procontra Ausgabe 02/2023
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Bestands-Check VERSICHERUNGEN | 49<br />
Was Sie erfahren werden:<br />
Wo Tariferhöhungen zu erwarten sind<br />
Warum Unterversicherung als Thema an Brisanz gewinnt<br />
Welche Anknüpfungspunkte Berater nutzen können<br />
Die Inflation führt dazu, dass immer mehr<br />
Menschen über Kürzungen beim Versicherungsschutz<br />
nachdenken. „Wenn Einsparungen nötig<br />
sind, landen viele schnell bei Versicherungen“,<br />
hat Dirk Schmidt-Gallas, Leiter der globalen<br />
Versicherungs-Practice bei Simon-Kucher, beobachtet.<br />
Im Oktober 2<strong>02</strong>2 veröffentlichte die<br />
Unternehmensberatung eine Studie, in der die<br />
Folgen der Inflation für Versicherer und Kunden<br />
untersucht wurden. Das Ergebnis verdeutlicht<br />
die Brisanz für die Branche: 65,7 Prozent der Befragten<br />
gaben an, dass ihr Zahlwille für Versicherungen<br />
gesunken ist.<br />
Schlechte Nachrichten für Versicherer, die selbst<br />
mit erhöhtem Preisdruck kämpfen und Wege<br />
finden müssen, diesen weiterzugeben. Gerade<br />
in der Schaden- und Unfallversicherung sind die<br />
Summen im Leistungsfall, wegen anziehender<br />
Preise für Material und Manpower sowie häufiger<br />
Naturkatastrophen, stark gestiegen. Ohne<br />
Prämienerhöhungen geht das nicht. Das hat sich<br />
in den letzten Monaten schon bei Kfz-Policen<br />
gezeigt, wo sich einige Tarife um 10 bis 30 Prozent<br />
verteuerten. Zwei Anbieter, die vorgeprescht<br />
sind, sind Allianz und E+S Rück. Und auch bei<br />
Wohngebäudepolicen stehen Preissprünge an.<br />
Zum einen wegen des Anpassungsfaktors, den<br />
Versicherer weitergeben müssen, wenn Gebäude<br />
zum gleitenden Neuwert versichert sind (2<strong>02</strong>3:<br />
fast 15 Prozent). Zum anderen durch Prämienanpassungen.<br />
Manche Anbieter wie die Gothaer<br />
Allgemeine und VHV nutzen bereits beide Optionen,<br />
andere dürften folgen. „Jedes Haus wird sich<br />
mit der Inflation beschäftigen müssen“, meint<br />
Frank Gehring, Partner und Versicherungsexperte<br />
bei Simon-Kucher. „Wir gehen davon aus, dass<br />
sich das Preisniveau bei Schadenkosten nach<br />
»Jedes Haus wird sich mit der Inflation<br />
beschäftigen müssen.«<br />
oben bewegt und ein Marktphänomen wird und<br />
Versicherer in puncto Beitragsanpassungen zunehmend<br />
auch in den Bestand gehen werden.“<br />
Makler: Prioritätenliste erstellen<br />
Berater sollten die Teuerungen nutzen, um beim<br />
Kunden eine Bestandsaufnahme anzuregen<br />
– mit dem Ziel, Einsparpotenzial aufzuzeigen,<br />
ohne wichtigen Schutz zu riskieren. Hier liegt<br />
eine große Gefahr: „Die hohe Inflation wird oft<br />
nur kurzfristig gesehen, wirkt sich aber langfristig<br />
aus und birgt die Gefahr einer Unterversicherung<br />
in bestehenden Policen“, warnt<br />
Schmidt-Gallas. „Man muss bedenken, dass der<br />
Absicherungsbedarf bei Abschluss niedriger war<br />
und andere Berechnungsparameter zugrunde<br />
gelegt wurden.“<br />
Frank Gehring<br />
Partner und Versicherungsexperte bei Simon-Kucher<br />
Anhand einer Liste können Berater die einzelnen<br />
Versicherungen durchgehen und vor Stolperfallen<br />
warnen. „Während manche Kunden beim<br />
Thema Hausrat überlegen, ob sie die Kosten im<br />
Schadensfall nicht selbst tragen könnten, sind sie<br />
gut beraten, essenzielle Policen wie eine Altersvorsorge,<br />
Haftpflicht oder eine BU-Police besser<br />
nicht aufzukündigen“, betont Gehring.<br />
Sparpotenzial können Berater anderswo auf-<br />
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