SCHÖNES LEBEN – Ausgabe 82
Land, Kultur & Lebensart zwischen Elbestrand und Heidesand
Land, Kultur & Lebensart zwischen Elbestrand und Heidesand
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der regenerativen Energien mache uns unabhängiger vom<br />
Import fossiler Brenn-, Heiz- und Kraftstoffe und biete<br />
zudem große Chancen für unsere Industrie und den Wirtschaftsstandort<br />
Deutschland. Wenn die Bundesrepublik international<br />
zu den Vorreitern im Kampf gegen Klimakrise und<br />
Erderwärmung gehören wolle, dann müsse der Ausbau der<br />
Erneuerbaren deutlich Tempo aufnehmen. Das sei jedoch<br />
nicht einfach, denn kaum ein Bauvorhaben, das die Energiewende<br />
vorantreiben könnte, stoße hierzulande nicht auf Protest.<br />
Rolf Bellmann und seine Mitstreiter machen vor, wie es<br />
dennoch gehen kann. Nach der ersten Windkraftanlage <strong>–</strong><br />
einer Enercon E40 mit einer Nennleistung von 500 Kilowatt,<br />
48 Meter Nabenhöhe und einem Rotordurchmesser von 40,3<br />
Metern <strong>–</strong> kamen 2002 vier weitere, noch deutlich leistungsstärkere<br />
„Windmühlen“ hinzu. Der Windpark zwischen Westerhof<br />
und Nenndorf in der Gemeinde Rosengarten ist seit<br />
gut 20 Jahren akzeptiert <strong>–</strong> und auch das sogenannte Repowering,<br />
also der geplante Umbau zu einem Windpark der nächsten<br />
Generation, der 2024 abgeschlossen sein soll, stößt bei<br />
den Bürgern nicht auf Widerstand.<br />
Weshalb ist die Akzeptanz in der Gemeinde Rosengarten<br />
so viel größer als anderswo? Rolf Bellmann nennt den<br />
Grund: „Bürger der Gemeinde profitieren, weil ihnen die<br />
Windkraftanlagen gehören.“ Am ersten Windpark haben sich<br />
106 Kommanditisten beteiligt <strong>–</strong> ausschließlich aus der<br />
Gemeinde Rosengarten. An der eigens dafür gegründeten<br />
Betreibergesellschaft durften sich nämlich nur Bürger aus der<br />
Gemeinde Rosengarten beteiligen. Der größte Teil der Wertschöpfung<br />
aus dieser Unternehmung verbleibt somit in der<br />
Gemeinde Rosengarten. „Wir hatten hier keine Proteste, weil<br />
wir von Anfang an darauf gesetzt haben, Menschen vor Ort<br />
einzubeziehen und sie am Gewinn zu beteiligen“, erklärt<br />
Rolf Bellmann. „Wenn man Windkraftanlagen errichtet, kann<br />
man das nur im Einklang mit dem Bürger schaffen. Mein<br />
Motto lautet: Aus der Region <strong>–</strong> für die Region“, betont der<br />
erfahrene Ingenieur. Neue Windparks sollten daher nicht mit<br />
Einzelinvestoren realisiert werden, „sondern mit Teilhabern,<br />
die selbst auf diese Windräder schauen, aber auch gleichzeitig<br />
wissen, dass ihr eingesetztes Geld gut angelegt ist“.<br />
Nach 20 Jahren Laufzeit endet der Betrieb des ersten<br />
Windparks. Die vier Windkraftanlagen mit jeweils 65 Metern<br />
Nabenhöhe wurden in diesem Sommer abgebaut. „Sie werden<br />
komplett recycelt“, sagt Rolf Bellmann. Am bisherigen<br />
Standort entsteht ein neuer, leistungsfähigerer Windpark, der<br />
dann nur noch aus zwei Windkraftanlagen der neuesten<br />
Generation besteht. Diese beiden Windkraftanlagen sind<br />
wesentlich höher und leistungsstärker als die insgesamt fünf<br />
„Windmühlen“, die sie ersetzen. Anders als bei den vorherigen<br />
Windkraftanlagen wird die rotblinkende Nachtkennzeichnung<br />
bei den beiden neuen Windrädern mit jeweils 167<br />
Metern Nabenhöhe nur leuchten, wenn sich tatsächlich ein<br />
Flugzeug oder ein Hubschrauber nähert. „Dank heutiger<br />
Steuertechnik funktioniert das problemlos“, sagt Rolf Bellmann.<br />
Auch bei bestimmten Wetterlagen könne die Anlage<br />
schnell und sicher abgeschaltet werden.<br />
Mit Hilfe eines riesigen Krans wurde der Turm der demontierten Windkraftanlage sicher auf dem Ackerboden abgelegt.<br />
Herbst 2023 25