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SCHÖNES LEBEN – Ausgabe 82

Land, Kultur & Lebensart zwischen Elbestrand und Heidesand

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Die historische Aufnahme zeigt die Abbrucharbeiten der<br />

Wohnhäuser am Kehrwiederfleet. Ab dem 16. Jahrhundert<br />

wuchs das Kehrwiederviertel direkt am Stadtwall, heute<br />

Am Sandtorkai, zu einem Arbeiter- und Handwerkerquartier<br />

mit teils enger Gängeviertelbebauung heran.<br />

Für den Bau der Speicherstadt wurden die Bewohner ab<br />

18<strong>82</strong> zwangsumgesiedelt. Das gesamte Wohnviertel wurde<br />

niedergelegt. Foto: Staasarchiv Hamburg<br />

Die historische Aufnahme von der Ecke Stubbenhuk/<br />

Schaartor stammt von einer Reklamemarke, die seinerzeit<br />

für Werbezwecke benutzt wurde.<br />

verfeindete Jugendgangs, blutige Nasen und den Gestank der<br />

Kloake. „Mein Großvater war 1907 geboren worden in einem<br />

der engen Häuser mit Plumsklos auf dem Hof, das sich mehrere<br />

Familien teilten“, berichtet Andreas Karmers. Walter<br />

Wedstedts Mutter betrieb einen Zeitungsladen in der Neustädter<br />

Straße. „Mein Großvater und mein Onkel sind dort<br />

geboren. Damals säumten alte Fachwerkhäuser die Straßen,<br />

die dann den Gründerzeithäusern weichen mussten“, berichtet<br />

der Filmemacher. Der Geschichte seiner Familie, insbesondere<br />

der seines Großvaters als Ich-Erzählerstimme aus<br />

dem Off, stellt Andreas Karmers historische Materialien<br />

gegenüber und zeichnet so den gesellschaftlichen und politischen<br />

Wandel in den Gängevierteln nach.<br />

Die Gängeviertel: Eng mit Fachwerkhäusern<br />

bebaute Wohnquartiere<br />

aus dem 16. und 17. Jahrhundert.<br />

„Von dem einen Hamburger Gängeviertel zu sprechen, ist<br />

falsch. Es gab Gängeviertel in weiten Teilen der Altstadt und<br />

der Neustadt“, erläutert der Regisseur und Produzent in einer<br />

Person. Die größtenteils eng mit Fachwerkhäusern bebauten<br />

Wohnquartiere entstanden im 16. und 17. Jahrhundert. Die<br />

Wohnungen waren oft nur durch schmale Gassen, labyrinthartige<br />

Hinterhöfe, Torwege und die namensgebenden verwinkelten<br />

Gänge zwischen den Häusern zu erreichen. Durch<br />

das Bevölkerungswachstum, das sich seit Mitte des 19. Jahrhunderts<br />

enorm beschleunigte, wurden die Gängeviertel zum<br />

Zuhause von immer mehr in prekären Verhältnissen lebenden<br />

Menschen. Lebten 1852 zu Beginn der Industrialisierung<br />

noch rund 160.000 Menschen in der Hansestadt, so waren es<br />

1900 bereits mehr als 700.000. Die drangvolle Enge in den<br />

Elendsquartieren mit all den negativen Folgen nahm dementsprechend<br />

zu. Neben der Überbevölkerung war vor allem die<br />

Wasserver- und -entsorgung ein Riesen-Problem.<br />

An der Straße Pumpen in der Hamburger Altstadt standen<br />

die Wohnhäuser einst dicht an dicht. Das Quartier wurde<br />

für den Bau eines modernen Kontorhausvietrtels abgerissen.<br />

Foto: Staatsarchiv Hamburg<br />

Die Altstadt-Häuser an der Ecke Pumpen/Burchardstraße<br />

wurden abgerissen. Stattdessen wurde an der Stelle das<br />

Chilehaus gebaut, das Prunkstück des neuen Kontorhausviertels.<br />

Foto: Staatsarchiv Hamburg<br />

54<br />

Herbst 2023

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