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SCHÖNES LEBEN – Ausgabe 82

Land, Kultur & Lebensart zwischen Elbestrand und Heidesand

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Nach einer Versammlung mit den Landwirten aus Westerhof,<br />

Tötensen, Sieversen, Iddensen und Leversen entschlossen<br />

sich zehn Interessierte, sich an diesem ersten Windkraft-<br />

Projekt bei Westerhof zu beteiligen.<br />

„Damals haben wir Neuland betreten, aber rückblickend<br />

kann man sicher sagen, dass sich die Investitionen für die<br />

Umwelt und auch finanziell ausgezahlt haben“, sagt Rolf<br />

Bellmann. Als die Windkraft-Pioniere nach rund zweijähriger<br />

Planungsphase 1995 mit dem Bau der zu diesem Zeitpunkt<br />

größten Windkraftanlage im Landkreis Harburg beginnen<br />

konnten, sei das schon ein sehr besonderer Moment gewesen,<br />

erinnert sich der Windkraft-Pionier. Ende November wurde<br />

mit dem Probebetrieb begonnen und im Januar 1996 die<br />

Netzeinspeisung zugeschaltet. „Wir haben von diesem Zeitpunkt<br />

an allein mit unserer Enercon E 40 mehr als 18 Millionen<br />

Kilowattstunden (kWh) in das öffentliche Stromnetz<br />

eingespeist“, sagt Rolf Bellmann bei einem Ortstermin und<br />

zeigt auf den digitalen Stromzähler der Anlage. Der wird<br />

demnächst aufhören zu zählen, denn die Anlage wird stillgelegt<br />

und geht vom Netz. Turbine und Rotorblätter dieser<br />

ersten Windkraftanlage in Westerhof werden im Zuge der<br />

Demontage des Windparks Rosengarten I abgebaut und recycelt.<br />

Der Betonmast, der laut Gutachten noch mindestens 100<br />

Jahre halten wird, bleibt stehen und soll künftig als Antennenmast<br />

für ein Telekommunikationsunternehmen dienen.<br />

Neben dem ersten „Windspargel“ drehten sich seit 2002<br />

auf dem Acker zwischen Nenndorf und Westerhof vier weitere<br />

Windkraftanlagen. Jede der damals ganz neuen Anlagen<br />

vom Typ Enercon E 66/70 hatte eine Höhe von 65 Metern bis<br />

zur Nabe und beinahe die vierfache Leistung der alten Enercon<br />

E 40. Mit diesen insgesamt fünf Anlagen des Windparks<br />

Rosengarten wurden während der gesamten Laufzeit jedes<br />

Jahr im Durchschnitt zehn Millionen Kilowattstunden Strom<br />

ins Netz eingespeist. „Diese Strommenge entsprach anfangs<br />

dem Jahresbedarf aller privaten Haushalte in Rosengarten“,<br />

erklärt Rolf Bellmann.<br />

Auf den bisherigen Erfolgen ausruhen wollen sich der<br />

technikaffine Macher aus Tötensen und seine Mitstreiter aber<br />

nicht: „Wir schauen nach vorne und glauben an eine gute<br />

Zukunft für die Windkraft in der Gemeinde Rosengarten.“<br />

Repowering <strong>–</strong> bewährte Standorte nutzen<br />

Windenergie an Land ist ein zentraler<br />

Baustein der Energiewende.<br />

Während der Wind als erneuerbare<br />

Energieressource unendlich<br />

zur Verfügung steht, sind die<br />

Flächen für dessen Nutzung im<br />

dicht besiedelten Deutschland<br />

begrenzt. Das Repowering, der<br />

Ersatz alter Anlagen durch neue<br />

und leistungsstärkere, spielt<br />

daher eine immer größere Rolle.<br />

„Repowering bedeutet weniger<br />

Beeinträchtigungen, höhere<br />

Stromerträge und das Recycling<br />

von Altanlagen“, sagt der<br />

Geschäftsführer des Windparks<br />

Rosengarten II, Percy Rahlf.<br />

Zwar sind die neuen Anlagen in<br />

der Regel höher als die älteren,<br />

doch haben sie auch geringere<br />

Drehzahlen. Rotoren mit zehn bis<br />

20 Umdrehungen pro Minute sind<br />

optisch ruhiger und angenehmer.<br />

Die Anlagen aus den neunziger<br />

Jahren erreichten bis zu 60<br />

Umdrehungen. Außerdem sind<br />

moderne Anlagen in der Regel<br />

leiser als ihre Vorgänger. Auch<br />

die Befeuerung der Anlagen hat<br />

sich technisch weiterentwickelt,<br />

so dass die Lichtemissionen<br />

deutlich sinken. Der Abstand zu<br />

Siedlungen kann vergrößert und<br />

die Anlagenzahl verringert werden.<br />

Ein Repowering muss nicht<br />

zwingend an Ort und Stelle des<br />

bestehenden Windparks erfolgen,<br />

es kann an ganz anderer Stelle<br />

realisiert und mit dem Abbau<br />

verstreuter Altanlagen, sogar in<br />

Nachbarkommunen, verbunden<br />

werden. Für Kommunen, Anwohner,<br />

Flächeneigentümer und<br />

Betreiber von Windkraftanlagen<br />

bietet das Repowering eine<br />

Reihe von Vorteilen. Der höhere<br />

Stromertrag der neuen Anlagen<br />

ermöglicht trotz sinkender<br />

Vergütung auskömmliche Einnahmen<br />

und attraktive Pachten.<br />

Diese kommen bei kommunalen<br />

Flächen allen Bürgern zugute.<br />

Nach dem Rückbau landen Beton<br />

und Stahl, aus denen Windkraftanlagen<br />

hauptsächlich bestehen,<br />

üblicherweise im Straßenbau<br />

oder im Stahlwerk. Eine größere<br />

Herausforderung ist es, ausgediente<br />

Rotorblätter zu recyceln.<br />

Glasfaserverstärkte Kunststoffe<br />

(GFK), die zum Beispiel auch für<br />

Segelboote verwendet werden,<br />

lassen sich nicht ohne weiteres<br />

verwerten. Spezielle Betriebe<br />

zerkleinern die Kunststoffe und<br />

verwerten sie thermisch. Eine<br />

stoffliche Verwertung der GFK ist<br />

erst seit wenigen Jahren möglich:<br />

Für die Zementindustrie sind<br />

sie eine Alternative zu fossilen<br />

Brennstoffen. Zudem dienen sie<br />

als Sand-Ersatz.<br />

(Quelle:<br />

https://www.abo-wind.com)<br />

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Herbst 2023

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