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Urlaubsmagazin Sächsische Schweiz 2022

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Sebastian Thiel<br />

Da habt ihr ja noch ein ordentliches Stück vor<br />

euch«, verabschiedet uns Maik Richter vom<br />

» Gasthof Hertigswalde, nachdem wir ihm unser<br />

Vorhaben erklärt haben. Dann stapfen wir wieder<br />

durch den tiefen Schnee zu unserer Route zurück.<br />

Der Gastronom hat uns eben seine kleine Dammwild-Herde<br />

gezeigt, die er seit den 1990er Jahren<br />

in einem weitläufigen Gehege hält. Scheu und neugierig<br />

hatten uns die Tiere aus der Ferne beäugt.<br />

Es ist ein Sonntagmittag im Januar. Das Thermometer<br />

zeigt minus sechs Grad Celsius. Das Winterwetter<br />

der letzten Tage hat die <strong>Sächsische</strong> <strong>Schweiz</strong><br />

in ein Märchenreich aus Schnee und Eis verwandelt.<br />

Das hat uns hergelockt. Selbst hier im sächsischböhmischen<br />

Bergland ist so viel weiße Pracht<br />

selten. Unser Projekt: die grenzüberschreitende<br />

»Zwei-Gipfel-Tour« von Sebnitz über den Wachberg<br />

und den Tanzplan. Die 15-Kilometer-Runde wird als<br />

mittelschwere Tour in der Winterwanderkarte der<br />

<strong>Sächsische</strong>n <strong>Schweiz</strong> empfohlen. Was uns unbedarften<br />

Städtern nicht bewusst war: Bei Schnee verschwinden<br />

manchmal nicht nur Wege und Wegmarkierungen.<br />

Es verschwindet auch das »mittel«<br />

aus »mittelschwer«.<br />

Wir haben noch nicht einmal ein Viertel des<br />

Weges geschafft, als wir erstmals an dem Vorhaben<br />

zweifeln. Die Kälte ist kein Thema. Wir sind warm<br />

eingepackt und das Wandern heizt ein. Aber durch<br />

den Schnee kommen wir nur mühsam voran.<br />

76 URLAUBSMAGAZIN <strong>Sächsische</strong> <strong>Schweiz</strong> <strong>2022</strong><br />

WINTER<br />

Jetzt haben wir auch wieder Augen dafür,<br />

wie unglaublich schön es hier ist.<br />

An einer vereisten Bank oberhalb von Hertigswalde<br />

legen wir eine Verschnaufpause ein. Ermutigend<br />

dampft heißer Kaffee im Becher. Jetzt haben wir<br />

auch wieder Augen dafür, wie unglaublich schön es<br />

hier ist. Wir sind Teil einer Winterlandschaft wie aus<br />

dem Bilderbuch: sanftes Hügelland mit Feldern und<br />

Wäldern unter einer makellosen Decke aus Schnee,<br />

verschneite Häuschen mit weißen Rauchfahnen,<br />

zwei einsame Skiläufer am Horizont. Sogar das leise<br />

Hundegebell, das man sich zu so einer Szene immer<br />

vorstellt, weht aus dem Dorf herüber.<br />

Wir laufen weiter. Noch immer sinken wir mit<br />

jedem Schritt ein, aber weniger tief. Ab und zu bleiben<br />

wir stehen, um bewusst die wunderbare Schneeluft<br />

zu atmen und in den Frieden der Winterlandschaft<br />

zu lauschen. Ein winziger Bach plätschert leise zwischen<br />

perfekten Ufern aus Schnee. Von fern klingt<br />

der Staccato-Ruf eines Buntspechts durch den Wald.<br />

Ansonsten kostbare, zeitlose, majestätische Stille.<br />

Am Fuße des Wachbergs geht es uns plötzlich wie<br />

Hänsel und Gretel. Wo weiter? Weg und Wegmarkierungen<br />

sind verschwunden. Etwas ungläubig folgen<br />

wir den Anweisungen der Karten-App, die uns durch<br />

unberührten Schnee zwischen den Bäumen direkt<br />

den steilen Hang hinaufführen will. Wenn hier ein<br />

Weg ist, hat er sich gut versteckt. Dann entdecken<br />

www.saechsische-schweiz.de

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