SCHÖNES LEBEN – Ausgabe 82
Land, Kultur & Lebensart zwischen Elbestrand und Heidesand
Land, Kultur & Lebensart zwischen Elbestrand und Heidesand
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Buchtipp<br />
Stille Oasen für mehr Natur<br />
Zum Spaziergang über den Friedhof lädt Sigrid Tinz mit<br />
ihrem Buch „Der Friedhof lebt!“, erschienen im pala-verlag,<br />
ein. Eindrücklich schildert sie darin, warum Begräbnisstätten<br />
für Mensch und Natur so bedeutsam sind: als Orte<br />
der Besinnung und der Trauer, aber auch des Lebens und<br />
der Artenvielfalt. Wildbienen, Schmetterlinge, Vögel oder<br />
Eidechsen finden dort wertvolle Rückzugsorte. Mauern und<br />
Steine, Bäume und Sträucher bieten ihnen Unterschlupf.<br />
Gräser und Blumen, Efeu und Flechten liefern ein breites<br />
Nahrungsangebot.<br />
Dieser Wildwuchs ist gewollt: Thomas Söller inmitten<br />
von Wildblumen, die zunehmend das Bild auf städtischen<br />
Friedhöfen prägen. <br />
Foto: Heinrich Helms<br />
Flockenblume. „Die ist wegen ihres reichhaltigen Nektarangebots<br />
eine wichtige Nahrungsquelle für Hummeln, Bienen<br />
und Schwebfliegen“, erklärt der 64-Jährige. „Aber auch<br />
Schmetterlinge wie Schachbrettfalter, Hauhechelbläuling und<br />
andere zieht es zu ihr.“ Und kaum verblüht, kommt mit dem<br />
Distelfink schon das nächste Tier vorbei, um sich an den Samen<br />
der Wiesen-Flockenblume zu laben. „Freuen wir uns,<br />
wenn sich Wildkräuter auf unseren Begräbnisstätten ansiedeln<br />
<strong>–</strong> sie fördern die Artenvielfalt auch auf dem Friedhof“,<br />
analysiert Thomas Söller und appelliert: „Lassen Sie uns den<br />
Gottesacker mal mit anderen Augen sehen, die Natur wird es<br />
uns danken.“<br />
Letzte Ruhestätten<br />
Friedhöfe sind Rückzugsräume für Pflanzen und Tiere. Während<br />
sich in Parks Menschen treffen oder mit den Hunden<br />
spazieren gehen, herrscht auf Friedhöfen meist eine große<br />
Ruhe. Das tut nicht nur uns Menschen gut, sondern hat erstaunliche<br />
Auswirkungen auf die Tier- und Pflanzenwelt.<br />
Folgende meist sehr einfach und mit nur wenig Aufwand<br />
ausführbare Maßnahmen empfiehlt der Naturschutzbund<br />
Deutschland (NABU), um die natürlichen Kapazitäten von<br />
Friedhöfen zu verbessern:<br />
Sigrid Tinz hat sich auf vielen Friedhöfen in der Stadt und<br />
auf dem Land umgesehen und stellt die vielfältigen Lebensräume<br />
für unsere heimische Tier- und Pflanzenwelt vor.<br />
Den Wandel in der Bestattungskultur und den zunehmenden<br />
Wunsch, im Tod der Natur nahe zu sein, hat sie dabei<br />
ebenso im Blick wie die Frage, welchen Einfluss die Wahl<br />
der Begräbnisstätte und die Grabgestaltung auf die Artenvielfalt<br />
hat. Die Geoökologin erklärt, warum Naturschutz<br />
und Pietät wunderbar zusammenpassen und wie die Biodiversität<br />
auf dem Friedhof gefördert werden kann: durch<br />
gezielte Pflanzenwahl und passende Pflege, aber auch mit<br />
innovativen Ideen und der Abkehr von übertriebenem Ordnungssinn.<br />
Das Buch zeigt: Die kleinen Naturparadiese, die<br />
auf Friedhöfen geschaffen werden, sind tröstlich für uns<br />
Menschen. Nirgendwo sonst lässt sich der Kreislauf des<br />
Lebens besser verstehen.<br />
Sigrid Tinz: Der Friedhof lebt!<br />
Orte für Artenvielfalt, Naturschutz und Begegnung,<br />
pala-verlag, Darmstadt, 2021,<br />
160 Seiten, Hardcover,<br />
19,90 Euro,<br />
ISBN: 978-3-89566-413-7<br />
● Erhaltung von alten Bäumen und Baumgruppen. Auch in<br />
Schattenbereichen siedeln sich gerne Farne, Moose und<br />
Flechten an<br />
● Laubbäume versinnbildlichen den Lebenszyklus von Leben<br />
und Tod vom Ergrünen bis zum Laubfall<br />
● Bewahrung von Alt- und Totholz, denn morsches Holz ist<br />
ein sehr wertvoller Lebensraum für Käferlarven und andere<br />
wirbellose Tiere<br />
Holert<br />
BESTATTUNGEN SEIT 1919<br />
Bestattungsinstitut<br />
Emil Holert<br />
Inhaber Renate Ahrens e. K.<br />
Schwarzenbergstraße 38<br />
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Herbst 2023 39