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procontra Ausgabe 02/2023

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Immobilienfinanzierung SACHWERTE | 83<br />

weil es aktuell hier bessere Konditionen<br />

als bei der klassischen Baufinanzierung<br />

gibt. Vor der Zinswende waren die Konditionen<br />

ähnlich wie bei der Bank. Da<br />

wurden die Verträge nicht abgeschlossen,<br />

um sich einen günstigeren Zinssatz<br />

zu sichern, sondern um sich den<br />

Zinssatz auf Dauer zu sichern. Bei der<br />

Bank werden Zinssätze oft über einen<br />

Zeitraum von 10 oder 15 Jahren vereinbart.<br />

Wer sich eine längere Zinsbindung<br />

wünscht, hat aber immer schon mit<br />

dem Bausparer arbeiten können.<br />

<strong>procontra</strong>: Ist der Bausparer demnach<br />

aktuell das Mittel der Wahl, um die<br />

Eigenheimfinanzierung auf sichere Füße<br />

zu stellen?<br />

Wagner: Ja, wenn der Kunde eine lange<br />

Zinsbindung möchte. Es gibt natürlich<br />

auch solche, die unbedingt eine Zinsbindung<br />

von 10 bis 15 Jahren möchten<br />

oder die sagen: In den nächsten 20<br />

Jahren bin ich ganz sicher schuldenfrei.<br />

Da brauche ich nicht mit dem Bausparer<br />

um die Ecke zu kommen. Nur, wenn ein<br />

Kunde nicht davon ausgeht, superschnell<br />

schuldenfrei zu werden, und<br />

eine lange Sicherheit wünscht – dann ist<br />

Bausparen das Richtige.<br />

<strong>procontra</strong>: Was sind weitere Vorteile<br />

gegenüber anderen Finanzierungsmethoden?<br />

Wagner: Bausparen hilft mir nicht am<br />

Anfang, denn in der Sparphase tilge ich<br />

nichts, wenn ich einen Bausparer in die<br />

Finanzierung einbaue. Aber nach hinten<br />

raus, in der Darlehensphase, tilge ich<br />

dafür umso schneller. Und das zu einem<br />

richtig guten Zinssatz, der bereits jetzt<br />

feststeht. Und ich habe eine größere<br />

Flexibilität als bei klassischen Finanzierungen,<br />

indem ich zum Beispiel jederzeit<br />

Sondertilgungen in beliebiger Höhe<br />

leisten kann. Hinzu kommt: Wenn ich<br />

den Bausparer bei einer vermieteten<br />

Immobilie einsetze, kann ich steuerlich<br />

mehr absetzen als bei einem Annuitäten-Darlehen.<br />

Ich kann zudem von<br />

Tag eins bis zu dem Tag, an dem ich<br />

»Viele Bausparkassen<br />

haben ihre<br />

Zinssätze noch gar<br />

nicht angepasst und<br />

sind noch mit einer<br />

Eins vor dem<br />

Komma unterwegs.«<br />

schuldenfrei bin, ausrechnen, wie hoch<br />

die monatliche Rate ist, wie hoch die<br />

Gesamtkosten sind, welchen Zinssatz<br />

ich bezahle. Bei einem Kredit kann ich<br />

das nur für die Zeit der Zinsbindung,<br />

meistens sind das 10 bis 15 Jahre.<br />

<strong>procontra</strong>: Welche Tücken schlummern<br />

in dieser Finanzierungsmethode? Was<br />

müssen Kunden bei Vertragsabschluss<br />

beachten?<br />

Wagner: Wichtig ist es, die richtige Bausparsumme<br />

zu wählen. Das wird häufig<br />

falsch gemacht. Im Nachhinein lässt<br />

sich die Bausparsumme nicht mehr<br />

vergrößern. Viele Kunden haben als<br />

Vorsorge einen 50.000-Euro-Bausparvertrag<br />

abgeschlossen. Aber was wollen<br />

Sie mit 50.000 Euro, wenn Sie eine<br />

300.000- oder 400.000-Euro-Immobilie<br />

finanzieren wollen? Dann bekomme<br />

ich für das Geld vielleicht die Tiefgarage.<br />

Ein anderer wichtiger Punkt: Nicht<br />

jede Bank arbeitet mit jeder Bausparkasse<br />

zusammen. Man muss vorher also<br />

genau prüfen, bei welcher Bank man<br />

finanzieren möchte. Und: Bausparer<br />

müssen regelmäßig überprüft werden.<br />

Vielleicht sind die Zinsen wieder<br />

gesunken und ich brauche den Vertrag<br />

nicht mehr? Eine Rate oder Sondertilgung<br />

wurde vergessen? Spätestens drei<br />

Jahre, bevor der Vertrag ausläuft, sollte<br />

man ihn checken.<br />

<strong>procontra</strong>: Wie erleben Sie in Ihrer<br />

Beratung die Folgen von Inflation und<br />

teuren Baukrediten – hat die Nachfrage<br />

nach Immobilienfinanzierungen insgesamt<br />

nachgelassen?<br />

Wagner: Die Nachfragen als solche sind<br />

nicht so stark zurückgegangen. Aber es<br />

häufen sich die Gespräche, bei denen<br />

am Ende herauskommt: Die Finanzierung<br />

ist monatlich nicht machbar, die<br />

Kunden können sich ihren Immobilienwunsch<br />

mit der aktuellen Zinsrate nicht<br />

leisten. Das gab es vor einem Dreivierteljahr<br />

in dem Ausmaß nicht. Auf der<br />

anderen Seite gibt es aber auch immer<br />

mehr Kunden, die sagen: Gerade weil<br />

alles teurer wird, will ich mich nicht<br />

auch noch mit steigenden Mieten<br />

herumschlagen.<br />

Stellt Bausparen die Finanzierung<br />

auf sichere Füße?<br />

Aktuell bessere Konditionen<br />

als bei Finanzierung über die<br />

Bank<br />

Passend bei Wunsch nach<br />

langer Zinsbindung<br />

Monatliche Rate ist von Tag<br />

eins an exakt zu berechnen<br />

Wer schnell schuldenfrei wird,<br />

sollte auf andere Methoden<br />

setzen<br />

Bausparsumme wird häufig<br />

zu niedrig vereinbart<br />

Lange Vorausplanung nötig, da<br />

keine Tilgung in der Sparphase<br />

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