellen sich Anleger bereits seit vielen Jahren.<br />
Schaut man sich zwei aktuelle Studienergebnisse<br />
von Scope (Aktiv-versus-passiv-Studie 2<strong>02</strong>2) und<br />
Morningstar (European Active/Passive Barometer<br />
2<strong>02</strong>3) an, scheint die Antwort klar. Denn<br />
unterm Strich schaffte es nur ein Drittel der<br />
aktiven Fondsmanager, ihren jeweiligen Vergleichsindex<br />
zu schlagen – und zwar kurz- wie<br />
langfristig. Der Überraschungseffekt innerhalb<br />
der Branche dürfte sich in Grenzen halten. Ähnliche<br />
Schlagzeilen gibt es schließlich regelmäßig.<br />
Dabei ist klar: Sämtliche Vergleiche sind immer<br />
zu relativieren, da sie nie das große Ganze zeigen,<br />
sondern nur einen Ausschnitt. Und dieser hängt<br />
stark von den gewählten Parametern ab – beispielsweise<br />
der Benchmark. „Beide Strategien<br />
haben ihre Vor- und Nachteile, die man nicht<br />
gegeneinander aufrechnen sollte“, meint Florian<br />
Koch, Analyst und Autor der Scope-Studie.<br />
Wichtig ist aber, das Für und Wider zu kennen.<br />
Bei passiven Produkten landet man hier sehr<br />
schnell bei den günstigeren Kosten, da die Vergütung<br />
eines Managements entfällt. Das ist vielen<br />
Anlegern bekannt. Weniger klar ist vielen aber,<br />
dass jene oft auch der Grund für eine bessere<br />
Performance-Ratio sind. Diesen Punkt sollten<br />
Berater im Kundengespräch gezielt ansprechen,<br />
da er das schlechtere Abschneiden vieler aktiver<br />
Fondsmanager in Relation setzt. Denn bei niedrigen<br />
Gebühren wäre die Netto-Rendite-Bilanz eine<br />
entsprechend bessere.<br />
Aktiv ist flexibler<br />
Natürlich wird sich an den proportional höheren<br />
Kosten für aktive Fonds in der Tendenz nichts ändern<br />
– die Manager arbeiten schließlich nicht unentgeltlich.<br />
Auf der anderen Seite bieten sie dafür<br />
aber entscheidenden (menschlichen) Mehrwert,<br />
da sie ihre Investments flexibler und zeitnah an<br />
unterschiedliche Marktszenarien anpassen und<br />
selektives Stockpicking nutzen können, während<br />
passive Produkte an den zugrunde liegenden Vergleichsindex<br />
gekoppelt bleiben.<br />
Gerade in Baisse-, Seitwärts- und Nischenmärkten<br />
kann das ein entscheidender Vorteil sein,<br />
weil sich (Klumpen-)Risiken und Schwankungen<br />
abfedern und verlustreiche Assets abbauen lassen.<br />
Und auch bei Themenfonds hat ein aktives<br />
Management in der Theorie die besseren Karten,<br />
»Beide Strategien haben ihre<br />
Vor- und Nachteile, die man nicht<br />
gegeneinander aufrechnen sollte.«<br />
weil es spezifisches und eigenes Markt-Knowhow<br />
bei der Portfoliozusammensetzung berücksichtigen<br />
und Benchmark-unabhängig umsetzen<br />
kann. Der Grad der Flexibilität hängt dabei vom<br />
Produkttyp ab, wobei die Manager von Multi-<br />
Asset-Fonds das Risiko breiter diversifizieren<br />
können. Aktien- und Rentenfondsmanager investieren<br />
hingegen tendenziell monothematisch.<br />
„Wenn Manager einen guten Job machen, kann<br />
sich das stark rentieren“, unterstreicht Koch.<br />
Beide Ansätze ergänzen sich<br />
Florian Koch, Analyst bei Scope<br />
So weit die Theorie. In der Praxis geht das mitunter<br />
aber nur bedingt auf, wie sich 2<strong>02</strong>2 zeigte, als<br />
der breite Markt ins Minus rauschte und aktiven<br />
Managern nur begrenzt Optionen zum Gegensteuern<br />
bot. In einigen Märkten zeigten sich<br />
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