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asphalt 02/24

Die Fachzeitschrift asphalt vertritt als offizielles Organ des Deutschen Asphaltverbandes (DAV) e.V. sowie des Deutschen Asphaltinstitutes (DAI) e.V. die Interessen der Asphalt produzierenden und verarbeitenden Industrie. Thematische Schwerpunkte sind Fachartikel, Berichte und Reportagen aus den Bereichen Wirtschaft und Politik mit Auswirkungen auf die Asphaltbranche sowie Entwicklungen und Tendenzen in der Verkehrspolitik, Neue Einbauverfahren, Neuerungen in der Maschinentechnik, Wiederverwendung, Lärmreduzierung, interessante Bauvorhaben, neue Regelwerke für die Asphaltbranche, aus dem Asphaltmischwerk, Neues aus dem Prüflabor und Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz.

Die Fachzeitschrift asphalt vertritt als offizielles Organ des Deutschen Asphaltverbandes (DAV) e.V. sowie des Deutschen Asphaltinstitutes (DAI) e.V. die Interessen der Asphalt produzierenden und verarbeitenden Industrie. Thematische Schwerpunkte sind Fachartikel, Berichte und Reportagen aus den Bereichen Wirtschaft und Politik mit Auswirkungen auf die Asphaltbranche sowie Entwicklungen und Tendenzen in der Verkehrspolitik, Neue Einbauverfahren, Neuerungen in der Maschinentechnik, Wiederverwendung, Lärmreduzierung, interessante Bauvorhaben, neue Regelwerke für die Asphaltbranche, aus dem Asphaltmischwerk, Neues aus dem Prüflabor und Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz.

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38<br />

Asphaltmischanlagentechnik<br />

Interview<br />

Asphaltherstellung<br />

und Nachhaltigkeit<br />

: Herr Thomschke, Sie haben in<br />

ihren Vorträgen bei den Deutschen Asphalttagen<br />

und beim VDBUM Großseminar<br />

betont, die moderne Asphaltmischanlagentechnik<br />

stehe in keinem Widerspruch zu<br />

mehr Nachhaltigkeit. Worauf genau wollen<br />

Sie damit hinaus?<br />

Jan Thomschke: Eine Asphaltmischanlage verbraucht<br />

Energie und erzeugt Emissionen.<br />

Außerdem werden für die Asphaltherstellung<br />

Ressourcen verwendet, die ihrerseits einen<br />

ökologischen Fußabdruck haben. Allerdings<br />

können wir an allen drei Punkten mit modernen<br />

technischen Lösungen ansetzen. Wir<br />

haben bei Ammann nicht umsonst die „Green<br />

Plant“, also die „Grüne Asphaltmischanlage“<br />

ausgerufen. Die Temperaturabsenkung, die<br />

Wiederverwendung von Ausbau<strong>asphalt</strong> und<br />

die flexible Nutzung verschiedener, auch alternativer<br />

Brennstoffe sind die wesentlichen Bausteine,<br />

die es umzusetzen gilt.<br />

Welchen dieser drei Bausteine betrachten<br />

Sie als den wichtigsten?<br />

Ich sehe als unsere vordringliche Aufgabe, den<br />

Ausbau<strong>asphalt</strong> zu einem möglichst hohen<br />

Anteil wiederzuverwenden. Das spiegelt sich<br />

auch in der Anlagentechnik wider. Wer Asphaltmischanlagen<br />

kennt, der weiß, dass früher<br />

oben auf der Anlage ein Sieb war, das die Fraktionen<br />

gebildet hat, und darunter stand der<br />

Mischer. Dieser Mischturm ist an die zweite<br />

Stelle gerückt. Die Trommel zur Erwärmung des<br />

RC-Materials steht heute baulich im Mittelpunkt<br />

neuer Anlagen. Die Anlagen dieses Typs<br />

heißen bei Ammann HRT, also „High Recycling<br />

Technology“. In Europa haben wir bereits 50<br />

Anlagen dieses Typs gebaut, vor allem in der<br />

DACH-Region.<br />

Verwenden Sie den Begriff „Recycling“ synonym<br />

für „Wiederverwendung“?<br />

Die Wiederverwendung ist die höchste Form<br />

des Recyclings. Das ist es, was wir alle wollen<br />

und was den größten Anteil ausmachen sollte:<br />

Dass wir ein Material zum gleichen Zweck und<br />

in der gleichen Qualität nutzen. Dafür muss es<br />

sortenrein gelagert, sorgfältig aufbereitet und<br />

im Labor analysiert werden.<br />

Gerade deshalb begrüßen auch<br />

wir die Gründung der RAL-Gütegemeinschaft<br />

für Lagerung und<br />

Aufbereitung von Ausbau<strong>asphalt</strong>.<br />

Der nächste wichtige Schritt ist dann,<br />

dieses Material vor der Zugabe schonend<br />

und unter Berücksichtigung der Emissionen<br />

zu erwärmen. Hier sind Gegenstromanlagen<br />

eine hochwertige technische Lösung. Bei einer<br />

solchen Anlage wird das Material nicht mit<br />

einer Flamme, sondern über 650 Grad Celsius<br />

warme Luft behandelt. Dafür lässt sich gefilterte<br />

Kaminluft ins System zurückführen, die<br />

bereits eine Temperatur von etwa 100 Grad hat.<br />

Damit kommen wir zu den Brennern und<br />

Brennstoffen: Wie erzeugen wir die Wärme<br />

so, dass der CO 2 -Fußabdruck möglichst<br />

klein bleibt?<br />

Als wichtigsten fossilen Brennstoff haben wir<br />

in Deutschland über viele Jahre hinweg den<br />

Braunkohlenstaub genutzt; hinzu kamen Erdgas,<br />

Flüssiggas und Heizöl. Das Thema Wasserstoff<br />

ist gerade in aller Munde, daneben gibt es<br />

Biogas, Bio-Öle, Tall- und Kiefernöle aus der<br />

Holzverarbeitung und Holzstaub als alternative<br />

Brennstoffe, um den CO 2 -Fußabdruck an<br />

Asphaltmischanlagen in Zukunft deutlich zu<br />

senken.<br />

Mit unseren Brennern kann man grundsätzlich<br />

sämtliche Brennstoffe nutzen, was eine<br />

hohe Flexibilität erlaubt mit Blick auf die Verfügbarkeit.<br />

Heutzutage ist es Standard, dass ein<br />

Brenner bis zu vier Brennstoffe verbrennen<br />

kann, teilweise auch in einer Mischfeuerung.<br />

Der Wasserstoffbrenner ist entwickelt: Man<br />

kann relativ leicht eine Mischung aus Erdgas<br />

und Wasserstoff zugeben. In einem Verhältnis<br />

von 30 Vol.-% Wasserstoff zu 70 Vol.-% Erdgas<br />

ist das mit jedem Ammann-Gasbrenner möglich,<br />

mit leichten Modifikationen lässt sich auch<br />

ein Gemisch mit bis zu 60 Vol.-% Wasserstoff<br />

nutzen. Auch der 100-%-Wasserstoffbrenner<br />

ist bereits auf dem Markt und bei Ammann<br />

erhältlich. Der Stolperstein, für den es künftig<br />

Lösungen geben wird, ist schlicht die Verfügbarkeit<br />

von Wasserstoff.<br />

Dipl.-Ing. Jan Thomschke,<br />

Ammann Asphalt GmbH (Quelle: DAV)<br />

Fehlt noch der von Ihnen genannte Baustein<br />

der Temperaturabsenkung. Wie lässt<br />

sie sich an der Asphaltmischanlage gut<br />

umsetzen?<br />

Ich habe mich sehr gefreut, als sich der DAV im<br />

vorigen Jahr so klar hinter die Einführung der<br />

Temperaturabsenkung als neuem Standard<br />

gestellt hat. Wer Bilder vergleicht von Heiß<strong>asphalt</strong>,<br />

der mit 160 Grad am Mischwerk verladen<br />

wird, und TA Asphalt bei 120 Grad, sieht mit<br />

bloßem Auge den Unterschied bei der Bildung<br />

von Dämpfen bzw. Entstehung von Emissionen.<br />

Rechnerisch sagen wir als Faust formel:<br />

Wer die Asphalttemperatur um 10 Grad<br />

absenkt, reduziert die Emissionen um 50 Prozent.<br />

Was heißt das für die Asphaltmischanlagen?<br />

Natürlich hat die Herstellung Temperaturabgesenkter<br />

Asphalte mit Additiven ihre Berechtigung<br />

und Anwendungsbereiche. Wir als<br />

Ammann favorisieren Schaumbitumen. Dem<br />

Bitumen werden zwei bis vier Prozent Wasser<br />

zugesetzt und beide werden unter Druck dazu<br />

gebracht, sich zu vermischen. Der entstehende<br />

Schaum hat eine sehr große Oberfläche. Deshalb<br />

können sich das RC-Material im Mischer<br />

und der kleine Anteil von Neumineral und Füller<br />

sehr gut mit dem Bitumen verbinden – auch<br />

bei niedrigen Temperaturen. So lassen sich<br />

hohe Wiederverwendungsraten mit der Temperaturabsenkung<br />

kombinieren. Man erhält<br />

einen Temperaturabgesenkten Asphalt, der in<br />

seinen Eigenschaften ebenbürtig ist mit einem<br />

Heiß<strong>asphalt</strong>.<br />

Vielen Dank für das Gespräch!<br />

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