procontra Ausgabe 02/2023
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74 | BERATER Nachlassregelung<br />
Maklers Meinung<br />
»An den Notfall wird<br />
selten gedacht«<br />
Dr. Peter Schmidt,<br />
Unternehmensberater und<br />
Nachfolgeexperte<br />
Maklerverträge. Die Kunden werden<br />
nicht weiter betreut. „Auch die<br />
Courtageverträge erlöschen meistens<br />
im Todesfall“, so Berater Schmidt.<br />
Erben haben dann keinen Anspruch<br />
auf das Geld, der einstige Umsatz löst<br />
sich in Luft auf. Jedoch zahlen manche<br />
Versicherer auch nach dem Tod<br />
des Maklers noch ein halbes Jahr oder<br />
sogar unbefristet Courtagen weiter.<br />
„Aber nur auf der Grundlage, dass die<br />
Kunden weiter betreut werden.“<br />
Hat der Makler im Vorhinein keinen<br />
Sehr oft agieren Versicherungsmakler<br />
als Einzelunternehmer.<br />
Zum Start in die Selbstständigkeit<br />
überwiegt erst einmal der<br />
Fokus auf das wirtschaftliche<br />
Überleben. An den Notfall wird<br />
selten gedacht. Immer noch<br />
glauben viele, dass ein privates<br />
Testament auch die Themen<br />
rund um den Gewerbebetrieb<br />
regelt. Ein weitverbreiteter<br />
Irrtum! Privatleben und Firma<br />
sollten für den Fall einer<br />
Insolvenz oder gerichtlichen<br />
Auseinandersetzung finanziell<br />
und materiell getrennt sein.<br />
Eine Firma kann weiterverkauft<br />
werden, Erben können einen<br />
neuen Geschäftsführer suchen.<br />
Die GmbH einer schwer<br />
erkrankten Maklerin konnte<br />
mithilfe eines Notars zügig<br />
verkauft werden. Anschließend<br />
konnte sie sich in Ruhe ihrer<br />
medizinischen Behandlung und<br />
Genesung zuwenden. Und: Bei<br />
den Beratungen der Makler als<br />
Einzelunternehmer auf dem<br />
Weg zur juristischen Rechtsform<br />
gibt es einen entscheidenden<br />
Vorteil: Für die meisten Beratungen<br />
können Fördermittel des<br />
BAFA in Höhe von bis zu 1.750<br />
Euro abgerufen werden.<br />
Nachfolger bestimmt, gehört der Bestand<br />
dem Versicherer. Dieser kann<br />
einen anderen Makler beauftragen<br />
oder seine Ausschließlichkeitsvermittler<br />
auf die Verträge ansetzen.<br />
Eine Firma stirbt nicht<br />
Bei einer GmbH ist der Fall etwas anders<br />
gelagert: Dann fließt die Firma in<br />
die Erbmasse, denn eine Firma stirbt<br />
nicht. Alle Verträge, sowohl mit den<br />
Kunden als auch mit dem Versicherer,<br />
gehen in das Erbe über. „Eine GmbH<br />
ist schnell verkauft, dann sind weder<br />
das Geld noch die Verträge weg“, betont<br />
Schmidt. Ab einem Umsatz von<br />
100.000 Euro pro Jahr sollten Makler<br />
über eine Umfirmierung vom Einzelunternehmer<br />
zu einer juristischen<br />
Rechtsform nachdenken.<br />
»Leider hat von zehn Maklern<br />
oft nur einer einen Notfallplan.«<br />
„Eine gute Vorsorge besteht im<br />
Wechsel vom Einzelunternehmer zur<br />
juristischen Rechtsform“, rät auch<br />
Wirth. Wer eine GmbH gründet, muss<br />
Dr. Peter Schmidt<br />
Unternehmensberater<br />
einen Gesellschaftsvertrag aufsetzen,<br />
in dem die Regelungen für den<br />
Notfall festgehalten werden sollten.<br />
Einzelunternehmer sollten auf eine<br />
korrekte Maklervollmacht und eine<br />
konkrete Rechtsnachfolge achten.<br />
Doch was gehört alles in den sprichwörtlichen<br />
Notfallkoffer? „An sich<br />
reden wir über Basics, die jeder<br />
Unternehmer beachten sollte“, erklärt<br />
der Anwalt. Grundlegend ist ein<br />
Notfallordner – digital oder analog.<br />
Darin enthalten: alle wichtigen Verträge,<br />
Informationen zu Bankkonten,<br />
Computer-Passwörter, Courtagevereinbarungen<br />
und Musterverträge, die<br />
der Makler über die Jahre aufgesetzt<br />
hat. Checklisten gibt es über die Industrie-<br />
und Handelskammern oder<br />
aber auch branchenspezifischer bei<br />
Beratern wie Schmidt.<br />
Das klingt eigentlich simpel. Umso<br />
unverständlicher ist es, warum<br />
Makler sich so selten darum kümmern.<br />
„Schließlich sind ihnen doch<br />
weder ihre Kunden noch ihre Familie<br />
egal“, wundert sich Schmidt.<br />
Weiter im Thema<br />
Berater Peter<br />
Schmidt erklärt<br />
im <strong>procontra</strong>-Interview,<br />
was ohne<br />
Notfallplan<br />
passieren kann.<br />
Foto: Dr. Peter Schmidt Consulting & Coaching – Unternehmensberatung